Ein Tag, unterbrochen von einem Zahnarztbesuch, dem alljährlichen.
Ich bin mit guten Zähnen gesegnet, deshalb beunruhigen mich Zahnarztbesuche nicht. Außerdem gehen meine Zähne und ich zu Björn, dem Freund, der auch die guten Cocktails mixt (allerdings nicht in der Praxis). Wir klönen dann immer ein bisschen, er schaut mir in den Mund, pustet Luft in meine Zahnzwischenräume, dann klönen wir weiter, und dann gehe ich wieder.
Eine Zahnärztin sagte mal zu mir, ich hätte gute Zähne, weil ich besonders guten Speichel hätte; darüber habe sie viel in der Fachliteratur gelesen. Die Zusammensetzung des Speichels sei genetisch, und wenn man von der Natur gesegnet sei, sei er besonders antibaktieriell und reinigend so wie bei mir. Sie sprach lange darüber, es kamen Wörter wie Hydrogencarbonat und pH-Wert und Lysozym, Cystatin und Histatin vor; sie war geradezu exstatisch, eine Vertreterin des Meister-Proper-Speichels vor sich haben und konnte gar nicht aufhören mit ihrem Vortrag. Ich war kurz davor zu fragen, ob ich ihr ein Autogramm geben soll, indem ich ihr ein paar Briefmarken anlecke.
Ich bin keine Small-Talk-Queen, auch wenn Menschen mir nachsagen, ich sei ganz unterhaltsam. Unterhaltsam bin ich aber erst, wenn ich die Menschen besser kenne. Seit ich die Info über meinen Speichel habe, überlege ich, ob sie mir in Sachen Small Talk weiterhelfen könnte – zum Beispiel, wenn ich auf einer Party bin.
Ich bin zweimal in meinem Leben Piloten auf einer Party begegnet. Also: richtigen Piloten – solchen, die dich mit 400 anderen Menschen auf die Malediven fliegen oder die Elefanten aus Indien in den Wuppertaler Zoo bringen, damit sie dort mit anderen Elefanten weitere kleine Elefanten machen. Beide Male haben die Männer sich mir vorgestellt mit: „Hallo, ich bin … und ich bin Pilot.“
Das war befremdlich, denn niemand hatte vorab danach gefragt und es war auch keine heitere Berufeparty. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Eine witzige Antwort wäre gewesen: „Hi, ich bin Vanessa, und ich habe Flugangst“, aber ich habe keine Flugangst. Also habe ich so etwas gesagt wie: „Äääh, ja, hallo, da ist man ja auch viel unterwegs“, was beide Male nicht das Richtige war, denn die Herren wandten sich sofort von mir ab.
Ich bin keine Pilotin, aber ich habe besonders zusammengesetzten Speichel. Ich könnte mich also vorstellen mit: „Hallo, ich bin Vanessa und ich habe Superspucke“, worüber man dann ins Gespräch kommen könnte. Ich fürchte allerdings, es wirkt eher seltsam – außer vielleicht auf einer Zahnarztparty oder einer Laborantenparty oder der Party „Einsame Herzen in der Mikrobiologie“.
Ich weiß also noch nicht, was ich mit meinem Wissen mache. Wie ich guten Small Talk mache, weiß ich zumindest in der Theorie und manchmal klappt es auch, in der Praxis liegt es mir trotzdem nicht.
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Große Vorhaben werfen ihre Technik voraus:
Für die Tekkies:
- Studiomikrofon Rode NT-USB
- Aufnahme mit Hindenburg Journalist
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Vertrieb und wie er nicht geht: Meine Bank geht mir auf die Nüsse. Die für das private Konto. Vergangene Woche hat bereits eine Dame angerufen. Heute rief schon wieder jemand an, diesmal ein Herr.
Beiden habe ich gesagt, ich könne mir durchaus vorstellen, zu einem Beratungstermin vorbeizukommen, ich hätte da auch ein, zwei Anliegen, zu denen ich ihre kompetente Meinung hören wolle, ich könne aber noch nicht genau sagen, wann – das hänge von weiteren Terminen ab, die sich in den nächsten Tagen ergeben; sie mögen mir bitte eine Mail schicken, ich käme dann mit Vorschlägen auf sie zu. Von der Dame bekam ich erst gar keine Mail. Der Herr schickte mir eine – und eine Stunde später direkt einen Termin für den 17. Februar, 12:15 Uhr, mit dem Betreff „Bausparen“.
