Expedition auf eine Insel | Heute fuhr ich 520 Kilometer nach Norden. Wobei: Das ist nicht ganz richtig. 300 Kilometer lang wurde ich gefahren, von der Torfrau (i.R.). Das war schön. Erst hinter Hamburg wechselten wir das Steuer, und ich übernahm den Rest der Strecke. Der Rest bestand im Wesentlichen aus der Herausforderung, auf einer schnurgeraden Landstraße weder einzuschlafen noch geblitzt zu werden. Nach 46 Kilometern durfte ich einmal links abbiegen.
In Dagebüll parkten wir das Auto und bestiegen die Fähre nach Föhr.
An Deck war es übersichtlich. Professor Drosten hätte das gefallen.
Auf Föhr zogen wir unser Gepäck zur Ferienwohnung, und läuteten ohne Umwege das Abendritual ein. Abenteuer haben wir auf morgen verschoben.
Der Weg zum Corona-Test | Um nach Föhr zu fahren, brauchte ich einen negativen Corona-Test, nicht älter als 48 Stunden. An diesen Test zu gelangen, war eine Art Live-Game: Dortmund Escape – Finde den Test, der dich auf die Insel bringt!
Denn: Die Information, wer Menschen ohne Symptome testet – als Selbstzahler -, war nirgendwo verfügbar. Nicht auf der Webseite der Stadt, nicht auf der Webseite des Gesundheitsamtes, nicht auf allen durchgeklickten anhängigen Webseiten. Das Testzentrum der Städtischen Kliniken tut es, aber die Termine für Selbstzahler sind bis auf Weiteres ausgebucht. Anruf beim Hausarzt: „Wir testen nur bei Symptomen, nächster Termin erst in drei Tagen.“ Wohin ich mich wenden könne? Keine Ahnung. Fahrt zum Testzentrum am Klinikum Nord: Nur Reiserückkehrer. Anruf bei der Hotline des Gesundheitsamtes: „Wissen wir auch nicht, fragen Sie doch mal den Hausarzt.“ Auf Umwegen erreichte mich der Hinweis, dass es einen Rettungsdienst in der Innenstadt gebe, der teste. Dort rief ich an und bekam die Antwort: „Kommen Sie vorbei.“ Ich fuhr hin, und man nahm mir für 80 Euro einen Abstrich. Das Ergebnis kam einen Tag später per Mail: negativ.
Derweil konnte sich die Torfrau an ihrem Wohnort – sie wohnt drei Städte weiter – an einem zentralen Testzentrum für Reiserückkehrer, Reise-Hinfahrer und Menschen mit Symptomen anmelden und wurde dort auch getestet. Die unterschiedlichen Gruppen kommen dort jeweils zu unterschiedlichen Zeiten, so dass die Symptomlosen nicht auf die Hustenden treffen.
Beim Abstrich hatte ich damit gerechnet, dass man mir das Stäbchen in den Rachen rammt und durch die Nase bis ins Hirn schiebt. Aber es war harmlos.
Vor dem Klinikum Nord warteten mehrere Familien, Reiserückkehrer aus den Nachbarstädten Unna, Schwerte und Herdecke. Sie hatten sich nach ihrer Ankunft bei ihrem Gesundheitsamt gemeldet und waren nach Dortmund geschickt worden. Das Testzentrum in Dortmund schickte sie allerdings wieder fort: Keine Tests für Menschen aus anderen Städten; getestet werde außerdem erst fünf Tage nach Rückkehr, bis dahin bitte Quarantäne; die Familien sollten sich an ihr Gesundheitsamt wenden. Die Familien sagten: Aber wir haben doch unser Gesundheitsamt gefragt, und es hat uns hergeschickt, damit wir sofort getestet werden! Allgemein großer Unmut – nicht ob des Tests als solchem, sondern angesichts des Durcheinanders, wer wo wann wen testet – und angesichts der Frage, ob man nun am Montag zur Arbeit gehen kann oder nicht und wer das dem Arbeitgeber beibringt.
Pilze und Zwerge | Zwischen Corona-Test und Abfahrt nach Föhr spazierte ich durch die Haard. Wir liefen durch den Wald, bestiegen einen Feuerwachturm, guckten hinunter, stiegen wieder hinab, sahen Pilze und Zwerge und gingen wieder heim.
Ein bisschen schön ist der Herbst ja doch.
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Kommentare
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Ich wünsche ganz schöne und erholsame Ferien weg von Coronasorgen und all dem Gedöns.
Dankeschön! Das ist hier alles sehr weitläufig.
Das totale Durcheinander mit dem Gesundheitsamt berichtet H.s Schulleiterfreundin auch. Vielleicht schafft sie ja auch neben organisieren, umorganisieren, zurück organisieren, telefonieren, drei Notfallplänen und ärgern wieder mal einen Gastkommentar.
Es ist sicherlich nicht einfach als Stadt, Gesundheitsamt und für alle Anderen, das Notwendige zu organisieren. Gleichzeitig befürchte ich, dass zu viel Durcheinander die Akzeptanz der Maßnahmen senkt.