Eskapaden in Gelsenkirchen | Vor #deraktuellenSituation habe ich die Halden des Ruhrgebiets nur von Weitem gesehen. Jetzt steige ich hinauf. Zwar mangelt es beim Erklimmen deutlich an Kanaren- und Abruzzengefühl, aber was will man machen. Ich stelle mir einfach vor, dass es sich bei den Kraftwerken, Fußballstadien und den putzbröckelnden Geschossbauten der Immobilienkonzerne um touritisch hoch relevante urban art handelt, eine besichtigenswerte Großrauminstallation, das Siechtum der einst entfesselten Industrialisierung.
Wir fuhren also zur Halde Rheinelbe. In zarter Verzweiflung, inzwischen ideenlos, was man noch tun kann außer im Wald umherlaufen, hatte ich das Buch „52 kleine und große Eskapaden im Ruhrgebiet“ erworben. Dort ist ein Acht-Kilometer-Weg beschrieben, der erst auf die Halde hinauf und durch einen Skulturenwald führt, dann durch Gelsenkirchener Stadtviertel und den Mechtenberg mit dem Bismarckturm hinauf.
Der Rundweg war mäßig spannend, die Halde an sich ist prima. Die zehn Meter hohe „Himmelstreppe“, aufgestapelten Betonblöcke, kann man besteigen, was besonders für kletterfreudige Kinder ein guter Zeivertreib ist. Den umliegenden Wald kann man auf Trampelpfaden erkunden. Dort stehen zahlreiche Skultpuren des Recklinghäuser Künstlers Hermann Prigann.
Käte | Die Romanvorschau ist online.
Voraussichtliches Erscheinungsdatum: 13. September 2021. Hach! Ich bin ein bisschen aufgeregt.
Das Cover stammt von Elizabeth Mayville. Der Verlag hat es bei ihr für das Buch in Auftrag gegeben. Mir gefällt ihr Stil total gut.
Derweil brachte ich am Wochenende die erste Lektoratsrunde zu Ende. Ich arbeitete die Verbesserungsvorschläge der Lektorin ein, schob einige Textabschnitte von oben nach unten, ergänzte, strick, und manchmal drückte ich auch nur auf „Änderung annehmen“. Dann gab ich den einzelnen Kapiteln noch Überschriften.
Am kommenden Samstag können Sie etwas über die Geschichte und das Entstehen des Buches erfahren – bei meiner Online-Lesung für die Dortmunder Tafel. Außerdem lese ich launige Geschichten aus dem Blog. Anmeldung per Mail beim Veranstalter, dem Dortmunder Tangent-Club: tc63@tangent-club.de. Wir starten nach der tagesschau um 20:15 Uhr. Den Link gibt’s nach der Anmeldung.
Pflanzenparkplatz | Am Freitag reiste ich nach Bielefeld zu einer Kundin. Sie kennt das Kännchenblog und meinen Garten und hatte gefragt, ob ich Pflanzen aus ihrem Garten haben wolle. Sie habe wunderschöne – und so viele, dass sie mir gerne welche absteche. Also fuhr ich hin. Es war auch eine gute Gelegenheit, sich nach sechs Monaten gemeinsamer Online-Treffen einmal persönlich zu sehen. So saßen ich also auf der Bank in ihrem Garten, sie in Entfernung auf einem Baumstamm, ich neben dem Zimtschnecken, wir tranken Capuccino und schnackten.
Im Hintergrund krähte sich Hahn Karl-Gustav die Seele aus dem Leib. Er hatte wohl Sorge, dass ich ihm die Frauen abspenstig mache.
Ich kehrte heim mit einem Kofferraum voller Schätze: Astern, Nachtkerzen, Färberkamille, Violen und Mutterkraut. Einen Tag später pflanzte ich alles ein, in strömendem Regen, aber mit großer Zuversicht. Weil man sich, wie ich lernte, für Pflanzen nicht bedanken darf (dann gehen sie nicht an), nicke ich an dieser Stelle nur in Richtung Bielefeld.