//*Augenzucken
Ich musste erstmal in meine innere Mitte atmen, bevor ich zurückschreiben konnte, dass a) ausgemacht war, dass ich mich melde, b) ich am 17. Februar tatsächlich nicht kann, c) ich bestimmt nicht über das Thema Bausparen sprechen möchte und auch dringend anrate, Kunden vorab zu fragen, worüber sie sprechen möchten, dass ich d) nun überhaupt keinen Termin mehr haben möchte, da ich davon ausgehe, dass meine Bedürfnisse ohnehin nicht berücksichtigt werden und e) darum bitte, von jeglichen weiteren Kontaktversuchen in näherer und weiterer Zukunft von ihm oder jemand anderem aus seinem Unternehmen abzusehen.
Vertriebsoffensive 2018 ist bei mir schonmal gescheitert. Es wird wirklich dringend Zeit, die Bank zu wechseln.
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(Ich bin aufgeregt. Ehrlich jetzt.)
Kommentare
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Wow, das sieht nach Podcastplänen aus! Falls ja, sehr viel Spaß dabei, ich kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen!
Herzliche Grüße
Sarah
Das kann gut sein. :)
Och nööö, wollen Sie etwa auch ihr Blog vertonen? Gefühlt alle Fußballblogs haben sich in Podcasts verwandelt, und ich kann damit so rein gar nichts anfangen (wie auch z.B. mit Hörbüchern nicht) *grummel*
Aber selbstverständlich ist das Ihre ganz alleinige Entscheidung und ich wünsche gutes Gelingen, was auch immer Sie vorhaben.
Sie fangen schonmal vorsorglich an zu nölen, ne? Um das Schlimmste zu verhindern, mmh?
Keine Sorge. Wird ein ganz eigenes Angebot und hat nichts mit dem Kännchenblog zu tun.
Ich gehöre auch zur Fraktion der Podcast-Muffel. Wobei ich die Vertonung natürlich ignorieren und mich weiterhin am geschriebenen Wort erfreuen kann.
Es gibt das Eine, und es gibt das Andere. Für jeden etwas dabei.
Hallo,
fallen Sie bloß nicht auf Banken rein.
Wie wäre es, wenn Sie etwas Zeit in ihre finanzielle Bildung investieren und zum Selbst-Entscheider werden. Es gibt zum Thema hervorragende Blogs und Podcasts. Meine Favoriten: zendepot von Holger Grethe (http://zendepot.de) und der Finanzwesir Albert Warnecke (http://Finanzwesir.com).
Bin letztes Jahr zum Selbst-Entscheider geworden. Mein Mann mit meiner Hilfe ebenfalls. Ich durfte auch schon 2 Mal meinen Mann zu einem „Beratungsgespräch“ begleiten. Man war das ein „Spaß“.
Viele Grüße,
Tkrholic
Danke für die Tipps! Ich bin schon länger Selbstentscheider, nachdem besagte Bank es vor etlichen Jahren geschafft hat, dass ich ihr bei einem Beratungsgespräch vorgerechnet habe, dass das Produkt, das sie mir verkaufen wollten, nur ihnen dient. Und das soll echt was heißen, denn ich bin zwar nicht ganz dumm, ich bin normalerweise aber auch niemand, der aus dem Stegreif Zinseszinsrechnungen hinlegt. Danach hatte ich ihnen verboten, mich jemals wieder wegen irgendeines Angebots anzurufen. Daran haben sie sich gehalten.
Nachdem sie nun mal wieder angerufen haben, dachte ich: Okay, nach so langer Zeit kann ich ihnen nochmal eine Chance geben.
Tja.
„Hallo, ich bin Vanessa, und wenn du mich küsst, ist deine Mundhöhle danach beinahe desinfiziert.“ Wenn das kein Gesprächsaufhänger ist, weiß ich auch nicht…
Wenn Sie es so aufschreiben, klingt es … nee, doch nicht so richtig verlockend.
