Was soll man schreiben zu den Anschlägen in Paris? Mir fällt nichts ein.
Ich verfolge die Ereignisse – hauptsächlich in den Liveblogs beim Figaro und beim Guardian. Ein Hoch auf den gymnasialen Sprachunterricht. Und ich lese bei anderen. Hier ein paar Links.
Buzzfeed hat die Karrikaturen aus der ganzen Welt gesammelt:
Karikaturisten weltweit trauern um ihre Kollegen, die heute bei einem Anschlag in Paris getötet wurden. Viele der Getöteten arbeiteten für das Satiremagazin Charlie Hebdo.
Michael Deacon vom Telegraph wendet ein: Es gehe nicht um Satire. Auch nicht um den Islam.
Here’s a theory. Terrorists aren’t offended by cartoons. Not even cartoons that satirise the Prophet Muhammad. They don’t care about satire. For all I know they may not even care about the Prophet Muhammad. Instead, they merely pretend to be offended by cartoons, in order to give themselves a pretext to commit murder.
Titanic-Chef Tim Wolff im Interview mit der taz:
Wir lassen uns durch so ein Ereignis nicht unsere schöne Freiheit rauben, das zu machen, was wir für relevant und lustig halten. Bisher kommt der Berufsstand der Satiriker ja gut weg, man wird recht selten ermordet.
Hakan Tanriverdi ist Journalist bei sueddeutsche.de. Er schreibt über seine Arbeit am Tag des Anschlags und über seine Gedanken als Muslim:
Gleich bei der ersten Eilmeldung („Schießerei in Redaktion von ‚Charlie Hebdo‘: Elf Tote und vier Schwerverletzte bei Angriff auf Satirezeitung in Paris“) musste ich an den Comedian Maz Jobrani und seinen TED-Talk denken […]. „Als dieser eine weiße Typ mit einem Flugzeug in das Gebäude geflogen ist“, sagte er 2010, „ich weiß, dass alle meine Freunde aus dem Mittleren Osten und alle meine muslimischen Freunde, die in den USA leben und das im Fernsehen gesehen haben, dachten: ‚Bitte komm‘ nicht aus dem Mittleren Osten! Bitte heiß’ nicht Hasan! Bitte heiß’ nicht Hüseyin! Und dann wurde der Name genannt – JACK! – und ich brüllte: ‚WOOOO!’ Das ist keiner von uns!“
Ich sitze also in der Redaktion von Süddeutsche.de und hoffe, dass das auch so ein Jack-Moment wird.
In dem Text erwähnt Hakan Tanriverdi ein Interview mit einem Imam, das er an diesem Tag führte.
Sie sind Imam in Penzberg und reden oft mit muslimischen Menschen über das Thema Terrorismus. Was ist das Feedback in Ihrer Community?
Empörung! Es herrscht Angst in der Community. Unsere Religion wird durch solche Kriminellen komplett in Frage gestellt. Diese Menschen haben unserer Religion viel mehr Schaden zugefügt, als diese Karikaturen es jemals tun könnten.
Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit Online (übrigens das von mir meist gelesene Nachrichtenportal), darüber, was der Anschlag für das Gefühl in seiner Redaktion bedeutet:
Früher erschraken Redaktionen, wenn Polizisten in ihre Büros kamen und fragten sich, welches vertrauliche Material die Einsatzkräfte zu beschlagnahmen suchten. […] Spätestens seit gestern sind wir froh, wenn Ordnungshüter hin und wieder vorbeischauen und mit Maschinenpistolen und Panzerwesten vor unserem Haus in Stellung gehen.
Natalie vom Gemischtwarenlädchen schreibt, warum sie nicht „Je suis Charlie“ postet:
Ja, ich weiß. Wie ich oben schrieb: Den Opfern ist nichts vorzuwerfen. Es gibt hier kein Victim Blaming. Sie haben ihren Tod weder herausgefordert noch verdient. Und dennoch waren die Inhalte von Charlie Hebdo nicht mein Ding. Ich kann die Redaktion der Zeitschrift jetzt nicht künstlich überhöhen für ihre Arbeit, nur weil ein Teil von ihnen tot ist.
Sebastian Loudon, Chefredakteur des österreichischen „Horizont“, sagt auch: „Wir sind nicht Charlie“:
Nein, wir sind nicht Charlie Hebdo. Unsere Kinder wurden am Vormittag des 7. Jänner nicht zu Waisen gemacht.
Kommentare
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Ich finde dieses hier auch ganz gut :
https://www.youtube.com/watch?v=QHG8N1lDF4I
Es drückt meine Meinung ziemlich genau aus.
[…] Erregendere Links zum Geschehen gibts bei “Draußen nur Kännchen”. […]