Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute Alkoholiker sind.
Ungefähr bei jedem zweiten Einkauf steht ein Mensch vor mir in der Schlange, der drei Flaschen namenlose Cola und zwei Flaschen Weinbrand kauft, manchmal auch Korn, manchmal auch Wodka, es tut nichts zur Sache. Dazu eine Packung Mortadella und eine Packung geschnittenes Brot – vielleicht, weil er es essen möchte, vielleicht, weil er damit den Alkohol nach einem normalen Einkauf aussehen lassen will. Er hebt kein einziges Mal den Blick, legt dem Kassierer das Geld aufs Band, stopft das Brot, die Wurst und die Flaschen in einen Rucksack und verlässt den Laden, ohne jemanden angeschaut zu haben.
So ist es im Ghettonetto. Dort erkennt man sie sofort. Im Ghettonetto erwartet man sie schließlich auch. Rotnasig, aufgequollen, in abgetragenen Strickwesten und mit steifen, zittrigen Händen.
Männer kaufen Bier und Schnaps. Frauen kaufen Bier, Sekt und manchmal Wein aus dem Tetrapack. Männer sagen nichts, Frauen schieben mit dem Geld auch eine Entschuldigung zum Kassierer. „Meine Freundin aus Breckerfeld kommt heute zu Besuch, wa.“ Dabei hat der Kassierer gar nicht gefragt. Er weiß sowieso, was los ist, und die Frau weiß auch, dass er weiß, dass die Freundin schon seit drei Jahren nicht mehr da war und in den nächsten drei Jahren auch nicht kommen wird. Dass sie erst wiederkommt, wenn die Alte sich zu Tode gesoffen hat, mit einem Kranz und einem schlechten Gewissen.
Am Bahnhofsyormas steht eine andere Klientel. Da sind es nicht die, denen man ansieht, dass sie verloren haben. Da sind es die Berufstätigen, die Dienstbeflissenen. Aber nicht die Anzugträger. Meistens sind es Männer vom Typ Buchhalter in Bundfaltenhose und einem Pullover, der niemals modern war. Es ist später Nachmittag, und sie sind auf dem Heimweg zu ihrer Frau; die Kinder sind längst aus dem Haus. Oder sie kehren in ihr Zwei-Zimmer-Appartment mit Kochnische zurück, das sie seit der Scheidung bewohnen. Sie stellen ihre Aktentasche auf die Ablage vor der Glastheke, hinter der sich die Salamibaguettes stapeln. Sie sagen „Zwei Bier, bitte“, wühlen in ihrer ausgebeulten Ledertasche und holen drei leere Dosen Pfand heraus. In dem Moment weißt du: Die hat er sich heute morgen gekauft, bevor es ins Büro ging. Dann bezahlt er, steckt eine Dose ein, die zweite öffnet er schnalzend und setzt sie sofort an. Ein kühles Blondes nach der Arbeit, wer will ihm das verdenken.
Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute Alkoholiker sind. Achten Sie mal darauf.
Kommentare
90 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Nicht zu unterschaetzen sind die Hausfrauen, die den ‚Kuechencognac‘ und den ‚Kochwein‘ griffbereit im Kaffeetassenschrank stehen haben (gleich neben dem ‚Sossenwhisky‘ und dem Kirschwasser fuer die Schwarzwaelder Kirschtorte, die man schon seit Jahren nicht mehr gebacken hat)
Sind Sie Soziologin, Frau Nessy?
Sehr gute Beobachtungen.
Nein, ich bin etwas Anderes.
Aber auch etwas mit Beobachten.
Auf jeden Fall sollte Frau Nessy auch Autorin sein.
Wiedermal hervorragend geschrieben!
… habe kürzlich im ICE einen anzugsträger beobachtet, der innerhalb von zwei stunden 5 dosen bier abzischte .. VOR 9 uhr in deutschland … das leergut arrangierte er kunstvoll unter dem vordersitz und mit der dame, die ihn bat, die leeren dosen mitzunehmen, fing er streit an…
jaaaa, und dann gibts noch die ganz „normalen“ Leute die nix Bedenkliches daran finden jeden Abend 2-3 Bier zu trinken und am Wochenende noch ein, zwei Cognac oder Grappa dazu, vor allem wenn man als langjähriges Ehepaar dabei zu zweit vor dem Fernseher sitzt, denn echte Alkis sind ja Alleintrinker…
Am Wochenende dann mit den anderen Paaren vom Kegelverein. Zu guter Gesellschaft gehören ein paar Bier halt dazu.
Nach dieser Definition oute ich mich hiermit als Alkoholiker und bitte darum, mich in eine Schublade Ihrer Wahl zu stecken.
Ja, kenne ich, als ehemalige Netto-Angestellte.
Das tragische: Ich habe nichtmal in einem „Ghettonetto“ gearbeitet, sondern mehr Rentnergegend.
Eine Packung Toast, ein Frischkäse, eine tafel Altherrenschokolade oder Milka Joghurt – und ein netter Wein dazu, oder ein edles Tröpfchen „für die Verdauung“…
Übrigens auch im real. Oder in anderen Supermärkten. Mit und ohne Ghetto, aber mit Ghetto halt mehr und offensichtlicher. Und immer ein paar andere Einkäufe dabei. Ich frage mich, was täglich damit geschieht. So viel Toast, Frischkäse und Mortadella kann man ja gar nicht alleine essen.
Da wollte ich doch als Erste ein bisschen die Diskussion anfeuern und schon kommt mir der Träumerfisch zuvor!
:- )
Ich möchte in die Schublade, wo der Wein einen Namen hat und in einer Flasche wohnt. Am besten in die Weißweinschublade.
Oder nehme ich die Portweinschublade mit etwas Stilton?
Nö, lieber nicht. Die müffelt bestimmt.
Pssst, Alleinverziehend, bist Du noch da?
Der Rotwein in meiner Schublade ist alle – hast Du noch welchen?
*Zwinkert verschwörerisch*
Man kann dieses Thema Alkoholismus auch nicht auf eine Gesellschaftsschicht reduzieren, die Ghettonettobesucher sind vielleicht die Offensichtlichsten. Ich hab das Gefühl, dass der Anteil der Alkis/ Alk konsum unabhängig vom Geldbeutelinhalt zunimmt.
Ich fahre recht viel UBahn und sobald da ein Teenie rumsitzt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass da über Saufen gesprochen wird. Ich finde das ziemlich krass.
Beim U-Bahnfahren fallen die Jugendlichen, die in prekären bis grenzwertigen Verhältnissen leben, nur mehr auf, weil sie einfach mehr U-Bahn fahren. Die Bürgertumsteenies werden von ihren Eltern im Auto von der Party abgeholt, die Prekariatsteenies nicht.
Ich glaube aber, dass beide gleich viel saufen. Alkohol und Enthemmung sind einfach von der Pubertät bis mindestens Mitte 20 ein Riesenthema. Wir waren in der Gruppe bestimmt auch so.
