Alltagsnotizen | Es gab eine Sushi-Situation. Herr CdV hat bereits darüber berichtet.
Außerdem: gegen Geld gearbeitet, für einen Kunden Schritte und To Dos koordiniert, für einen anderen Kunden Gespräche geführt. Um den See gegangen. In der Obsttheke von Pflaumen angelächelt worden und Pflaumenkuchen gebacken. Das Käthe-Manuskript ausgedruckt; es fehlen noch einige Seiten. Aber ich bewege mich in Richtung Zielgerade, und bereite schonmal die Überarbeitungsphase vor.
Gegenwart & Zukunft | Anne-Lu „Alu“ Kitzerow ist Zukunftsforscherin. In einem Interview sagt sie Spannendes:
Alles was wir über die Zukunft, also die Zukünfte, wissen, erkennen wir nur aus der jetzigen Perspektive. Das bedeutet, wenn wir die Zukünfte erforschen wollen, dann erforschen wir eigentlich die Gegenwart.
Als Zukunftsforscherin versuche ich Möglichkeiten, Wünsche oder Ängste sichtbar zu machen und diese unter verschiedenen Gesichtspunkten zu diskutieren. Diese Möglichkeiten nennen wir Szenarien. Alles, was ich weiß, ist also: Die Zukunft ist jetzt und wir können sie auch jetzt verändern.
Hach, welch philosophische Aussage! Alle Möglichkeiten, die wir vor uns haben, betrachten wir immer nur aus der Perspektive der Gegenwart – mit ihren Erfahrungen, Limitierungen, Ängsten, Bedenken, den Freuden und Sicherheiten. Wenn wir uns auf den Weg machen, also in unsere Zukunft starten, entsteht gleichzeitig eine neue Gegenwart, die wiederum andere Perspektiven schafft und neue Möglichkeiten eröffnet, als wir vorher zu denken in der Lage waren. Also: Einfach mal los!
Gelesen | Joachim Meyerhoffs „Hamster im hinteren Stromgebiet“ zu Ende gelesen. Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, denn ich schätze Joachim Meyerhoff als Autor. Er erzählt direkt und berührend, aber nicht pathetisch. Manchmal verliert er sich etwas, findet aber immer wieder haus. Es macht Freude, ihm dabei … wie sagt man: zuzusehen? zuzulesen? Klappentext:
Was passiert, wenn man durch einen gesundheitlichen Einbruch auf einen Schlag aus dem prallen Leben gerissen wird? […]
Er [Meyerhoff, Anm.] wird als Notfall auf eine Intensivstation eingeliefert. Er, der sich immer durch körperliche Verausgabung zum Glühen brachte, die »blonde Bombe«, für die Selbstdetonationen ein Lebenselixier waren, liegt jählings an Apparaturen angeschlossen in einem Krankenhausbett in der Wiener Peripherie. Doch so existenziell die Situation auch sein mag, sie ist zugleich auch voller absurder Begebenheiten und Begegnungen. Der Krankenhausaufenthalt wird zu einer Zeit voller Geschichten und zu einer Zeit mit den Menschen, die dem Erzähler am nächsten stehen. Er begegnet außerdem so bedauernswerten wie gewöhnungsbedürftigen Mitpatienten, einer beeindruckenden Neurologin und sogar wilden Hamstern. Als er das Krankenhaus wieder verlassen kann, ist nichts mehr, wie es einmal war. Joachim Meyerhoff zieht alle literarischen Register und erzählt mit unvergleichlicher Tragikomik gegen die Unwägbarkeiten der Existenz an.
Der Klapptentext passt nicht so ganz, finde ich. Die Begebenheiten empfand ich nicht als absurd, und „voller“ Geschichten stimmt auch nicht recht.
Während Joachim Meyerhoff wegen eines „Schlagerls“ einige Tage (und vor allem auch Nächte) im Krankenhaus verbringt, geschieht äußerlich wenig: Die Ereignisse im Krankenhausalltag sind überschaubar, die Abläufe trist, die Geschichtenanzahl ist gering. Innerlich geschieht jedoch viel. Meyerhoff gerät ins Denken, Kleinigkeiten in seiner Umgebung geben den Anstoß, in Vergleiche zu ziehen und in Erinnerungen zu kramen. Gleichzeitg beobachtet und beschreibt er das Wenige, was geschieht, mit wacher Akribie. Ich war etliche Male sehr amüsiert, und habe eineinhalb Seiten lang sogar herzlich gelacht – als er mit einem Mitpatienten verwechselt wird und Pflegekräfte ihn resolut einer Duschprozedur unterziehen. Leseempfehlung.
Corona-Service | Bislang war unklar, warum einige Menschen schwere Covid-19-Verläufe haben, andere nicht. Jetzt haben Forscher:innen Hinweise dafür, dass bei einigen der schwer Erkrankten ein genetisch bedingter Mangel an Interferon die Infektion erschwert hat. Das bedeutet, einfach gesagt: Die erste Verteidigungslinie der Virusabwehr im Körper funktioniert nicht gut. Der Interferon-Mangel tritt häufiger bei Männern auf, denn der genetische Fehler befindet sich auf dem X-Chromosom. Bei Frauen, die zwei X-Chromosomen haben, bildet das zweite ein Backup. Das könnte erklären, warum mehr Männer als Frauen schwere Verläufe haben.
Kommentare
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Ich schleiche schon um den Meyerhoff herum(weil ich die bisherigen Bücher so mochte) und nun habe ich einen Grund, ihn zu kaufen: Ein Krankenhausaufenthalt, irgendwann in diesem Jahr noch – nicht wegen eines „Schlagerls“, sondern wegen der Wespen. Da braucht man dann auch was zu lachen, wenn man gezielt vergiftet wird
Ich kann mich der Empfehlung, Meyerhoff zu lesen, nur anschließen!
Ein so ernstes Geschehen zu schildern, sich sehr realistisch mit der Situation auseinanderzusetzen, das aber mit dem so besonderen Meyerhoffschen Humor und seiner mäandernden Erzählweise ist außerordentlich gut gelungen.
Ich habe Meyerhoff vor einigen Jahren neben dem großen Edgar Selge als Faust im Hamburger Schauspielhaus als Mephisto „erlebt“. Und anders als ein Erlebnis könnte man seine Performance nicht bezeichnen. Sein Name hatte sich mir dadurch (bis dato unbekannt) eingebrannt. Deshalb las ich alle seine Bücher – jedes mit großem Vergnügen.