Ich liege im Bett. Es knirscht.
Eine Art Schaben. Dann ein Klopfen. Dann Ruhe. Geräusche aus der Wohnung über mir. Ich entspanne mich und nicke ein.
Ich bin in der Wohnung der Sportskameradin und halte Wache. Sie liegt im Zimmer nebenan. Wir haben beide unsere Türen geöffnet, damit wir uns verständigen können, falls er wieder vor dem Fenster steht.
Er kommt immer nachts. Meist zwischen drei und fünf Uhr, manchmal eher. Er wartet immer, bis das Licht ausgeht. Dann wirft er Gegenstände gegen das Fenster, vier- oder fünfmal. Danach ist Ruhe. Dann wirft er erneut. Mehrere Male, über eine oder zwei Stunden. Seit drei Wochen.
Die Sportkameradin hat bereits die Polizei gerufen. „Eine unerwiderte Liebe“, sagt diese. „Das haben wir öfters. Können wir nichts machen, solange nichts passiert.“ Die Sportskameradin hat allerdings keinen Verehrer. Zumindest niemanden, der sich ihr zu erkennen gegeben hat.
Sie hat Angst. Sie hat versucht, aus dem Fenster zu sehen, um den Unbekannten zu erkennen. Doch keine Chance. Ihr Freund hat sich bereits auf die Lauer gelegt, doch an diesen Abenden kam er nicht.
Auch heute Nacht kommt er nicht. Als wüsste er, dass jemand bei ihr ist.
Kommentare
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Das ist aber wirklich gruselig! Ich finde das immer schrecklich, wenn einem die Polizei dann sagt, dass erst was passieren muss. Die koennten doch einfach ihre Streife um die Zeit ein bissl oefter vorbei schicken.
Vor allem, wie schlafen die denn nachts, wenn dann wirklich was passiert? Ich hoffe, dass das alles gut endet!
Furchtbar, sowas. Leider musste ich da auch schon durch. Die Stalkerei hat – mit Unterbrechungen – ganze vier Jahre gedauert. Weil die Polizei eben wirklich nichts tun kann, bevor was Ernsthaftes passiert. Ich wusste irgendwann auch, wer es war. Ein entfernter Bekannter. Auch das hat nichts genutzt.
Nächtliche Anrufe, immer genau dort auftauchen (Café, Kino, Kneipe etc.) wo sich das Opfer gerade aufhält, Zettel am Auto etc. Ich hatte in der Zeit drei Geheimnummern – die hat er alle rausbekommen. Als ich neue Fenster bekam, hat er sich, während ich an der Uni war, unter irgendwelchen Vorwänden Zutritt zu meiner Wohnung verschafft. Es wundert mich nicht, dass er scheinbar weiss, wann sein Opfer alleine ist. Diese Stalker sind meist sehr clever.
Mein grösster Fehler war, ihn irgendwann zu konfrontieren, in der Hoffnung, ihn zur Vernunft zu bekommen. Dadurch fühlte er sich erst recht ernstgenommen.
Kann man bei Ihrer Sportkameraden vielleicht unauffällig eine CCTV Kamera installieren? Damit man wenigstens herausfinden kann, wer das ist? Ich wünsche Ihrer Sportkollegin, daß sie ihren Stalker bald loswird und finde es großartig, daß Sie sie unterstützen. Das Schlimmste ist nämlich noch, wenn einen die Umgebung als hysterisch abstempelt.
Die Sportskameradin hat zusätzlich zu den offiziellen Polizisten mit befreundeten gesprochen. Sie meinen, wir müssen ihn zunächst identifizieren. Sie hat zwar eine Ahnung, wer es sein könnte. Theoretisch könnte es natürlich auch jeder andere sein.
Hysterisch finde ich das nicht. Das Vergehen – Sachen gegen das Fenster werfen – ist natürlich erstmal nicht so dramatisch. Aber es raubt den Schlaf und wir fragen uns natürlich: Wenn der Typ sich die Nacht um die Ohren schlägt und beobachtet, wann das Licht ausgeht – was kommt als nächstes?
Die Idee von Harriet hatte ich beim Lesen auch spontan: mit Cam etc. den Typen erstmal identifizieren. Dann hat man ein Feinbild (im wahrsten Wortsinne), das hilft schonmal.