@Träumerfisch:
*schreck!*
Hier ist auch nix mehr!
Wir müssen dringend zum Nettoghetto!
:- )
Und was mir sonst noch dazu einfällt:
Es ist doch einfach nur traurig, wenn sich jemand so schlecht fühlt, dass er morgens, mittags und abends Bier, Wein oder was auch immer braucht, damit es ihm besser geht. Und wenn er dann noch irgendwelche Pseudosachen einkauft, dann drückt das doch aus, dass er sich schämt.
So jemand tut mir dann nur leid.
Ich weiß nicht recht. Tut er mir leid? Ich finde es schon traurig. Aber es bleibt ein schaler Geschmack. Es gibt so viele Hilfsmöglichkeiten. Es ist eine Krankheit. Er/Sie kann sich behandeln lassen, stationiär, da gibt’s auch erstmal kein Entkommen, wenn man das wirklich möchte.
Natürlich – fehlende Krankheitseinsicht ist Teil der Krankheit. Aber dieses Phänomen kenne ich aus anderem Zusammenhang, und sehe auch Angehörige in der Pflicht, konsequent auf den Betroffenen einzuwirken.
Schwierig. Was ist Krankheit eigentlich? Ist man krank, wenn man Symptome zeigt? Oder ist man krank, wenn man unter den Symptomen leidet?
Hilfe bräuchten dann wahrscheinlich am ehesten die Angehörigen. Denn die haben ja oft den Leidensdruck. Das nennt man Co-Abhängige, oder? Kann man von denen verlangen, auf den Alkoholiker konsequent einzuwirken, wenn sie sich selbst nicht um ihr eigenes Wohl kümmern können? DIE brauchen Hilfe.
Aber eine Reha für einen (gewaltfreien) Alkoholiker, der nicht will?
Kann man überhaupt jemanden zu irgendetwas motivieren, wenn der das nicht auch will?
Und warum sollte man Kraft und Zeit aufbringen, zu helfen, wenn diese Hilfe nicht gewollt ist?
Sicher, wenn einer aggressiv wird (ob mit oder ohne Alkohol), dann muss was passieren.
Aber was? Reha? Wegsperren?
Entscheidend ist bei einem gewaltfreien Alkoholiker, ob eine Eigengefährdung vorliegt.
§8, Abs. 1 PsychKG:
„(1) Psychisch Kranke können nach § 1 Abs. 1 Nr. 2 Buchstabe a gegen oder ohne ihren Willen nur untergebracht werden, wenn und solange sie durch ihr krankheitsbedingtes Verhalten ihr Leben, ernsthaft ihre Gesundheit oder besonders bedeutende Rechtsgüter anderer in erheblichem Maße gefährden und diese Gefahr nicht anders abgewendet werden kann.“
Zuständig ist der Sozialpsychiatrische Dienst, an den sich Angehörige wenden können und der auch eine Einweisung in ein entsprechendes Krankenhaus anordnen und durchsetzen lassen kann, sollte dies erforderlich sein.
§5, Abs.2 PsychKG
„(2) Der Sozialpsychiatrische Dienst hat dafür Sorge zu tragen, daß psychisch kranke Personen sowie Personen, bei denen Anzeichen einer psychischen Erkrankung vorliegen, rechtzeitig ärztlich und psychosozial beraten und betreut werden. Zur Erfüllung dieser Aufgabe hat er insbesondere darauf hinzuwirken, daß die von den niedergelassenen Ärzten, den Krankenhäusern, den Trägern der Sozial- und Jugendhilfe, den Kirchen und Religionsgemeinschaften des öffentlichen Rechts, den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege und allen sonstigen geeigneten öffentlichen, freigemeinnützigen und privaten Organisationen, Einrichtungen und Stellen angebotenen Hilfen vorrangig in Anspruch genommen werden. Soweit und solange eine Inanspruchnahme der in Satz 2 genannten Hilfsangebote nicht möglich ist, soll der Sozialpsychiatrische Dienst die erforderliche ambulante ärztliche und psychosoziale Beratung und Betreuung selbst durchführen.“
Ist nach Eigengefährdung eine Einweisung erfolgt, entscheidet das Amtsgericht, ob der Betroffene weiterhin untergebracht bleibt. Letzterer hat die Möglichkeit, Rechtsmittel einzulegen.
—
Ja, ich bin der Meinung, dass man von Angehörigen – ausgenommen sind natürlich Kinder – erwarten kann, auf einen Alkoholiker einzuwirken und die Wege und Hilfen, die unser Land mit Gesetzen und sozialen Diensten zur Verfügung stellt, mit seinen Mitteln auszuschöpfen. Das braucht natürlich Mut und Überwindung.
Das Problem ist nicht ohne. Meine (evtl. einmal) Schwiegermutter hat auch einen Durchlaß an Bierflaschen, der nicht mehr schön ist. Und zu allem Überfluß tut sie auch noch so, als wenn wir nichts mitbekommen würden. Immer verschwindet flugs die Flasche unter dem Tisch, wenn wir ins Wohnzimmer kommen.
Trotzdem finde ich es gleichwohl um Längen bedenklicher, wenn vor mir eine Horde offensichtlich Heranwachsender an der Kasse steht, die den Kassierer bzw. -in scheinbar kennen und sich die Flaschen Wodka und Cola bzw. gleich diese Mischgetränke im Dutzend mitnehmen.
Ich habe das Gefühl, die Läden kontrollieren mittlerweile genauer. Oder sagen wir: Sie kontrollieren mich genauer. Dabei bin ich nun wirklich in einem Alter, in dem ich Alkohol erwerben darf, und ich glaube bei aller Hoffnung auch nicht, dass ich noch wie 17 aussehe. Aber besser gewissenhaft als gar nicht.
Ähnliche Gedanken mache ich mir auch immer mal wieder.
Wenn zum Beispiel unter der Woche morgens um halb acht im real vor mir eine Gruppe Männer in grober und deutlich durch Arbeit verzierter Kleidung (Farbe, Gips, Mörtel) jeweils eine Schachtel Kippen und 1-2 Pullen Wodka auf dem Band hat.
Es gibt da dieses Klischee, dass die Wand erst nach einem Bier gerade und senkrecht wird – was wird’s denn bei einer Pulle Wodka pro Mann?
Bei Fernfahrern habe ich da noch größere Bedenken.
Es gibt hier Arbeitgeber, die (aus gegebenen Anlass) ihren Arbeitnehmer erst nach einem Blastest den Zutritt zum Werksgelaende erlauben …
nanana!
diese leute sind nur zu doof, sich zu verstecken. deshalb fallen sie auch so auf.
alkohol- und anderer drogenmißbrauch ist insbesondere in „höheren kreisen“ sehr verbreitet. je höher der jobdruck, umso höher das alk-risiko.
von koks spricht niemand, nur weil der dort verkokst wird, wo das normale auge nicht hineinkommt.
und weil er konsumiert wird von den leuten, die „unsere“ medien MACHEN :)
egal.
was ist schon die droge alkohol gegen die droge RTL?
ich kokse nicht, ich saufe nicht, ich gucke nicht RTL.