Inzidenzen und Altersgruppen | Beim Robert-Koch-Institut (RKI) hat man die Möglichkeit, sich die Inzidenzen in seinem Landkreis nach Altersgruppen aufsplitten zu lassen. Ich habe das mal für die mich betreffenden Kreise Dortmund (ich) und Recklinghausen (Knuffelcontact) gemacht. Erkenntnis: Nachdem es uns in der zweiten Welle nicht gelang, die Alten zu schützen, sind die Opfer der dritten Welle nun Eltern, Kinder und junge Leute.
- Die Inzidenz in den geimpften Altersgruppen liegen unter dem Durchschnitt: in Dortmund mit 61 und 72 deutlich unter 100 und damit etwa bei der Hälfte der Gesamtinzidenz der Stadt (aktuell circa 123).
- Interessant wird es in meiner eigenen Altergruppen und den Altersgruppen der Kinder. Die höchste Inzidenz (216) hat in Dortmund die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, gefolgt von 5- bis 9-Jährigen (193) und den 0- bis 4-Jährigen (186). Also: Eltern und ihre Kita- und Grundschulkinder.
- In Recklinghausen haben die 20- bis 24-Jährigen (253) und die 25- bis 29-Jährigen (221) die höchsten Inzidenzen, gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen (202) und den 40- bis 49-Jährigen (177).
Man sieht also deutlich, wer von der dritten Welle aktuell am meisten betroffen ist. Es sind die nicht Geimpften mit den meisten Kontakten – im Privatleben, aber auch und vor allem (unfreiwillig) in Schule und Berufsleben.
Die Daten kann man sich beim RKI zurechtklicken und auf diese Weise auch im Zeitverlauf verfolgen. Weil das nicht ganz selbsterklärend ist, teile ich hier einmal meine Filtermaske zum Nachbauen:
Wenn die Politik nun also erst ab einer Inzidenz von 200 an drei aufeinanderfolgenden Tagen in den Distanzunterricht wechseln möchte, heißt das auch: Die Inzidenz in der Altersgruppe der Eltern und Kinder ist dann bereits durch die Decke gegangen. Ein gutes Beispiel ist Chemnitz. Die offizielle Inzidenz lautet „nur“ 225. Dort liegt die Inzidenz bei den 30- bis 39-Jährigen bei 534, bei den 5- bis 9-Jährigen bei 888. Es mutet wie eine Durchseuchung der Eltern- und Kindergeneration an – mit vielen Langzeitkranken.
(Danke an Florian S. für den Hinweis auf die RKI-Daten)
Gelesen | Zehn spannende Erkenntnisse über Kohlmeisen
Gelesen | Pia Ziefle vom Buchladen Mössingen über die Möglichkeit, dann Kundinnen nun wieder bei ihr einkaufen können:
Wer soll denn da nicht verrückt werden, wer soll sich denn die alle paar Tage wechselnden Konditionen merken, wer soll denn den Nerv haben, in allen Läden auf der Einkaufstour anzurufen und zu fragen, wie es gerade gehandhabt wird? Und das im Drei-Landkreise-Eck hier in Mössingen? Wissen Sie was? Da kann ich FAST verstehen, wenn Sie online einkaufen – denn der Postbote bringts ja. und der ist zuverlässig legal unterwegs, während wir einfach ganz ehrlich nicht wissen, was uns und Sie am kommenden Dienstag oder übernächste Woche erwartet.
Und das alles liegt nicht an der Pandemie. Es liegt nicht am Virus. Es liegt nicht an der Infektionsgefahr. Sondern am Umgang damit, und daran, dass keiner die Eier hat (das ist eine Ostermetapher, nichts sonst …), dass keiner die Eier hat sich hinzustellen und Verantwortung zu übernehmen.
Unser Shutdown – Buchladen Mössingen
Kommentare
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Der Platz neben den Zimtschnecken ist natürlich immer der beste Platz!
Hab mich soeben für die Lesung angemeldet, bin schon sehr gespannt! (Auch ob ich das hinkriege, ist das erste mal das ich an sowas teilnehme, aber so langsam wird’s mal Zeit für etwas Abwechslung im Isolationstrott.)
Über die ganzen Zahlen mag ich gar nicht zu genau nachdenken. Ich selbst bin ja derzeit einigermaßen geschützt, aber ich hänge halt auch an meinen Neffen und würde sie gerne noch ein bißchen behalten, das die weiterhin in den Präsenzunterricht müssen gehört zu den Dingen die mir wirklich Bauchschmerzen machen…
Habe mich für die Lesung schon am 21.3. angemeldet. Kommt der Link erst kurz vorher ?