Nicht jeder Stalker dürfte so locker sein, daß er – wird er aus dem Schutz der Anonymität gezerrt – einfach weitermacht.
Der Hinweis mit der Hysterie ist übrigens zwar unfair, aber leider auch nötig. Sie kennen den Einzelfall ihrer Teamkollegin natürlichbesser Frau Nessy, aber solche Dinge passieren nicht ganz unhäufig auch „nur“ im Kopf der Betroffenen. Daher sollte man – ohne denjenigen im Regen stehen zu lassen – aber auch mal vorsichtig in die Richtung aufmerksam sein.
Ich drücke Ihrer Freundin natürlich die Daumen. Wäre das meine Freundin, ich hätte schon sehr unschöne Gedanken bezüglich des Stalkers und einer rostigen Eisenstange…
An eine Kamera haben wir auch schon gedacht.
Dass sie hysterisch ist, ist in diesem Fall ausgeschlossen. Ich habe die Spuren an ihrem Fenster gesehen; ich glaube nicht, das sie sich selbst auf den Rasen gestellt und Schlamm dagegen geworfen hat. Wir haben auch schon diskutiert, wie realistisch nun Angst und Bedrohung sind. Es sind auch noch ein paar andere Dinge passiert, die ins Bild passen.
Eine Eisenstange haben wir nun nicht erwogen, wohl aber, Lackfarbe aus dem Fenster zu kippen. Dann wäre der Typ wenigstens markiert.
Man könnte meinen, Sie schreiben einen Krimi. Schlimm!
Ich muss auch sagen, dass ich es sehr tapfer und großartig finde, dass Sie Ihrer Sportskollegin so unter die Arme greifen. Ich würd mir glaub ich vor Angst in die Hosen machen.
Ein bisschen mulmig war mir natürlich schon. Allerdings ist bis jetzt ja nichts wirklich Schlimmes passiert, und wir waren im 2. Stock hinter geschlossenen Türen. Gefahr bestand also nicht.
wie gruselig.
Die Freundin sollte die Nachbarn auch einbeziehen. Je mehr Leute in ihrem nahen Umfeld wissen was los ist, desto hoeher sind die Chancen ihn zu erwischen.
Ich wünsche Ihrer Freundin gute Nerven und dass alles gut ausgeht!
Kamera-Blitzlicht-Trillerpfeife
Und wenn er jedes Mal Bescheid weiß, ob einer da ist, ist er aus dem engeren Bekanntenkreis oder aber aus der Nachbarschaft.
Legen Sie doch mal eine falsche Fährte.
Einmal für den Bekanntenkreis und einmal für die Nachbarschaft.
Hilfreich ist übrigens auch eine Zeitschaltuhr für das Licht. So sieht man von außen nicht, ob jemand da ist oder nicht.
Wie Sie sehen, spreche ich aus Erfahrung.
Eine blöde Situation ist das. Man ist so hilflos.
Möge dieses Arschloch der Blitz beim Scheißen treffen.
Eine relativ effizente Sofortmaßnahme ist das Abhängen des/der Fenster(s)aussen mit einem Fliegenschutznetz…
Die Knalltüte ärgert sich bestimmt, wenn die Steinchen keinen Krach mehr machen. Und wenn es dann ein großer Stein ist, dann haben wir Sachbeschädigung und Bedrohung etc. Und dass freut dann die Polizei…
Der Typ wirft mich irgendwas anderem als Steinchen. Vielleicht ein Tennisball. Ich weiß nicht, ob ein Fliegengitter da hilft, aber probieren könnte man’s.
Ich bin mit so etwas noch nie in Berührung gekommen. Sie sehen mich fassungslos. Das geht mir unter die Haut! Ich wünsche, dass das gut ausgeht!
Idiot! Ich würde ausflippen !!!
Werft den Purchen zu Poden!
Beklemmend.
Das ist übel!!!
Meine Tochter hatte auch so einen „Verehrer“,
der hat sie an den Rand des Wahnsinns getrieben.
Die Polizei war, genau wie Du es beschreibst, machtlos…“solange nichts passiert“…
Sie konnte erst wieder ruhig schlafen, als sie umgezogen ist in eine Wohnung im 4ten Stock, da war Ruhe.