Was zum Geier mach ich eigentlich den ganzen Tag?!?
Und dann gehen Sie mal mit Kleinkind zum ALDI und kaufen eine Flasche Wein. Da reiht sich das Jugendamt ganz automatisch hinter Ihnen an der Kasse ein.
Prost! Frau Müller.
Das Schlimme ist aber, dass ICH mich in unserer Gesellschaft immer wieder unter Rechtfertigungsdruck sehe, weil ich NICHT mit Sekt anstoßen und auch kein Feierabendbier trinken will.
Am einfachsten wäre sicher, ich würde behaupten, ich sei trockene Alkoholikerin, aber das widerstrebt mir dann doch.
Schwangerschaft vortäuschen. geht immer.
… allerdings… nur bei flüchtigen Bekannten, die man später nie wieder sieht…
so gesehen vielleicht…
ah, bald ist Fastenzeit! Das ist super und verschafft Respekt (oder Kopfschütteln, je nach dem, mit welchen Leuten Sie so zu tun haben)
Hat alles Vor- und Nachteile.
Erzangie, das geht mir ebenso. Mir schmeckt Alkohol nicht besonders, bzw. nur sehr wenige Sorten. Und ich mag das Gefühl nicht, das sich spätestens beim 2. Glas einstellt. Somit trinke ich nur alle paar Monate eine Kleinigkeit und sitze ansonsten immer da mit meinem Softdrink und erlebe Verwunderung bei anderen.
Es irritiert mich oft, dass auch Nicht-Alkoholiker nahezu nie einen Abend mit Freunden verbringen, bei dem kein Alkohol gereicht wird, bzw. bei dem Alkohol nicht das primäre Getränk ist.
Na Hauptsache, es gibt für jeden Menschen eine Schublade. Ohne Klischeedenken wäre ja auch schade.
Ist das die Adresse für Outings?
Ich habe nämlich auch ein Alkoholproblem:
Meine Nachbarn.
Die haben hauptsächlich keine Probleme mit Alkohol, außer der ist alle.
Schon interessant, dass das hier sofort in Richtung Alkoholiker-Bashing geht, statt sich mal zu fragen, woran das liegt, dass viele offensichtlich nicht mehr ohne Alk können. Nee, da muß noch mal nachgetreten werden. Als ob den Süchtigen nicht eh schon schlecht genug ginge.
Ich erkenne hier kein Bashing, sondern ein Beobachten, Wahrnehmen, Feststellen …
Geht’s nicht eher darum, wie viele Alkoholiker sind ohne das zu merken, zu akzeptieren und zu reagieren? Die alltägliche Trinkerei ist eben nicht nur „das Bierchen am Abend“.
Um die Abhängigen, die das als Problem erkennen geht’s bisher nicht. Die hätten auch meine Unterstützung weil sie versuchen, was zu ändern.
außerdem trete ich nicht nach, sondern erlebe ebenfalls Verwunderung, wenn ich beim „Sektchen“ ablehne, neindanke, auch kein „Weinchen“ möchte und sogar das „Likörchen“ ablehne.
Und dann als Spaßbremse vertituliert werde.
Über Junkies und andere Drogenabhängige gibt es schreckliche Statistiken und das Zeug wird illegalisiert, aber Alkohol kriegt fast jeder fast überall.
Das ist das Problem und nicht, dass hier jemand nachtreten würde.
Das nämlich, da kannst du sicher sein, würde ganz anders aussehen.
Werte Frau Nessy. Ich empfehle Ihnen dieses Buch hier. Es hat mir die tagtäglichen Dinge, die wir im Umgang mit Alkohol eher beiläufig erleben, in ein ganz neuem Licht erscheinen lassen. Es ist 100 %ig so, wie Sie es hier schildern.
Seitdem ich dieses Buch gelesen habe, bin ich gerade dabei meine eigenen Trinkgewohnheiten neu zu betrachten.
Das schlimme ist, dass der Alkohol so zum Gesellschaftsleben dazu gehört, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man nichts trinken möchte.
Zuerst kommt die Frage nach der Schwangerschaft und wenn man das verneint, versuchen die anderen einem doch wieder was aufzuzwingen. „Ich nehme gerade Antibiotika“ kann man da noch sagen.
Ich finde es schade, dass man überhaupt Ausreden braucht um nichts zu trinken und ich bin stolz drauf, dass ich auch unschwanger höchstens einmal pro Monat ein halbes Glas Wein trinke. Nur in der Gesellschaft muss man sich ja scheinbar schämen, nichts zu trinken. Traurige Welt, wo gehst du hin?
Den täglichen Wein/das tägliche Bier am Abend beobachte ich im Elternhaus auch mit sorgvollen Augen. Doch wer nur daheim 2 Gläser Wein oder eine Flasche Bier „zum Genuß“ trinkt, verschließt die Augen davor, dass es vermutlich nicht mehr ohne ginge.
Wenn man sagt „Ich muss fahren“, geht es ganz gut mit dem Alkohol. Also,“ohne“ meine ich natürlich. Besonders, wenn man sich bereit erklärt, Freunde in ihrem Auto nach Hause zu fahren. Dann achten sie sogar darauf, dass man nichts trinkt. Kann ich empfehlen.
Schlimm genug dass man überhaupt Ausreden finden muss.
Dass man angeblich ohne Alkohol keinen schönen Abend haben kann.
Ich werde das jetzt konsequent durchziehen, in der öffentlichkeit zu sagen „ich trinke nichts. Nicht weil ich schwanger bin, nicht weil ich krank bin, nicht weil ich fahren muss sondern weil ich nichts trinken WILL“
Ich habe den Wunschtraum, dass der Wunsch, nichts zu trinken akzeptiert wird. Dass wir wegkommen von der Meinung, dass Alkohol ein unbedingtes Muss ist beim gemütlichen Beisammensein oder einer Feier.
„Es ist schon erstaunlich … “
Nein, Nessy, ist es nicht!
Es hat Ursachen, das mit dem Alkohol. „Ghettonetto“ ist nur die Wirkung … kein Mensch wird als Alkoholiker geboren und Vererbung diesbezüglich ist genauso ein Quatsch, der jedoch von „Experten“ gerne bemüht wird. Naja, bleiben noch die Gene, das hat aber auch mit Vererbung zu tun, also auch wieder Quatsch! Ja, woran liegt das nur, das millionen von Menschen, allein in Deutschland, sich stets in einen Rausch versetzen? In Rumänien zum Beispiel schnüffeln die Kinder, auf den Straßen, Straßenkinder, Klebstoffe … warum nur?
Fußnote:
_____________
„An den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben jedes Jahr in Deutschland 74 000 Menschen, das entspricht gut neun Prozent aller Todesfälle, berichtet die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich des Weltdrogentages. Die durch alkoholbedingte Erkrankungen hervorgerufenen volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich demnach auf 24 Milliarden Euro pro Jahr. Zu den häufigsten … weiter …
Ich war so frei und habe den kopierten Text etwas gekürzt und zur Quelle verlinkt. Sonst könnte es Probleme mit dem Urheberrecht geben.