Die Zahlen… kein Kommentar, aber danke für die ausführliche Darstellung. Hier in Rostock hat man mit weitreichenden Öffnungen viele Monate verspielt, in denen es uns vergleichsweise gold ging. Und nein, weder mehr Tests noch LUCA werden das aufhalten können. Wir haben hier nur zwei Krankenhäuser, wenn in den Landkreisen die Zahlen auch hoch bleiben, müssen die eigentlich noch von dort aufnehmen.
Danke auch für den Link zu Pias Rant. Ich hab das Gefühl, dass inzwischen auch die Vernünftigen, Klugen, Einsichtigen etc. keinen Bock mehr haben. Keinen Bock darauf, Tag für Tag für dumm gehalten zu werden.
Das war dann aber schon Rand-Bielefeld ;)
Mich macht die von den politischen Entscheidungsträgern zumindest in Kauf genommene Durchsuchung der Jüngeren nur noch fassungslos. Neben unseren beiden Vollzeitjobs machen mein Mann und ich seit einem Jahr einen weiteren Vollzeitjob in der Betreuung der beiden Grundschüler (ohne jegliche Notbetreuung)und haben berufliche und private Treffen auf ein Minimum reduziert, um uns und unsere Lieben zu schützen, aber auch unseren Beitrag zur Pandemieeindämmung zu leisten. Und dann werden Gesetze (die üblicherweise langfristige Entscheidungen sind) diskutiert, die Schulschließungen für „unimpfbare“ Bevölkerungsgruppen in Zeiten gefühlt schleichenden, aber kontinuierlichem Impffortschritts an Inzidenzen bezogen auf die gesamte Bevölkerung koppeln. In wenigen Monaten werden damit Inzidenzen bei den Kindern (und deren weitgehend noch ungeimpften Eltern) in Kauf genommen, die das Beispiel Chemnitz, um ein Vielfaches überschreiten. Ich fühle mich dieser Situation nur noch hilflos ausgeliefert.
Mich würde eine Umfrage unter allen Bundestagsabgeordneten, die dieses Gesetz verabschieden werden, interessieren, inwieweit ihnen diese einfachen mathematischen Zusammenhänge bekannt und bewusst sind.
Das Buch wird im Sommer bestellt und liegt ab September in der Herdecker Bücherstube gut sichtbar bei den Neuerscheinungen. Großartiges Cover. Herzlichen Glückwunsch!
Vielen Dank für die Filtermaske zum Nachbauen.
Das war mehr als hilfreich, ohne die Vorlage wäre ich da wohl nicht weit gekommen.
Klasse!
Vielen herzlichen Dank für den Link zu den detaillierten Statistiken, und noch mehr Dank für den Screenshot. Ohne ihn hätte ich nichts Vernünftiges zusammen gebracht.
Nun habe ich zwar die Daten für meinen Stadt- und den umgebenden Landkreis, aber sie sind so weit von der vom RKI täglich gemeldeten Gesamtinzidenz entfernt, dass ich mich da doch im Detail kümmern muss. Momentan verstehe ich es / sie nicht, und das soll nicht so bleiben – aber nicht Ihr Problem!
Vielen Dank für Ihren Blog, ich lese immer wieder gerne mit.
LG von Ulrike.
Oder man steckt sich einfach selbst mit Corona an, dann sind die Daten irgendwie auch wurscht. Wir probieren das hier aktuell :-/ ( Nachahmung dringend nicht empfohlen)
Danke für den Link zu den RKI-Daten und das Teilen der Filtereinstellungen. Das habe ich gleich für meinen Landkreis getestet. Inzidenz bei den Grundschulkindern: 200. Hurra!
Die Inzidenzwerte werden leider immer weniger aussagekräftig, je mehr Personen geimpft sind. Und nun haben wir einen eh schon hohen Inzidenzwert für Schulschließungen in Gesetzesform vorliegen. Dass die Inzidenzen unter den nicht-Geimpften viel höher liegen als die Gesamtinzidenz, das interessiert unsere Politiker nur leider gar nicht.
Ui, das Buchcover sieht ja super aus!