Ich komme vonne Schicht.
Ich schlendere am Ghettonetto, bei Einszehn und Franco Gelatti entlang. Es ist schon dunkel. Franco steht an der fahrbaren Hähnchenbude, die manchmal auf dem Ghettoparkplatz parkt, und quatscht mit dem Grillmeister. Als ich an ihm vorbeigehe, sagt er: „Eh, du gehst hier öfter. Hab disch schon paarmal gesehn.“
„Ja“, sage ich. „Ich gehe immer hier lang. Zur U-Bahn. Zur Arbeit.“
Er fragt, wo ich arbeite, und ich sage es ihm.
„Kennstu Bernhard?“, fragt er. Ich verneine. „Hat so lange Haare und Schnurr.“ Er hält sich seine zwei Zeigefinger unter die Nase und fährt sich damit über beide Mundwinkel bis zum Kinn. „Eine lange Schnurr. Sieht aus wie Zuhälter. Hat auch da gearbeitet, wo du arbeitest. Aber nur nebenbei, Teilzeit, weil: Er hatte ’n Club, aber is‘ zu unsischer, so mit Selbstständigkeit. Brauchstu auch feste Standbein mit Angestelltsein und so. Kennst du nisch, Bernhard? Ist auch schon tot. 15 Jahre oder so. Aber die totale Legende. Frag mal deine Kollegen. Bernhard, Zuhälter, mit lange Haare und Schnurr. Wissen die bestimmt.“
Ich kann’s mir nicht so recht vorstellen.
Kommentare
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Wir sind gespannt auf Stories vom „Legendary Bernie“
Wobei ich mich jetzt frage, was Sie für einen Job ergattert haben, bei dem man Teilzeit als Zuhälter arbeiten kann. Müssen wir uns Gedanken machen ?
Und warum lebt Berhard nicht mehr, haben Sie jetzt einen gefährlichen Job, müssen wir uns noch mehr Gedanken machen ?
Ich habe Franco so verstanden: Bernhard hat Teilzeit ganz sittsam bei uns gearbeitet – wegen Angestelltsein. Im Nebenverdienst hatte er einen Club. Und er sah aus wie ein Zuhälter.
Aber vielleicht ist es nur das, was ich verstehen möchte. Es gibt einen Interpretationsspielraum.
Teilzeit als Zuhaelter ist doch einfach. Das ist ein Job, der eher in den Abendstunden stattfindet, waehrend normale Bueroarbeit ja eher vormittags ist. Nur wenn man sich das genehmigen lassen will gibt’s vielleicht komische Blicke vom Chef. Aber da kann man ja ‚Unterhaltungsgewerbe‘ sagen…
Oder „privater Pflegedienst“.
Bernhard mit Schnurr….jaaa, sicher. Den kennt doch jeder. Sag bloß Du kennst auch nicht Udo Zwirbel? Die beiden waren best mates!!!
Und Kumpel von Henry Moustache!
Schöne Seite übrigens, gerade gefunden: Pornstache.
Jetzt frag ma Kollegen und dann sach Ergebnis.
Gefracht! Bernhard: unbekannt.
Och, wer weiß, was bei tiefergehenden Gesprächen auf der Arbeit noch so alles rauskomt ;-).
Dein Kollege, das unbekannte Wesen.
Ich will’s gar nicht wissen.
Lange Haare und Tartarenschnurrbart. Beschaeftigt Ihr Betrieb Mitarbeiter im Bereich Inkasso-Aussendienst?
Sie meinen die „Abteilung Moskau“?
ich frage mich oft: würden leute wie franco in ihrer muttersprache ähnliche gedankensprünge hinlegen?
Es fragt sich vielmehr, welche Sprache seine Muttersprache ist und ob er nur eine hat.
auch wieder wahr.
Die Beschreibung passt ganz gut auf einen gewissen Kalle Grabowski. ;-)
Ich wundere mich aber, dass Frau Nessy einen Arbeitsplatz haben soll, an dem Leute eingestellt werden, die aussehen wie Zuhälter. Vielleicht hat Franco da irgendwas verwechselt? Es bleibt zu hoffen.
Kalle Grabowski, haha. Bernhard, der Mann für Charakterrollen.
Ein Mann sieht schnell aus wie ein Zuhälter, wenn er ein bißchen einen schlechten Geschmack hat. So reicht ein goldenes Panzerkettchen um den Hals , ein weit geöffnetes Hemd, spitze Schuhe und ein Hang zum Bodybuilding,und schwupps, sieht man unseriös aus. Das gibt es sogar im ansich langweiligen Lehrergewerbe.
Ob der Kollege noch nebenher was hat, muss mich fragen.
Frau sieht auch schnell nuttig aus. Netzstrumpfhose, ein Paar Stiefelchen und ein bisschen zu viel Lidschatten – passiert an der Bushaltestelle vorm Ghettonetto täglich.
Ein sehr illustrer „Ex-Kollege“!
Leider nicht mehr unter uns. Oder vielleicht doch? Wir können uns nicht wirklich sicher sein.
Bin wohl nicht der einzige der am Bahnhof arbeitet…