Literarischer Roman über drei Generationen, die auf der Hofstatt Pildau wohnen.
Darum geht’s:
Jasper Honigbrod ist sechs Jahre alt. Er wohnt mit seinem Vater Max und seinem Opa Ludwig auf dem Bauernhof Pildau.
Die Drei leben autark. Es gibt kaum Berührungspunkte mit anderen Menschen. Jasper verlebt eine fantastische Kindheit – in jeglicher Hinsicht: Der Hof ist eine eigene Welt für ihn. Es gibt die Hofstange, die jedes Jahr gelängt wird – zu Ehren der Jungfrau Maria und aus allerlei anderen, eher weltlichen Gründen. Ab und zu kommt die Lene-Mama, eine Freundin des Vaters, und irgendwann wohnt auch Lada auf dem Hof, ein kleines Mädchen, das – aus Gründen – nach einem Auto benannt ist.
Max Scharnigg erzählt aus der Sicht Jaspers, kapitelweise auch aus der Vergangenheit Ludwigs und Lenes. Wir erfahren, wie die Rüben-Erntemaschine The Original Pildauer erfunden wurde, und wie man Kinder erziehen kann.
Und? Gut?
Ja. Das Buch erschließt sich allerdings erst langsam. Zu Beginn habe ich mich des Öfteren gefragt: Mmmh? Worauf läuft’s hinaus? Wovon leben die eigentlich? Das ist doch alles irgendwie … Quatsch.
Nee, ist es nicht.
Die Geschichte läuft immer knapp am realen Leben vorbei. Das ist gewollt und das ist gut so. Denn so ist die kindliche Wahrnehmung; da fehlen manchmal Versatzstücke, damit es wirklich schlüssig ist; der Schwerpunkt liegt auch nicht immer auf dem, was Erwachsene wichtig finden, sondern was für Jasper im Fokus steht.
Ab und an finden sich außerdem wirklich schöne Sätze und Wörter. So beschreibt Jasper seinen Vater als einen „unentwegt in Fußnoten denkenden Mann“ (S.21), und die Leute sterben nicht einfach:
Der Großvater Honigbrod hatte den Fisch gefangen, als er selbst noch jung war, in einem Altwasser, das es nicht mehr gibt. „Das Altwasser ist verlandet, und der Altopa wird bald verhimmelt sein“, so pflegte er bisweilen den Verlauf der Zeit festzustellen, wenn er unseren Klappkalender in der Küche einen Monat weiterdrehte, worauf mein Vater, der sonst ein weitgehend unaufmerksamer Mensch war, sich gezwungen sah, eine Geräusch zu machen, irgendeines, das die lange Sekunde nach einer großen Wahrheit auffüllte.“ (S.21)
Großvater Honigbrod – damit verrate ich nicht zu viel – verhimmelt tatsächlich im Laufe der Geschichte, im wahrsten Sinne des Wortes. Überlegen Sie schon einmal, wie das passieren kann, denn damit ist genug gesagt.
Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Ich rezensiere nur Bücher, die ich mir auch so gekauft hätte.
Kommentare
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Verhimmelt ist gut.
Yep.
Verhimmelt ist eine wunderbare Wortschöpfung.
Finde ich auch.
Schönes Parkett.
Danke! Grad frisch geölt.
Jetzt frage ich mich natürlich, war „verhimmelt“ das einzige tolle Wort oder gibt’s noch mehr lustige Wertschöpfungen. Muss ich womöglich lesen, aber erst wenn der Goldfinch hinter mir liegt. (Und der ist lang, aber toll über die Strecke.) So in zwei, drei Wochen vielleicht.