DUS – TFS – La Gomera | Mit dem Januar beginnt meine Auszeit. Ich werde den Monat fast vollständig auf La Gomera verbringen, um zu lesen, zu wandern, zu schreiben und in die Gegend zu gucken.
Die Anreise nach La Gomera dauerte 13 Stunden. Erst fuhr mich eine Freundin zum Bahnhof. Vom Bahnhof aus fuhr mich die Deutsche Bahn zum Flughafen. Am Flughafen stieg ich in ein Flugzeug.
Beim Einsteigen ins Flugzeug waren viele Menschen sehr schlecht gelaunt, weil sie sich untereinander im Weg standen und es ihnen nicht schnell genug ging.
Mit dem Flugzeug flog ich nach Teneriffa.
Auf Teneriffa fuhr mich ein Taxifahrer zum Hafen. Am Hafen musste ich drei Stunden warten, denn die Fähre legte erst um 19 Uhr am Abend ab. Ich ging zum Strand. Das machte das Warten schöner.
Ich aß Tapas, beguckte die Menschen, las in meinem Buch und ließ mich von der Sonne bescheinen. Am Abend bestieg ich die Fähre nach La Gomera.
Ich stand oben an Deck, Musik dudelte, Autos fuhren unter mir aufs Schiff. Lkws bugsierten sich rückwärts auf verschiedene Spuren des Autodecks.
Von der Fähre aus sah ich den Hafen von Los Cristianos. Mein Aioli-schwangerer Atem trieb Mücken in die Ohnmacht.
Angekommen auf La Gomera, zerrte ich meinen Koffer zum Hotel in San Sebastián, nahm die Zimmerkarte in Empfang, kaufte mir noch ein Brot und ein Getränk, setzte mich aufs Zimmer und schlief ermattet ein, während Andere über Verbrechen talkten.
Tag Eins auf La Gomera | Heute Morgen weckte mich der Wecker, denn ich wollte pünktlich den Mietwagen abholen. Ich war noch fürchterlich müde, aber die Welt war bunt und sonnig.
Ich frühstückte, checkte aus, zerrte meinen Koffer zurück zum Hafen und übernahm dort den Mietwagen.
Weil ich in den Bergen wohne, dreißig Minuten vom nächsten Supermarkt entfernt und auch sonst von nur wenig Zivilisation umgeben, kaufte ich in San Sebastián erstmal einen Kofferraum voll ein: Wasser, Milch, Saft, Brot, Butter, Müsli, Obst, Gemüse, Nudeln und all das Zeug, was man für eine Lebensmittel-Erstausstattung braucht. Allerdings benötigte ich zwei Runden durch enge Gassen, um zu erkunden, wo denn der ausgeschilderte Supermarkt ist. Von außen war das nämlich nicht erkennbar: Er ist nur durch eine Passage erreichbar, es gibt auch keinen Outdoor-Parkplatz, der Hinweise geben könnte, lediglich eine Tiefgarage, deren Einfahrt sich Camouflage-artig ins Straßenbild einfügt. Die Tiefgarage ist die engste Tiefgarage Spaniens, dessen bin ich mir sicher. Ich war heidenfroh, nur einen Corsa zu fahren. Ein- und Ausparken gelang in – ich übertreibe nicht – zwölf Zügen. Zwischendurch war ich sicher, für den Rest meines Lebens zwischen einem Pfeiler und einem Renault verweilen zu müssen. Die Servolenkung beantragte noch bei der Ausfahrt ein Sabbatical.
Danach verließ ich San Sebstián. Blick auf die Hauptstadt der Insel, im Hintergrund Teneriffa:
Rund eine Stunde fuhr ich in Kurven über die Insel, überholte Radsportler, wurde von Einheimischen überholt, fuhr durch Nebelwald und durch Vulkangestein, bis ich nach Epína kam. Dort bog ich auf einen breiten, rumpeligen Feldweg ab. Für die sechs Kilometer zum Ziel brauchte ich fast eine halbe Stunde, so holprig, ausgewaschen und uneben war die Straße. Dafür, liebe Leute, gibt es SUVs. Und nur dafür.
Dann kam ich an dem kleinen Studio in den Bergen an. Die Tür stand offen, ich ging durchs Tor auf die Terrasse. Nice, sagt man wohl.
Als ich gerade begonnen hatte auszuladen, kam die Vermieterin M, eine sehr schöne, ältere Dame. Sie wohnt direkt neben mir, wie in einem Reihenhaus, nur in viel kleiner.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, die verschiedenen Möglichkeiten zu testen, wo man an diesem Ort zu liegen kommen kann. Die erste Möglichkeit ist das Bett:
Die zweite Möglichkeit sind die Liegen vor dem Bett. Dort lag ich auch, habe aber kein Foto gemacht.
Die dritte Möglichkeit sind die Sonnenliegen neben dem Haus. Dort ist es am Nachmittag sehr schön, wenn die Sonne schon weiter im Westen steht.
Die vierte Möglichkeit, zu liegen zu kommen, ist die Hängematte. Sie erwies sich als ausgesprochen gemütlich, zumal sie an ein Geländer grenzt, mit dem man sich Anschwung geben kann. Dort werde ich in den nächsten Tagen länger liegen.
Heute ging die Sonne unter, kaum hatte ich mich niedergelassen.
Abends kochte ich mir Nudeln. Dann begann ich zu bloggen. Das Internet hier ist vorhanden, aber nicht das schnellste. Videos abspielen geht manchmal, manchmal auch nicht. Fotos hochladen dauert.
Während ich diesen Beitrag schrieb, hörte ich Podcasts, darunter einen BR-Talk mit dem SAP-Personalchef Cawa Younosi, der als Teenager aus Afghanistan floh und mit nichts in Deutschland ankam. Beeindruckende Biografie und gute Ansichten.
Kommentare
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Das sieht sehr gut aus. Ich wünsche erholsame Wochen!
Dankeschön! Ich werde sehen, was sich machen lässt.
Wie man sich bettet… ! Bitte über weitere Gelage auf dem Laufenden (Liegenden?) gehalten zu werden. Geteilte Aussicht ist bekanntlich doppelte Aussicht…
Sehr herzlich: Charlotte
Weiteres Geliege folgte heute. Ich möchte mir die Orte sorgfältig erliegen. Nach einmal Liegen kann ich mir noch kein Urteil erlauben.
Das sieht großartig aus! Gute Erholung und danke für’s Dran-teilhaben-lassen!
Gern.
Sie auf La Gomera, Frau&Herr Kaltmamsell in Venedig, Herr Irgendwas ist immer und ich demnächst ein paar Tage in Amsterdam – der Januar ist eindeutig ein Reisemonat!
Liegen Sie gut! Und lassen Sie uns teilhaben, bitte!
Mache ich, mache ich. Gute Reise!