Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Tag Zehn auf La Gomera: Wie ich Brot kaufen ging und einen einsamen Strand fand

13. 1. 2020 1 Kommentar Aus der Kategorie »Expeditionen«

Innere Uhr | Heute Morgen erwachte ich mit dem Sonnenaufgang. Das ist eine spannende Sache, die ich aus meinem geschenkten Monat in Italien kenne.

Dort war es nämlich so: In Phase Eins ging ich um 22 Uhr ins Bett, schlief bis morgens 9 Uhr, war aber immer noch müde. In Phase Zwei ging ich um 22 Uhr ins Bett, schlief bis morgens 9 Uhr und war nicht mehr müde. In Phase Drei geschah das Wunderliche: Ich fühlte mich müde, wenn das Licht verschwand und ging zwischen 21 und 21:30 Uhr ins Bett. Ich erwachte mit dem Sonnenaufgang und fühlte mich frisch.

Dasselbe passiert nun auch. Die Bettgehzeit verschiebt sich nach vorne. Die Aufwachzeit pendelt sich auf den Sonnenaufgang ein.

Als ich heute erwachte, lugte die Sonne über den Berg und es war windstill. Das erste Mal seit einer Woche. Das Wetter wurde entsprechend super.


Brot holen | Weil ich so früh wach war, schmiss ich zwei schnelle Maschinen Wäsche an. Danach machte ich mich auf dem Weg ins Tal. Durch den Baranco vor meiner Haustür ging ich hinab nach Alojera. Dort, das habe ich auf der digitalen Landkarte gesehen, gibt es einen Supermarkt. „Der hat bestimmt Brot“, dachte ich mir. Das hatte der Markt in Chipude nämlich vorgestern nicht mehr vorrätig.

Im Baranco war es wunderbar still. Sehr, sehr still.

Palmen, dahinter Berge, ein Mäuerchen

Alojera ist das Zentrum der Palmhoniggewinnung. Im Tal stehen tausend Palmen, heißt es. An jeder zweiten lehnt eine Leiter. Angezapft werden sie zwischen Februar und Juni, sagt mein Reiseführer.

Dorf in grünen Bergen

Als ich der Straße ins Dorf folgte, saß in einer Kurve ein Mann vor einem Haus. Er mag um die 60 gewesen sein, der Bauch rundlich, die Haare licht. Er sah mich und hob sogleich die Arme, als käme eine seit Jahrzehnten verschollene Bekannte die Straße hinunter.

„Hola!“, rief er. „Wo willst du hin? Wo kommst du her?“

Ich sagte ihm, dass ich nach Alojera wolle und dass ich aus Tazo komme.

„Tazo? Wohnst du bei der M?“

Ich bejahte, und er sagte: „Die M, die kenne ich. Alle hier kennen sie. Großartig! Woher bist du? Aus Deutschland? Ich habe Verwandte in Bremen, zwischen Bremen und Hamburg.“

Mein Spanisch war leider spontan zu schlecht, um ein größeres Gespräch zu beginnen. Dabei ist es erst 25 Jahre her, dass ich die Sprache gelernt habe! Hätte es ausgereicht, säße ich jetzt noch dort. So aber zog ich weiter.

Alojera hat einen Strand. Er liegt unterhalb des Dorfes. Man kann ihn von oben aus sehen. Der kleine Hafen diente einst zum Verschiffen von Tomaten. Denn im Tal und im Baranco wird viel Landwirtschaft betrieben.

Blick aus der Höhe auf eine Bucht: einige Häuser, dahinter rollt das Meer an

Ich ging nicht hinab, sondern zum Supermercado, der sich wieder, wer hätte es gedacht, neben der Dorfkneipe befand – diesmal mit eigenem Eingang, aber dennoch betrieben in Personalunion. Die Bar brummte vor Männerstimmen.

Der Supermarkt schließt um 13:30 Uhr und öffnet erst wieder um 17 Uhr. Ich überlegte, was ich neben Brot sonst noch brauchte – und was ich tatsächlich kaufen sollte. Denn ich musste alles fünf Kilometer wieder hinauf nach Tazo schleppen. Ich kaufte schlussendlich drei kleine Baguettebrote, vier Orangen und zwei Paprika.

Auf dem Rückweg saß der Mann immer noch in der Kurve. Wieder riss er die Arme hoch, als er mich sah. „Da bist du ja wieder! Das ging schnell.“

Ich erzählte ihm, dass ich eingekauft habe und nun wieder heim gehe.

„Zu Fuß hast du eingekauft? Aus Tazo? Aber warum? Das ist verrückt.“

Wir wechselten ein paar Worte, dann verabschiedete ich mich. Als ich mich noch einmal umdrehte, winkte er enthusiastisch.

Weiter den Berg hinauf fand ich einen Wegweiser. Er zeigte ins Geröll und war beschriftet mit „Playa del Trigo, 1,1 Kilometer“. So ein Playa, dachte ich mir, das wäre jetzt was.

Gemeinsam mit meinen drei Broten, vier Orangen und zwei Paprika stapfte ich durch die Steine und um das Haus herum.

Dahinter hörte ich bereits das Rollen des Meeres, und ein kleiner Pfad führte hinab zum Strand.

Steinmännchen, dahinter Meer

Ich stieg den Weg hinab. Dort: niemand.

Panoramaaufnahme: der Baranco mündet ins Meer

Ein menschenleerer Strand.

Doch hier sind öfter Leute. Überall Steinmännchen. Eine Feuerstelle. Steine waren zu runden Mäuerchen aufgestapelt.

Steinmännchen, dahinter das Meer

Ich setzte mich auf ein Holzbrett, aß eine Banane und eines der kleinen Baguettes und machte Siesta.

Holzbrett, darauf eine Trinkflasche, dahinter das Meer und Felsen, die ins Wasser abfallen

Das Meer war laut und kraftvoll. Eidechsen liefen über die Steine. In der Höhe kreiste ein Vogel. ging in den Baranco hinein und wieder hinaus, betrachtete das Meer und dachte an nichts.

Danach stieg ich den Pfad wieder hinauf und machte mich auf den Rückweg nach Tazo.

Geröllstraße den Berg hinauf, daneben das Palmental

Der Rückweg führt entweder durch den Baranco oder über die Geröllstraße. Der Weg durch den Baranco ist steil. Der Weg über die Straße ist länger, aber nicht steigt nicht ganz so steil an. Ich wählte diesmal die Straße und wechselte erst kurz vorm Ziel auf den Camino.

Steinweg den Berg hinaus, mit Gestrüpp durchwachsen

Infos zur Freestyle-Tour: Von Tazo nach Alojera, von dort an den Playa del Trigo und zurück nach Tazo / 13,5 Kilometer / ca. 500 Höhenmeter / Gehzeit 3 oder 4 Stunden, so genau kann ich das nicht sagen


Adieu, kleine Motte | Eben flog eine Motte vor meiner Fensterscheibe herum und suchte das Licht. Von unten kam ein Gecko das Glas hoch, fraß sie, hielt inne und guckte mich, die Motte noch im Maul, durch die Scheibe an. Ich bestaunte seine Saugnapffüße.

Kommentare

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  1. Steffi sagt:

    Geckos sind wirklich erstaunliche Tiere, denen die Schwerkraft nichts auszumachen scheint, aber manchmal plumpsen sie doch von der Decke. Ich kannte mal einen, der mochte Keksduft und knusperte gern an Krümeln.

    Ihre Fotos sind übrigens grandios! Diese Landschaft könnte ich mir den ganzen Tag lang angucken.

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