Sie sehen das Werk „Körpererziehung und Nutrition“, das derzeit in der Sporthalle Brackel II am Kreativstandort Dortmund ausgestellt ist.
Das Opus ist gekennzeichnet durch eine mehrschichtige Antithese. Es behandelt vordergründig den rein dinglich konnotierten Gegensatz zwischen der vergnüglichen Nährung des Leibes und der Trostlosigkeit des räumlichen Hygieneumfelds. Gleichzeitig schafft es durch seine Installation im Sanitären eine doppelte Referenz auf das Körperliche: auf der einen Seite die innere Satisfaktion durch Trank, auf der anderen Seite die äußerliche Befriedigung durch Reinigung – eine Fusion menschlichen Verlangens.
Der Künstler skizziert durch die vereinigende Darstellung des Inneren wie des Äußeren einen Einklang von Körper und Seele.
Dieser Konsens – und das macht die Schöpfung so einzigartig – spiegelt sich in der Lokation wider: die Turnhalle als Ort der Leibesübung; die physische Ertüchtigung wiederum als Mittel, Seele und Körper im Tun zu vereinen; die Dusche als Innerstes der Turnhalle und als letzter Schritt in der erfolgreichen Durchführung des Körperlichen; das Potenzial, durch Sport und Speise zu seinem menschlichen Inneren vorzudringen.
Die Installation ist noch bis zur nächsten Raumpflege zu besichtigen.
Der Eintritt ist frei.
Kommentare
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Erschöpfend analysiert und prägnant auf den Punkt gebracht.
Danke. Ich habe mich während der Betrachtung auch ganz den Zweck des Ortes eingelassen.
Man kann dem Künstler aber eine eindeutige Vorliebe für Kronen unterstellen und damit die Nähe zu Dortmund :-)
Claudia
Sie meinen, in der Installation manifestiert sich Heimatliebe? Oder ist es eher eine Heimatkritik durch die Präsentation von Heimatsymbolik in der beklagenswerten Umgebung öffentlicher Umkleiden?
Mir fehlt die Reflexion auf das offensichtliche Fundament der Installation: Wasser als Lebensstoff, als Grundlage des Seins. Dies ist wohl dem mannschaftssportlichen Blickwinkel der Betrachterin geschuldet. Es sei ihr verziehen.
Sie haben Recht: Das verbindende Element des Wassers ist mir auf den ersten Blick entgangen. Faszinierend, was in dem Werk alles zu entdecken ist.
Was Ihr Essay weiters leider vermissen lässt, ist die Erwähnung der Termini »gestalterisch« sowie »atmosphärische Dichte«.
Irgendwie fühle ich mich hier grad an die Kunstwissenschaftlichen Analysen von Coldmirror erinnert.
…ahh, dort also.
Ende der 70er Jahre habe ich da auch Handball trainiert….die Wasseroase habe ich jedoch als graubraune, angeschimmelte Scheußlichkeit in Erinnerung.
Der Raum beeindruckt und gewinnt durch die Installation ganz ungemein…
Liebe Grüße
Jule
wundervolles klug-geschwafel!
hab sehr gelacht.
hmm …
http://imgur.com/5k9reJl
Tatsächlich: Hm. – Ganz offensichtlich handelt es sich bei den Räumlichkeiten um eine der allerersten Adressen unter den international renommierten Kunstgalerien.
Meine damalige Deutschlehrerin hätte sie für diese Analyse angebetet!!
Jaaaaaaaa
#badboys
LG von Ball zu Ball. Sehr feiner Beitrag.
S’Häusl, in Österreich genannt. Die Toilette auf deutsch. Ein Ort der Andacht und des stillen Gedenkens an die nach dem sportlichen Kampf gefallenen Bierflaschen. Was auf Friedhöfen die Grabinschrift, hier fungieren die Bierettiketten. Zu lieben Erinnerung.