GlG!
was ich so schlimm dabei finde:
„Die Polizei war, genau wie Du es beschreibst, machtlos…“s o l a n g e n i c h t s p a s s i e r t “…“
ansonsten: wirklich beklemmende situation!
aber es PASSIERT doch was. Was er macht, macht die Frau krank, also ist es Körperverletzung.
Schlimm sowas… Ich drücke die Daumen, das Ihre Kameradin den Vogel bald los ist!
Meine erste Reaktion hier auf dem Sofa war auch: Keine Angst bekommen, wütend werden! Aber so richtig!
Blöderweise ist es mir mal passiert, dass mir nachts jemand ans Fenster geklopft hat (Wohnheimfenster, Zimmer im Erdgeschoss, zur Straße raus). Ich hatte noch nie solche Angst, wie in diesem Moment. Ich kann verstehen, dass Ihre Freundin sich Schlafgesellschaft sucht.
In der Gegend kommt es schonmal vor, dass eine Partygesellschaft im Erdgeschoss gegen die Fenster klopft. Aber die Kameradin wohnt im zweiten Stock. Dass es mehrere Nächte hintereinander die gleichen spontanen Spinner sind, können wir ausschließen.
Mal schauen, wie es weitergeht. Vielleicht hört es auch irgendwann von selbst auf.
Die Tatsache, dass nie was passiert, wenn jemand da ist, spricht ja dafür, dass der Täter das Haus recht genau beobachtet und offenbar auch weiß, welcher der ein- und ausgehenden Besucher zu Ihrer Sportskameradin gehört (was dann in der Tat für einen Täter aus dem näheren Umfeld spricht).
Eine Taktik könnte vielleicht sein, irgendwie zu versuchen, unbemerkt „zu Besuch“ zu kommen, z.B. mit Zweitschlüssel irgendwann in die Wohnung gehen, wenn Ihre Sportskameradin noch ganz woanders weilt, Hintereingang nutzen, falls vorhanden oder ähnliches.
Aber ob die Polizei wirklich komplett machtlis ist, wage ich doch ein wenig zu bezweifeln. Immerhin gibt es seit fast 4 Jahren den Straftatbestand der Nachstellung: http://dejure.org/gesetze/StGB/238.html
Da würde ich mal Strafanzeige gegen unbekannt erstatten und Strafantrag stellen. Abwegig erscheint mir Abs. 1 Nr. 1 nicht. Es ist natürlich fraglich, ob ihre „Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt“ ist, aber zumindest einen Anfangsverdacht, um zu ermitteln, könnte man da mit etwas gutem Willen bejahen.
Die Polizei meinte, das Stalking-Gestez würde nicht greifen. Ich bezweifle das genauso wie Sie. Denn die Lebensgestaltung ist allein schon dadurch beeinträchtigt, dass kein vernünftiger Nachtschlaf mehr zustande kommt.
Wir haben schon überlegt, dass wir sie besuchen und im Hausflur eine fiktive Abschiedszeremonie veranstalten, aber einer bei ihr bleibt – für den Fall, dass es jemand aus dem (relativ großen) Haus ist.
Das war auch mein Gedanke. Ein Nachbar, eine Nachbarin, die sich einen Spass machen. Hatten wir vor 25 Jahren zu Hause: Mein Vater war regelmäßig auf Dienstreise und bei uns klingelte dann immer nachts das Telefon.
Wir haben’s rausgekriegt und dann hat mein Vater beim Spinner nachts bei jeder Dienstreise aus Telefonzellen angerufen – nach drei Wochen hat die Sache dann aufgehört.
In Ihrem Fall würde ich auch eine nette kleine Infrarotkamera empfehlen und dann ggf. – aber das kann heikel werden – mit den Aufnahmen bei einem Bikertreff auf „armes hilfloses Ding“ machen, das dort unverbindlich einen Kasten Bier spendiert …
Nemesis
Letzteres haben wir auch schon erwogen – und uns vorgestellt, wie die Biker um 3 Uhr aus dem Gebüsch treten, dem Typen auf die Schulter tippen und brummen: „Naaa? So früh schon auf?“
Also wenn a) die Nachtruhe nachhaltig gestört ist und b) man ob der wiederholten Attacken Angst bekommt, dann ist das Leben beeinträchtigt. Aber ich kenne diese Haltung leider auch. „Und selbst wenn wir einschreiten – wie wollen Sie denn beweisen, dass er Sie auch wirklich belästigt hat..“
Daher ist es ganz wichtig, dass Ihre Sportkollegin Zeugen vorweisen kann und – natürlich, herauszufinden, wer dieses A….loch ist. Dann kann man ihm auch besser eine Falle stellen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg.