Und wenn Sie dann mal schauen, wie viel Raum der Alkohol in einem Supermarkt einnimmt, dann wird es noch bewußter.
eben. Und wie viele alkoholische Getränke kriege ich in einer Kneipe, gegenüber wie vielen ohne Umdrehungen?
Immerhin sind Wasser, Limo und Co inzwischen nicht mehr teurer als Alkohol.
@Herr Cekado: Darüber hatte ich bislang noch gar nicht nachgedacht. Aber: stimmt.
@Frau Juppi: Es gibt oft gute alkohlfreie Cocktails. Ich trinke natürlich auch welche mit Alkohol, lecker Caipi und so, aber nach zweien oder dreien steige ich oft um auf ohne. Ist netter am nächsten Tag.
Außerdem geht’s hier ja auch gar nicht darum, nie Alkohol zu trinken. Ich trinke auch nicht nie Alkohol.
Ich sehe nur diese Menschen und schreibe es auf.
düstere, bedrückende Republik
Ach, naja. So schlimm ist es auch nicht. Das nächste Mal schreibe ich was Positives, Sie werden sehen.
Und dann noch die Leute, die berufsbedingt ständig in Flugzeuge steigen müssen, jedoch massiv unter Flugangst leiden. Denen wird sogar geraten, vorher ein Gläschen zu kippen. Soll angeblich lockerer machen. Das machen die dann einige Jährchen und schwuppdiwupp geht nix mehr ohne. Die werden übrigens oft agressiv wegen irgendeinem Pippifax, im Grunde liegt’s aber daran, dass sie ihre eigenen Flaschen nicht mitbringen dürfen und von uns grade noch nix kriegen.
Sie arbeiten im fliegenden Gewerbe? Da erlebt man ja auch so Einiges, oder? Charterflug nach Malle und so. (Ist bestimmt so ähnlich wie: Regionalbahn zum Sauerlandstern. Ich sach dir.)
hmpf, ab wann ist man den alkoholiker? habe gestern ganz schön viel rotwein getrunken *blinzel*.
aber du hast recht, es fällt mir auch viel zu häufig auf, auch im bekanntenkreis gibt es leute, die immer zuviel trinken und es gibt sie auch im feinkost und nicht nur im ghettonetto.
schönen samstag, katerwolf
Ich musste mal vor Jahren aus gesundheitlichen Gründen komplett auf Alkohol verzichten. Ich sah mich bis dahin immer als „Gelegenheits-Trinkerin“ ohne jegliche Probleme. Nach ein paar Wochen kam ein Abend, an dem ich ein wirklich gieriges Verlangen nach Alkohol bekam. Es war ein harter Tag, ich war kaputt und schlecht gelaunt – und ich hatte das unstillbare Bedürfnis, mir mit 1-2 Gläschen einfach eine kleine rosa Wolke zu basteln; nein, nicht mich zu betrinken – nur dieses Gefühl zu haben, dass alles etwas leichter, unbeschwerter ist.
Das hat mir damals stark zu denken gegeben.
Was ich seitdem mache (ich „darf“ jetzt wieder trinken): Ich bin mir dieses Bedürfnisses ausgesprochen bewusst und lebe es. Wenn mir alle paar Wochen „so“ ist, dann mache ich es eben so. Aber es ist mir halt bewusst, dass es nur alle paar Wochen ist. Nicht jeden Tag, jeden Abend. Und mir fallen seitdem die Freunde und Bekannten auf, die an 6 von 7 Tagen dieses Bedürfnis haben. Und denen nicht bewusst ist, dass sie griesgrämig werden, wenn sie ihre 1-2 kleinen Gläschen nicht haben. So etwas macht mir dann Sorgen (ohne, dass ich „missioniere“; ich beobachte es halt nur und bin selber froh, inzwischen anders zu leben).
Jetzt ersetzen sie mal „ein zwei Gläschen“ durch „ein zwei Haschpfeifchen“ und Sie sind schwupps in der illegalen Schublade. Nur mal so anmerke.
Aber ich gebs zu, Rotwein hat mehr „Stil“ als Cannabis :-))
Frage mich nur, warum?
@Frau Nihilistin: Was ich im Sommer sehr lecker finde, ist ein kühles Radler. Gerne auch nach dem Sport oder nach einem verschwitzten Tag. Ich habe im vergangenen Sommer öfters alkoholfreies gekauft, das schmeckt nämlich fast genauso – zumindest stört mich der Alkoholfrei-Geschmack nicht. Es geht ja eher im das Bitter-Erfrischende. Und weniger Kalorien hat es auch. Dann musste ich mir auch ums Autofahren keine Gedanken machen.
@Erzangie: Ich finde nicht, dass Cannabis verniedlicht werden sollte. Klar gibt es die Gelegenheitskiffer, bei denen genauso wie bei den Gelegenheitstrinkern (die ja immer noch in der großen Mehrzahl sind, wir sollten jetzt hier nicht den Anschein erwecken, als sei jeder, der mal ’n Bier trinkt, Alkoholiker) alles gut ist. Allerdings muss ich sagen, dass viele der Leute, die ich kenne und die kiffen, eine echtes Problem haben: entweder privat oder jobmäßig oder beides – manchmal sind sie einfach nur durch. Und das Kiffen macht’s jetzt auch nicht unbedingt besser.
Ich habe in der Schule gelernt, dass das Cannabis was heute verkauft und verraucht wird um ein vielfaches stärker ist als das, was vor 20-30 Jahren noch geraucht wurde. Beängstigend.
Kiffen ist eben nicht sexy. Zigaretten allgemein sind nicht sexy. Wenns nicht gerade das stilisierte Bild einer Frau mit Zigarettenspitze ist, sehen Zigaretten in den Händen immer nur Assi aus. Stellt man sich aber ein Weinglas in der Hand vor, strahlt das Bild gleich was anderes aus.
(man darf nur das Tetrapack nicht auf dem Tisch stehen lassen)
Dieser Eindruck kommt aber vermutlich auch nur davon, dass Alkohol eben gesellschaftlich akzeptiert ist und Rauchen, speziell kiffen immer verpönter wird.
Beobachten ist gut, sofern auch im näheren Umfeld tatsächlich hingeschaut und wenn nötig interveniert wird. Denn nicht immer, das wurde schon erwähnt, sind Alkoholiker alleinstehend. Mitleid mit den Betroffenen hin oder her, manchmal sind Schwächere involviert, die (noch) nicht erkennen können oder wollen. Denn wieso sollte man den Erklärungen der eigenen Mutter nicht glauben, war doch immer so, ist doch normal, dafür fällt es mit Abstand und Jahre später wie Schuppen vor den Augen. Hier noch rechtzeitig, andernorts zu spät.
