Am Morgen um 6 Uhr bin ich von einem gewaltigen Donner erwacht: Gewitter! Ich hüpfte aus dem Bett, um den nicht wasserfesten Tisch auf der Terrasse ans Haus zu ziehen. Doch nach dem Donner war auch schon wieder Schluss. Es fielen acht Tropfen Regen in drei Reihen. Fertig.
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Ich habe den Start eines Projekts vorbereitet und dabei meine Erfahrungen mit gelungenen Aufttakttreffen aufgeschrieben, neudeutsch: Kick Off.
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Im Zuge der European Championships habe ich die Schwimmwettbewerbe im Fernsehen angeschaut und die Zeiten und Schwimmstile mit meinen Zeiten und meinem Schwimmstil verglichen. Fazit: Ich habe noch Luft nach oben.
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Skulptur in der Küche installiert. Ich nenne sie: Der gute Wille.
Das Feuilleton schreibt:
„Der gute Wille“ kommt beiläufig daher: Er greift die Alltagssprache auf und spielt mit dem Duktus des Gewöhnlichen. Gleichzeitig ist seine Darbietung ästhetisch überzeugend: Das fröhliche Gelb signalisiert Tatkraft, während die zerstückelte Anordnung die Gebrochenheit eines Menschen im neuen Jahrtausend versinnbildlicht, zerrissen zwischen dem eigenen Anspruch und dem Wunsch nach Muße, zerrieben zwischen den Mühlen des Perfektionismus und der Erwartungshaltung einer Gesellschaft, die nur das Einwandfreie und Makellose kennt.
Die Leere des Wasserbehälters: ein Zeichen des inneren Vakuums, aber auch des Sichwidersetzens gegen einen mittels Automatisierung durchgetakteten Alltag.
Die Aggressivität des auf den Betrachter zeigenden Schlauches: ein Auch-Du-bist-Gemeint an einen ebenso fiktiven wie realen Addressaten; das Einbeziehen des Außenstehenden in ein Wir der gemeinsamen Verantwortung.
Das Daliegen des Wischers, wie ein Tiger auf dem Sprung: die Möglichkeit, jederzeit einzugreifen in den Zeitenrhythmus des Schmutzes und des Vergehens; gleichzeitig eine Ikone aktiver Tatenlosigkeit. Letzteres kann durchaus als politisches Zeichen verstanden werden, als Aufbegehren gegen das Müssen, als Wunsch nach Natürlichkeit im artifiziellen Alltag der Großstadt.
„Der gute Wille“ ist noch mindestens bis zum Wochenende im Dortmunder Süden zu sehen. Eintritt gegen ein Spaghettieeis.
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Gelesen: Lydia ist blind und formuliert Wünsche an die Bedienung in Restaurants. (via Frau Kaltmamsell)
Kommentare
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Danke für die „Installation“ – und vor allem die Kunstkritik dazu – herrlich! Hitzebedingt könnte ich mit etlichen Skulpturen dagegenhalten-mit den Zutaten „Bügelwäsche“, „Marmeladengläser“ etc – mir fehlt aber leider Ihr Kunstsinn…. Außerdem verlangt ja bereits die Installation körperliche Anstrengung – meinen Respekt! (Und wie immer, wenn ich mal einen Kommentar abgebe: Vielen Dank für’s hier Mitlesendürfen – ganz großes Kino) Viele Grüße aus dem sonnigen Süden früher genannt Oberpfalz
Die Skulptur „Bügelwäsche“ habe ich frisch deinstalliert.
Bin stolz auf mich.
//*stempelt sich Fleißbienchen ins Muttiheft
Ich habe gestern nach der Tagesschaumeldung über die Schwimmerinnen auch sofort das Rechnen angefangen:
– Wenn die Gewinnerin 56 Minuten für 5 Kilometer braucht
– und meine Bestzeit für 3 Kilometer bei 73 Minuten liegt
– welche von uns beiden ist dann schneller?
(Dreisatz, eine meiner leichtesten Übungen.)
Ich bin ja eine Freundin der Schätzkunst und … nun ja. Wir beide haben noch etwas Arbeit vor uns.
Liebe Frau Nessy,
gut, dass Kritiker meist nicht wissen, was sie da schreiben ;-)! Danke für den tollen Lesespaß heut morgen :-)
Bitte? Ich weiß genau … also … äh, der Kritiker weiß genau, was das da schreibt!
Ich war mit dem gelben Ding schon einen Schritt weiter und habe den Akku aufgeladen. Ich nannte es „Absichtserklärung“. Ist so zwei Monate her, glaube ich.
Auch ein schöner Name.
Auch interessant: der pyramidale Aufbau, bei dem der Wassertank im Fokus steht. Ein deutlicher Hinweis auf Wasser als der Ursprung des Lebens. War „guter Wille“ der Natur oder sogar göttlicher Wille im Spiel bei der Menschwerdung? Ein hervorragender künstlerischer Beitrag zur Diskussion um Religion und Naturwissenschaft.
Zumal der Wassertank in seiner Größe den abgeschlossenen Raum der Evolution versinnbildlicht. Eine Metapher der Begrenztheit des Menschlichen – oder ein Symbol göttlichen Wirkens?
Ach ja, Langstreckenschwimmen: wenn ich diese Zeiten auf 100 m runter breche, liegt das ungefähr bei meinen Topzeiten, die ich in meiner Jugend für 100 m Sprint benötigt habe. Ich muss also heuer als 50 jähriger nur meine Sprintleistung von damals wiederholen… und das 50 mal hintereinander. Ich wage die Prognose, das wird sogar mit Flossen nichts mehr. :)
Äh, ach ja, 3000 m Kraul in 58 min (an einem guten Tag).
Diese Flossen sind dem Schwimmer, was dem Radfahrer das E-Bike ist. Zuletzt schwamm ich immer auf eine Dame auf, sie schwamm jedoch zu mittig, um zu überholen. Irgendwann bei einer Wende machte sie mir dann Platz, um jedoch kurz darauf immer auf mich aufzuschwimmen. Ich spürte ihren heißen Atem im Nacken. Ich dachte: „Das gibt’s doch nicht. Wieso ist die plötzlich so schnell?“
Sie ahnen es.
Liebe Frau Nessy, diese Skulptur lebt bei mir sehr friedlich in einer verschließbaren Plastikbox.
Was soll ich sagen, wir sind beide sehr glücklich über das ungestörte Zusammenleben :-).
Schönes Wochenende!
Meine Skulptur wird dorthin auch baldmöglichst wieder zurückgeführt.