Ich bin da ganz bei Frau Sylz: Gespraeche ueber Koerperfluessigkeiten koennten durchaus in die richtige Richtung lenken, je nachdem, was Sie halt so fuer den Abend noch vorhaben. Wirklich Proben wuerde ich aber nicht hinterlassen, nicht dass man Sie noch heimlich klont (Vergleichsmaterial) – oh, und Mikrobiologen sind vermutlich wiederum eher vorsichtig, was fremde Fluessigkeiten angeht. Déformation professionelle sagt man hierzulande.
Podcasten hingegen: Super Sache (auch wenn der Backlog jetzt immer schon recht lang ist): als Cliffhanger ueber alle Folgen koennen sie die Frage nehmen, ob man das Mikrofon nun „Rohde“ oder „Röde“ ausspricht, Punkte fuer professionelles Aussehen gewinnt es auf jeden Fall.
Ihre Bank hingegen zeigt wenigstens, was Sie von Ihnen will: Geld dort, wo sie es gebrauchen kann. Ich hatte das die Tage hier in abgewandelter Form. Das Callcenter des Telefonanbieters versuchte anzurufen. Nachdem das Telefonino zu der Nummer aber ‚Callcenter‘ sagt, ich keine dringenden Beduerfnisse habe und sie mir in wichtigen Faellen ja einen Brief schicken koennen bin ich konsequent nicht drangegangen. Nach kaum drei Tagen haben sie dann aufgegeben – es geht also.
Wenn man nicht rangeht, sind sie total hartnäckig. Das habe ich mal eine zeitlang probiert. Sie rufen wirklich über Wochen an, auch bis 20 Uhr, ganz unangenehm. Deshalb habe ich ihnen, wie weiter oben geschrieben, vor Jahren verboten, mich mit Angeboten zu belästigen und ihnen gesagt: Dann bin ich sofort weg.
Daran haben sie sich wirklich gehalten; ich war dahingehend auch sehr deutlich. Jetzt ist dort offenbar etwas passiert – neuer Vertriebschef oder wie auch immer – jedenfalls: unangenehm. Sehr unangenehm. Es wird Zeit für einen Wechsel.
Ich habe ja das Blocken von Telefonnummern für mich entdeckt – geht im Festnetz über die FritzBox und das Handy liefert das eh mit.
Richtig tolle Podcast-Stimme und der Ton ist ja der Hammer! Ist das das Mikro oder wurde da auch ein Raum mit Eierkartons dekoriert?
Danke!
Nee, ich saß in der Küche. In einem vorangegangenen Aufnahmetest hat im Wohnzimmer die Uhr geschlagen – war nicht mit drauf. Der Kühlschrank brummt auch. Hört man nicht. Ist wirklich sein Geld wert.
Wenn ich es mir schon angehört habe, kann ich auch was dazu schreiben: suuuuper Ton! Vermutlich müssen Sie das Mikro auch gar nicht reinigen, weil beim Sprechen ja auch immer ein bißchen Speichel – OK, ich komm‘ nochmal rein…
Es gibt ja so Berufe, über die sich der Inhaber gerne identifiziert. Bei Piloten ist das mit wenigen Ausnahmen so. Einmal bin ich aufgestanden und gegangen als sich der Herr als Pilot outete. Dumm nur, dass wir uns später im beruflichen Kontext wieder begegneten, sprich, wir mussten im Flieger zusammenarbeiten.
In Ihrem Fall kann ich Sie beruhigen, es gibt nämlich auf die Feststellung „ich bin Pilot!“ keine adäquate verbale Reaktion – höchstens noch annerkennendes Ausatmen durch zu einem Oh geformten Lippen. Die Herren sind es schließlich gewohnt, sich über Stunden alleine zu unterhalten.
Anerkennend nicken und ausatmen ist immer gut. Oder auf: „Ich bin Pilot“ eine Nachfrage: „Und was macht man da so?“ DAS hören die bestimmt nicht so häufig….
Also ich wäre ja bei der Aussage `Ich bin Pilot!` gleich weg, den ich habe Flugangst.
Was der Mann an meiner Seite jedesmal mit einer (fast) zergequetschten Hand zu spüren bekommt, wenn er mich zu einem Flug überredet…
Ich glaube nicht, dass ihm das wichtigste ist, dass Sie mitfliegen. Es könnte also doch gehen.