Ich habe selbst gesoffen, es war eine schöne Zeit, ich hatte mich nicht versteckt, ging jeden Tag zur Arbeit (bin Kraftfahrer), hatte immer Hunger, ein Hobby, …..ein ganz normaler Gewohnheits Trinker, wie Millione andere Menschen, ok eine Kiste Bier am Tag ist nicht normal.
Die Mahnung von meinem Arzt…..noch 5 Jahre….Verlust des Führerscheins…..die Erleuchtung kam, ich ging auf Kur, bin seit 25 Jahren Trocken……ja ich sehe Sie auch die Alkohliker, wie geschickt sie sich anstellen, mein Kollege hat das ganze Jahr eine Erkältung, denke ich auf jeden Fall oder warum ist er Menthol Bonbon, ich rieche sie sogar von weitem, man kann Sie erkennen, Alkohl prägt den Menschen, zum Schluss sehen sie alle gleich aus….. ich wünsche jedem das er es auch einmal abhaken kann diese Zucht, diesen Dreck abschütteln…..aber das muss von jedem selber kommen, man kann diesen Menschen nicht wirklich helfen…
Gruß
L.Wiesner
Noch ein kleiner Anhang:
http://eco2001.wordpress.com/2011/02/23/fruh-ubt-sich/
Man muss sich Gedsanken machen.
Gruß
L.Wiesner
http://lw192345678.wordpress.com/
Woher kommt eigentlich dieses ungefragte „sich Sorgen machen“ um anderer Leute Konsumgewohnheiten? Woher kommt eigentlich dieses Gesundheits-Blockwarts-Denken?
Guck mal, der trinkt. Guck mal, der ist zu fett. Guck mal, der raucht. Oi oi oi. Jetzt mach ich mir Sorgen um meine Krankenkassenbeiträge! Gleichzeitig sonne ich mich in der selbstherrlichen Gewissheit, selbst kein Trinker/Fetter/Raucher zu sein.
Wird wirklich mehr getrunken? Nein.
Aus Wikipedia: „In Deutschland liegt der Konsum reinen Ethanols, der über alkoholhaltige Getränke stattfindet, seit 1970 bis 2006 stabil bei 10,1 l pro Jahr und Kopf.“
Was mehr wird ist das Bedürfnis, die eigene Wertigkeit durch das Abwerten von Mitmenschen zu steigern. Also vielleicht eine generelle Unsicherheit, ein gesellschaftliches Unwohlsein. Der eine bekämpft es mit einer Flasche Bier zu viel. Der andere, indem er sich über den Biertrinker pseudo-besorgt echauffiert.
Komische Zeiten, nein?
Blockwart. Oder Blogwart? Das Wort kam mir auch in den Sinn.
:-)
Es ist sehr liebevoll von Ihnen, dass Sie sich sorgen, dass ich mich sorge, aber ich stelle besorgt fest: Ich sorge mich nicht. Sorgen Sie sich deshalb bitte nicht um mein Unwohl, ähm -sein, ich selbst lebe schließlich völlig sorglos, praktisch ohne jemals nachzudenken, ausgenommen natürlich über Andere.
Ich freu mich grad über mein Umfeld…ich kenn zwar einige die gerne und viel Alkohol trinken (und sich auch bewusst sind dass sie damit ein Problem haben)- aber es war nie ein Thema dass ich nichts trink, ich muss mich nie rechtfertigen und gar nichts. Beim ersten Mal kam meist eine verwunderte Nachfrage, die war aber mit „nö ich möchte einfach keinen Alkohol trinken“ erledigt.
Viel verwunderter und ungläubiger waren da ehrlich gesagt immer die Ärzte. Weil- Mitte 20, psychischer Schaden, Medikamente wild durcheinander, aber nicht rauchen und vor allem nicht trinken?! Scheint da auch eine schöne Schubladen zu geben…
Tja, die Verrückten sind manchmal die Normalsten. Würden die Normalsten, die manchmal verrückt sind, das zugeben, hieße das, sie seien ebenso normal verrückt, wie die anderen verrückt normal sind.
Mal ehrlich, wen wundert’s in diesem Land? Hier geht doch rein gar nichts ohne Alkohol. Ich bin eine der wenigen Leute, die ich kenne, die keinen Alkohol trinken. Mag ich einfach nicht, das hat noch nichtmal in 1. Linie was mit Vernunft zu tun. Ich werde deshalb blöd angeguckt und man denkt sich, ich könne keinen Spaß haben, denn ich trinke ja nicht. In Deutschland ist Alkohol ein Synonym für Spaß. Oder andersrum. Ich finde das extrem armselig.
Meinetwegen sollen die Leute trinken, so viel sie wollen. Aber sie sollen andere Leute in Ruhe lassen, nicht betrunken Auto fahren, nicht um 3 Uhr nachts lautstark Parolen gröhlen, wenn andere schlafen wollen, nicht andere anpöbeln, nicht andere, die nichts trinken, schief angucken und als Spaßbremsen betrachten.
die meisten leute im freundeskreis finden nichts dabei dass ich selten alkohol trinke, da kommt allenfalls mal ein „du kannst aber ruhig was nehmen“ und dann ist gut.
richtig übel ist es aber bei schwiegervater und seinen altersgenossen – einmal ablehnen und im laufe des abends noch 30-50mal angeboten bekommen ist da normal. „jetzt kannst du doch aber“ und „ist doch nur ein kleiner“, „aber wenigstens einen kräuter?“, „na komm deine frau kuckt doch gerade nicht“ usw. usw.
dort gehört das „feierabendbierchen“ natürlich zum alltag, und der „verdauer“ nach dem essen, und das baustellenbier, das grillbier, das fernsehbier und die 1000 anderen guten gründe sich das ganze wochenende über unter konstanter befüllung zu halten. alkoholiker zu sein würde natürlich jeder der herren entrüstet von sich weisen …
seltsam, was diese diskussion für blüten treibt.
eins fällt auf und ist gleichzeitig beleg für meine these, daß sogenannte „NICHT-menschen“ in aller regel schwer gestört sind: vegetarierer, veganer, nichtraucher nichttrinker, nicht-in-gaststätten-geher… usw.
ich trinke und rauche gerne. aber ich habe noch nie ein problem damit gehabt, wenn ich ein oder mehrere zigaretten oder getränke abgelehnt habe.
der eine oder andere spruch fällt natürlich – aber: na und? sowas nennt man „kultur“.
in unserer kultur ist es eben üblich, daß ein freudiges ereignis begossen wird. wer sich darüber aufregt, der geht wahrscheinlich auch zum lachen in den keller.
und wer sich belästigt fühlt, wenn er ein schnäpschen ausschlägt, der sollte dringend professionelle hilfe aufsuchen.
prost!
@dr.falk: Wenn Sie sorgfältig hier lesen würden, würden Sie feststellen (können), dass es weder um „Kultur“ noch um „Trinkbashing“ geht. Sondern dass hier viele Leute einfach ihre eigene Erfahrung mit Alkohol schildern. Dann müßten Sie sich auch nicht gezwungen fühlen, die Mit-Diskutanten pauschal als Arschlöcher zu bezeichnen.