Die lapidare Haltung „Ach, das ist eine verflossene Liebe, das haben wir hier jeden Tag“, finde ich bedenklich. Der Arzt sagt demnächst auch: „Ach, das ist ein gebrochener Knöchel, das habe ich hier jeden Tag …“
Anscheinend beobachtet er, denn sonst wüsste er nicht, das noch jemand da ist. Wenn ihr mit einer grösseren Gruppe auftaucht, die dann irgendwann wieder geht (bis auf eine/n, der sich möglichst nicht weiter zeigt), könnte das vielleich täuschen.
Fenster im 2. Stock zu treffen, naja, ist nicht so einfach, das muß ein Handballer sein…vor allem ein Typ, der genau weiß, wann er schmeißen kann, also einer aus der Nachbarschaft, meistens der Hausmeister.. oder der Gärtner oder so. Vor allem, mit was schmeißt der, das muß doch noch rumliegen…DNA-Analyse machen… Ansonsten, um das Haus, also dort, von wo aus der wahrscheinlich schmeißt, dünne, nicht sichtbare Drähte spannen, die Alarm auslösen, ansonsten, Infrarotkamera oder -fernglas, taghelle Scheinwerfer aufstellen und nach dem ersten Schmiß anschmeißen, dann lautes Megaphon, ihn damit anschreien, mit der Folge, daß alle Nachbarn wachwerden und überall die Lichter angehen, das wirkt…, mit einem Kampfhund auf die Lauer legen, ihn stellen und zusammenschlagen (Notwehr), Polizei rufen, hilft garantiert. Und, da Stalkeranzeige nicht reicht, Anzeige gegen Unbekannt stellen, wegen Körperverletztung nach § 223 StGB, da hier die Gesundheit gefährdet wird, und wegen Hausfriedensbruch gem. § 124 StGB, da er ständig fremdes Grundstück betritt. Interessant wäre es, auch eine Mietminderung geltend zu machen, um den Vermieter insoweit in die (Sorgfalts-)Pflicht zu nehmen.
Im Geiste bin ich ganz bei Ihnen, Sir Toby! Doch glaube ich, dass „Mietminderung“ hier nicht greift: dazu müsste nachweislich die Ursache der Beeinträchtigung im Dunstkreis des Vermieters liegen.
Mietminderung muß eben gerade nicht im „Dunstkreis“ des Vermieters liegen, völlig unabhängig davon greifen Tatbestände, die die Nutzbarkeit der Wohnung als solche beeinträchtigen, ob der Vermieter ursächlich ist oder nicht, ist unerheblich. Dazu gibt es interessante Rechtsprechung…bitte googeln…Die Sorgfaltspflicht ist eine andere Sache …
Ich würde mit den anderen Hausbewohner sprechen, evtl. gibt es ja einen Hausmeister? Ein Bewegungsmelder z.B. kostet ab 12 Euro, kombiniert mit einem Signalton oder Leuchte, reicht gegen einen Spanner resp. Stalker oder eben einen Gestörten zunächst mal aus.
Ja, es gibt einen Hausmeister. Er mag die Sportskameradin auch gut leiden (allerdings nicht stalkermäßig, eher in Richtung Vater-/Opa-Gefühle).
a) wieso gehen alle davon aus das es ein Mann ist?
b) wenn Frau Nessy in der Wohnung ist, ist draussen keiner der was wirft?
c) die Story verhilft Frau Nessy zu jeder Menge Blogstorys.
d) hat sie ein Alibi?
Was meinen Sie Watson? Ist Frau Nessy hier die Hauptverdächtige?
… und als Handballerin trifft sie auch das Fenster im 2. Stock? Nee nee – wir kennen Frau Nessy als einfühlsame, freundliche und nachdenkliche Bloggerin.
„Ja, es gibt einen Hausmeister. “
Oh nein, ich wollte dem guten Mann nicht zu nahe treten, dachte eher, er wäre hilfreich….