PS: Ich bin Raucherin, Fleischesserin, Autofahrerin, Kneipengeherin, Gelegenheitstrinkerin. Kommen Sie mir also nicht mit Ihren merkwürdigen Schubladen hier an. Nehmen Sie einfach nur zur Kenntnis, dass ich genügend Menschen in meiner Umgebung kenne, die wegen versteckt alkoholabhängiger Eltern eine beschissene gewaltvolle Kindheit hatten. Spätfolgen vegan oder autolos lebender Eltern sind mir in diesem Ausmaß nicht bekannt.
ach was, das glas wein „zur entspannung“ jeden abend oder das „feierabendbierchen“ jeden tag dienen dem kulturvollen begiessen eines „freudigen ereignisses“? na sie müssen ja ein extrem leicht zu erfreuender mensch sein wenn sie täglich den anbruch der dämmerung begiessen.
ähnlich hibbelig scheinen sie aber auch beim lesen zu sein: der ausschlagende fühlt sich in den meisten hier geschilderten fällen nicht belästigt weil er das „schnäpschen“ angeboten bekommt, sondern weil oft genug die trinkerfraktion nicht lockerlässt und wie bluthunde am unlustigen „nicht-menschen“ dran bleibt, kann ja nicht sein dass der da die stimmung kaputtmacht weil er nicht dafür sorgt in 3-4 stunden ebenfalls vollgepisst und schnarchend hinter der gartenlaube zu liegen.
ich trinke übrigens durchaus auch alkohol, aber nur dann wenn ich lust darauf habe, und nicht wenn „die kultur“ von mir erwartet bierchen, weinchen, schnäpschen oder kippchen zu konsumieren.
@ dr. falk
Seltsam, welch inflationäre Zuschreibungen manche Zeitgenossen dem Begriff „Kultur“ angedeihen lassen.
Da Sie Bedürftigen Professionelles anraten: Ich empfehle Ihnen die Lektüre der Schriften des Soziologen Norbert Elias: „Über den Prozess der Zivilisation“, darin besonders die Ausführungen zur Affektkontrolle sowie zu Selbstzwang und Fremdzwang.
Das allenthalben von Gerne-Trinkern propagierte „Begießen“ hat jedenfalls rein gar nichts mit „Kultur“ zu tun. Da muss ich Sie enttäuschen.
@antagonistin
danke für die empfehlung.
allerdings stehen die thesen des autoren nicht im gegensatz zu meinem kulturbegriff.
da muß ich Sie enttäuschen.
Ich bin auch ein Nicht-Mensch und war das schon immer. Ich trinke nie, auch nicht zum Anstossen, Alkohol, rauche nicht, nehme keine Tabletten. ich habe einfach keine Lust darauf.
Aber ich bin nicht schwer gestört.
Es ist allerdings extrem lästig bei geschäftlichen Anlässen immer wieder zum trinken gedrängt zu werden. Alle die ich kenne trinken privat mal etwas, ich schätze im normalen Rahmen. Eine aussenseiterin bin ich nicht geworden und keinen störts. Im Gegenteil! ich hatte dadurch schon sehr oft gelegenheit die tollsten Sportwagen in der Nacht zu fahren, um die anderen heimzubringen…und das ist etwas, was ich absolut toll finde. Und die anderen sind erst noch froh darum.
Schwer gestört…*kopfschüttel*
Ich als bekennender gerne mal ein oder zwei Getraenke Trinker finde diesen Eintrag hier sehr treffend und wahr.Man hat wirklich keine Ahnung wie viele Personen im nahen und naehren Umkreis dem Alkohol mehr als nur sporadisch zugetan sind und dies auch geschickt zu tarnen und verstecken wissen.
Man sollte mit dem Thema viel offener und entspannter umgehen um den ganzen heimlich Trinkern eine Chance zu geben sich zu offenbaren und helfen zu lassen.
Komisch. Ich kenne dieses zum Trinken gedrängt werden gar nicht. ‚Danke, ein Glas Wein reicht mir, sonst fange ich noch an zu singen.‘ oder ‚Lieber ’ne Cola, bitte.‘ und das war’s dann. Da guckt keiner komisch.
Zuviel an Wein passiert mir nur, wenn ich unter Druck stehe ohne es zu merken. Manchmal mag eine rosa Wolke auch legitim sein … So lange es nicht zur Normalität wird und man sich dessen bewußt wird, daß man da gerade eine rosa Wolke haben WILL.
Wo Alkoholismus anfängt, ist ohnehin kaum zu definieren, selbst die Fachleute sind sich uneinig.
Meine Leberwerte sind übrigens 1a-Gesundwerte. Nur damit hier niemand anfängt … Sie wissen schon.:)
*Schublade auf* Klischee rein *Schublade zu*
Es gibt sie, natürlich. Jeder kennt das, spätestens beim Einkaufen, wenn der etwas heruntergekommene Mann vor einem zwei Jägermeister und ein kleines Päckchen Toastbrot auf das Band stellt. Auch kenne ich jemanden, der sich in intellektuell geselligeren Runden vom weichen zum harten Alkohol durchtrinkt und mit Wein und Whiskeykenntnissen brilliert – die gesellschaftlich konforme Variante des Alkoholismus sozusagen.
Was ich schade finde, daß hier gleich die Gegenposition hochkommt. „Ich trinke keinen Alkohol und muß mich nicht rechtfertigen“. Als gäbe es zwischen weiß und schwarz keine Farben. Ich genieße Wein, ich genieße Alkohol, in Maßen, und hatte nie das Gefühl auch nur in die Nähe der Sucht zu kommen. Allerdings kann man mit meinem Alkoholkonsum auch keine Spirituosenfabrik betreiben. Die wäre längst verzweifelt ob des quantitativ geringen und qualitativ anspruchsvollen Konsums insolvent.
Warum sollte ich mich rechtfertigen müssen, nur weil ich keinen Alkohol trinke? Wenn ich keinen Broccoli mag, kann ich das auch sagen, muss mich nicht rechtfertigen und ihn auch nicht essen. Was ist da der Unterschied? Darum verurteile ich noch lange keinen, der Broccoli isst oder Alkohol trinkt.
Wenn das gegenüber sich durch meine Vorliebe/ Abneigung angegriffen oder so fühlt ist das nicht meine Schuld. Es sei denn ich würde mit Moralpredigten, Belehrungen und Vorhaltungen kommen.
P.s.: In Schweden wurde mir übrigens, zu meiner sehr positiven Überraschung, in den meisten Restaurants sofort alkoholfreier Wein angeboten, wenn ich den normalen dankend ablehnte. Und das war nicht so süsse Kinderplörre sondern schmeckt wie echter Wein, nur halt eben ohne Alkohol. Das gibts ja beim Bier auch und ist da keine Seltenheit. Bei Wein, Sekt & Co, ist die Alternative nur noch nicht so bekannt, geläufig und leicht erhältlich.
Meine Kollegen am Tisch, die neugierig aus meinem Glas nippten, um zu schmecken ob das Getränkt geniessbar ist (die aber im eigenen Gals ganz normalen Wein hatten) waren von der Qualität und den Geschmakt total überrascht (positiv ;-)).
Das mit dem alkoholfreien Wein finde ich prima. Hier in D. habe ich noch keinen genießbaren entdeckt. Alkfreies Bier kriegt man ja wirklich inzwischen in fast jeder Kneipe (wenn auch leider nur max. 1 Sorte, und da gibts schon sehr große Geschmacksunterschiede).
Ich habe letztens mal alkoholfreien Sekt getrunken. Er war für die anwesende Schwangere gedacht; sie hat das Pülleken aber nicht alleine leer gekriegt. Schmeckte gut, sogar nachdem ich vorher richtigen getrunken hatte – hätte ich nicht erwartet. Meistens ist der direkte Vergleich ja nicht so prickelnd.
Nun ja, wer suchet der findet. Ich kenne, und zwar vor allem aus Deutschland, nicht aus der Schweiz wo ich wohne, sehr viele Adressen (online), wo man guten akl-freien Wein bekommt. Und sogar Rotkäppchen hat einen alkoholfreien Sekt. den habe ich jedoch noch nicht getestet.
Zu Hause und zu privaten Anlässen nehme ich mir einfach meine eigene Flasche mit. Dann herrscht für alle Friede-Freude-Eierkuchen.
Beobachtungen eines Bloglesers:
Es begann eigentlich recht harmlos, mit einem (guten)Blogeintrag über die „Hardcore-Alkoholiker“, die sich schon morgens mit Fusel im Supermarkt ihrer Wahl versorgen.
Es folgte dann mit ungeheurem Tempo die gesamtheitliche Gesellschaftskritik.Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Sache an sich, ein Nebenkriegsschauplatz wird schlagartig zum Hauptkriegsschauplatz.
Schön: Das ist gelebte Demokratie. Das Volk, in diesem Fall die Kommentatoren entscheiden, was diskutiert wird.
Nicht so schön: Die Art des verbalen Rundumschlags. Moralische Zeigefinger, Schubladen und Pauschalisierungen – von allen Seiten und aus allen Blickwinkeln. Verletzte Eitelkeiten blitzen auf, der Ton wird zunehmend ruppiger. Es wird provoziert, (vor-)verurteilt, gerechtfertigt.
Spannend zu lesen, inhaltlich geht die „Tiefenschärfe“ leider verloren. Ganz zu Schweigen von wertschöpfenden Aussagen zum initialen Thema.
Worum ging´s da gleich?
Naja…
Aber das ist jetzt natürlich – wie immer – eine subjektive Wahrnehmung.
@Träumer(f)isch: Es geht nicht um „Schubladen“. Es geht auch nicht um moralische Zeigefinger sondern schlicht und einfach um medizinische Gegebenheiten.
Alkoholismus existiert in stark unterschiedlich ausgeprägten Formen, und ja: die Leute die jeden Tag 2 Bier oder eine halbe Flasche Rotwein trinken „müssen“ haben auch ein Alkoholproblem.
Dieser Test hier:
http://www.alkoholratgeber.de/Alkoholismus_Psycho-Test/Page10374/page10374.html
liefert eine gute Hilfe zur Einschätzung.
Es geht doch nicht darum das Zeugs grundsätzlich zu verteufeln, sondern um bessere Aufklärung und darum verantwortungsvoll damit umzugehen. Dank der gesellschaftlichen Konventionen und der ständigen Verharmlosung rutscht man leider viel zu schnell in bedenkliches Verhalten.
Meine Elten weisen z.B. beide das von mir anfänglich geschilderte Verhalten auf, es gibt so gut wie keinen Tag ohne Alkohol. Und grade deshalb weil ich weiß dass das nicht gesund ist, grade weil ich weiß dass ein gewisser Hang in meinen Genen ist umd grade weil mir Wein, Bier, Sekt, Cocktails und ähnliches verdammt gut schmecken achte ich pingelig darauf Alkohol nicht zum Problemlöser werden zu lassen.
Dabei beobachte ich übrigens auch oft das hier geschilderte Drängen zum Konsum: Treffe ich bei meinem Eltern Freitag Abends zum Wochenendbesuch ein und nehme gerne ein Bier nach dem Essen muss ich schon aufpassen dass nicht automatisch eine zweite Flasche eingeschenkt wird. Ich muss mich immer erklären warum ich nicht noch was trinken möcchte, die Begründung „eins reicht mir für heute“ gilt einfach nicht. Ebenso auf Unverständnis stößt bei meinen Schwiegereltern mein Grundsatz unter der Woche keinen Alkohol zu trinken (als Nebeninfo: Ich bin ein ziemlich leichtes Persönchen und vertrage sehr wenig, mehr als ein großes Bier oder zwei Gläser Wein und ich habe unweigerlich einen Kater. Vor dem Hintergrund eigentlich noch weniger verwunderlich dass ich in der Woche nichts trinken möchte wenn ich am nächsten Tag arbeiten muss).
Und das geht mir tierisch auf den Keks.
verrückt. wenn Sie über medizinische gegebenheiten schreiben, sollten Sie die medizinischen wahrheiten nicht außer acht lassen. es ist erstaunlich, wieviel halbwissen zum thema unterwegs ist.
lesen Sie die „dänische weinstudie“!
lesen Sie die „tscheschische bierstudie“!
befragen Sie die seriösen veröffentlichungen zum sogenannten „french paradox“.
Sie sagen: „die Leute die jeden Tag 2 Bier oder eine halbe Flasche Rotwein trinken „müssen“ haben auch ein Alkoholproblem.“
auch das ist längst widerlegt.
die sterblichkeit der täglichen trinker erreichte erst die morbidität von abstinenzlern, wenn die probanden MEHR als eine flasche rotwein tranken.
heißt in BILD-jargon: abstinenzler sterben früher.
…
mehr zum thema finden Sie in der fachliteratur.
in einem aber gebe ich Ihnen recht: wer ohne alkoholische getränke gar nicht mehr seinen tag bestreiten kann, der hat definitiv ein problem und sollte sich hilfe holen.
und rein medizinisch-faktisch ist eine große flasche korn pro tag tatsächlich ziemlich ungesund ;)
ich denke die WHO hat sich schon so ihre Gedanken gemacht warum sie einen bestimmten Konsum als bedenklich ansieht.
mit Morbidität per se zu argumentieren halte ich übrigens statistisch für gewagt, dazu gibts es zu viele andere Faktoren. Argumentiert man mit Morbidität, so sind Übergewichtige ebenfalls „gesünder“ als Normalgewichte und Dünne (solange sie unter einem BMI von 30 bleiben).
Bei Studien muss man immer genau hinschauen wer sie bezahlt hat, ich zitiere mal ganz Schnöde aus der wikipedia:
„Viele Studien wurden von der Alcohol Task Force der Stiftung International Life Sciences Institute finanziert, deren Mitglieder die Konzerne Moët & Chandon, Allied Domecq, Brasseries Kronenbourg, Heineken und Diageo sind. In Deutschland wurden viele Studien von der Deutschen Weinakademie (DWA) in Auftrag gegeben, die von den Weinerzeugern finanziert wird. Alleine für die Pressearbeit im Inland wurden 160.000 Euro ausgegeben. Die französische Sopexa gab 800.000 Euro für deutsche Medien aus.“
auch interessant:
„Die 2006 veröffentlichte Metaanalyse kommt dagegen zu dem Schluss, dass 47 der 54 untersuchten Studien einen gravierenden Fehler aufweisen, infolgedessen die genannten Schlussfolgerungen an Glaubwürdigkeit verlören. So wurden in den meisten Studien ehemalige Alkoholkonsumenten – mit all ihren durch den bisherigen Alkoholkonsum kumulierten gesundheitlichen Problemen – der Gruppe der Abstinenzler zugerechnet. Diese „späten“ Abstinenzler, die das Trinken erst im fortgeschrittenen Alter aufgrund von – teils durch Alkoholkonsum verursachten – chronischen Krankheiten aufgegeben haben bzw. aufgeben mussten, werden mit den „echten“ Abstinenzlern, also denjenigen Personen, die schon viele Jahre lang Alkohol meiden oder nie welchen getrunken haben, in eine Gruppe zusammengefasst. Dieses Vorgehen setzt jedoch den durchschnittlichen Gesundheitszustand der Personen der Gruppe der „Abstinenzler“ generell herab – gemäß den Autoren der Metastudie ein erheblicher methodischer Fehler. Hierdurch entsteht der – falsche – Eindruck, in der Gruppe der (echten) Anti-Alkoholiker gäbe es eine höhere Zahl von Todesfällen als bei den moderaten Trinkern, so dass letztere wiederum als besonders gesund und langlebig erscheinen. Berücksichtigt man jedoch den „Abstinenzler-Fehler“, verringern sich die postulierten positiven Effekte von moderatem Alkoholgenuss bzw. sind diese gar nicht mehr vorhanden. Graphisch betrachtet ergibt sich bei zunehmendem Alkoholkonsum demnach gar keine (ausgeprägte) J-Kurve, sondern vielmehr ein stetiges Ansteigen der durch Alkohol verursachten Todes- und Krankheitsfälle.
Kaye Fillmore von der University of California in San Francisco, eine Autorin der Metaanalyse, weist darüber hinaus darauf hin, dass bei der Bewertung der gesundheitlichen Wirkung von moderatem Alkoholgenuss häufig der typische Fehler gemacht würde, Ursache und Wirkung zu verwechseln: „Wir wissen, dass ältere Menschen, die mäßig Alkohol trinken, gesünder sind als gleichaltrige Nichttrinker“, so Fillmore. „Das Trinken ist eine Folge ihres guten Allgemeinbefindens, nicht aber dessen Ursache. Viele Menschen meiden Alkohol im Alter aufgrund gesundheitlicher Probleme.“ Demzufolge sind diese Personen also nicht krank, weil sie nicht (moderat) trinken, sondern sie trinken nicht, weil sie krank sind.“
prinzipiell sind wir da nah beieinander.
nur die WHO stört mich dabei, daber das ist ein völlig anderes thema… ;)
Ich frage mich, warum viele hier trotz der Behauptung keinen Alkohol zu wollen doch durchaus darauf bestehen etwas alkoholähnliches zu konsumieren, sprich alkoholfreies Bier oder -Wein. Wenn ich Alkohol will trinke ich ein Bier oder einen Wein. Wenn ich keinen möchte trinke ich Cola, Wasser,Tee etc.
Es hält sich ja auch nach wie vor das Gerücht, ein trockener Alkoholiker könne von einem Mon Cheri abrutschen. Das ist natürlich kompletter Blödsinn, es ist vielmehr Abrutschen in alte Verhaltensmuster, das schädlich ist.
Das wäre dann für jemand wie den Vorposter mit dem Kasten Bier pro Tag regelmäßiger Konsum von Alkoholfreiem Bier, der evtl dann im Getränkemarkt zwei Schritte weiter geht und sich dann wieder sein normales Bier holt.
Ausserdem muß eine Sucht (die ja auch Glücksgefühle verspricht) IMMER von etwas gleich- oder höherwertigem ersetzt werden. Deswegen rauchen Trockene auch mehr, oder konsumieren exzessiv Süßigkeiten oder Kaffee.
P.S. Tschuldigung wegen der Predigt, aber mit 2 Suchtkranken in der Familie konnte ich die Küchenpsychologie nicht ertragen. :)
@Maren: Ich mag Bier. An einem heißen Sommertag abends den Geschmack von Bier genießen – das Malzige, die Hefe…lecker. Wenn ich aber – wie so oft – Kopfschmerzen von der kleinsten Alkoholmenge bekommen, bin ich über alkoholfreies Bier sehr froh. Geschmack ohne Schmerzen, quasi :-)
Ok, das seh ich ein :)
jupp, genau deswegen mag ich auch gerne alkoholfreies Bier, vor allem alkoholfreies Weizenbier im Sommerlöscht herrlich den Durst und ist weitaus gesünder als sämtliche soft drinks :-)
wenn Sie Küchenpsychologie nicht ertragen können, sind Sie vielleicht im ganzen Blog fehl am Platz. Definitiv aber in der Kommentar-Arena :)
Verdammt, Sie haben echt Recht. So genau ist es mir noch nie aufgefallen, aber wenn man mal darüber nachdenkt, dann ist jedes einzelne Wort hier wahr.
Ein großartiges Blog. Ich werd es mal zu meiner Sammlung hinzufügen, wenn Sie nichts dagegen haben.
Grüße vom Ende der Welt.
Hallo Nessy,
hab heute Ihr Blog entdeckt und dieser Beitrag hat mich in mehrerer Ansicht sehr berührt.
Ich kenne sie selbst (leider) viel zu gut. Die mit dem Tütenwein, der Mortadella und dem Brot.
Es ist eine der traurigsten und zerstörerischsten Süchte überhaupt – Alkohol. Da regen sich die Leute über Nichtraucherschutz auf und Bier kannste ab 16 an jeder Tanke kaufen.
Wie mich das ankotzt zu sehen, wie ein Mensch langsam aber sicher vergeht, sich totsäuft.
Wie vital und lebensfroh er noch vor 20 Jahren war. Voller Tatendrang, unglaublich humorvoll, berufstätig, Lehrlinge ausgebildet, Spaß am Leben gehabt.
Heute, 40m² Sozialwohnung, Halt gibt RTL, Sat.1 und zwei Katzen.
Danke für das großartige Blog und den wunderbaren Beitrag.
Ist schon in den Lesezeichen…
Liebe Grüße,
Dan.