Fortschritt | Tsundoku. Das ist das japanische Wort für das Aufstapeln von Büchern neben dem Bett. Also für die Bücher, die man unbedingt lesen möchte, die man aber nicht liest; und für die Bücher, die, während man liest, hinzukommen. Ich habe auch so einen Stapel. Oder besser gesagt: eine Reihe. Die Bücher liegen nicht. Sie stehen – auf einem Regalbrett über dem Bett. Zwischenzeitlich hatte ich Sorge, dass Brett fiele mir samt Büchern auf den Kopf – so voll war es geworden.
In den vergangenen Monaten habe ich einen sensationellen, herausragenden, nur mit einem Superlativ zu umschreibenden Ritt hingelegt: Ich habe die Reihe der ungelesenen Bücher von fünfzig auf fünfzehn Zentimeter reduziert. Ich habe weggelesen, was wegzulesen war, emsig wie eine Leseameise. Ich habe nicht Neues gekauft, auch nicht auf Büchermärkten. Ich habe kein Buch aus dem Bücherschrank mitgenommen. Ich habe nichts aus der Bücherei ausgeliehen. Obwohl es für all das Gelegenheiten gegeben hätte.
Gleichzeitig ist die Liste der Bücher, die ich mir wünsche, in dieser Zeit lang geworden. Die Bücher stapeln sich nun nicht physisch, sie stapelt sich virtuell. Das ist ein Vorteil beim Abstauben, aber keiner in der Sache: Ich habe weiterhin ein mächtiges Ungelesene-Bücher-Gefühl, eine Mischung aus Last und Neugier, ein Sog ebenso wie ein Vorwurf.
Ich benötige unbedingt ein Sabbatical in einer einsamen Hütte.
Broterwerb | Später als sonst tritt aktuell ein Jahresendphänomen ein: die „Das sollte noch dieses Jahr geschehen“-Dringlichkeit. So füllen sich kommenden Wochen mit Workshops, Coachings und Mediationen. Denn die Dinge wollen noch geordnet werden, man möchte sein Problem noch heuer angehen, der Konflikt soll auf keinen Fall mit ins nächste Jahr wandern. Unbeschwert möge er sein, der Weg durch die Rauhnächte – und die Rechnung soll bitte noch dieses Jahr kommen. Wie immer bin ich gerne behilflich.
Gleichermaßen ergeben sich bereits Perspektiven fürs erste Quartal: Das neue Jahr will frisch angegangen werden. Man möchte Beratung zu schon lange liegenden Ideen. Man möchte Knoten auflösen, menschlich und organisatorisch. Der Januar füllt sich. Das ist erfreulich.
Gelesen | Birgit E. Orths: Als Steuerfahnderin auf der Spur des Geldes. Birgit Orths schildert die Arbeit der Steuerfahndung am Beispiel von Umsatzsteuerbetrug mit Emissionsschutzzertifikaten. Wie schon die Interviews mit Anne Brorhilker, der Oberstaatsanwältin im Cum-Ex-Skandal, lässt mich das Buch desillusioniert zurück. Alles, was der Staat in Steuerfahndung stecken würde, bekäme er zigfach wieder raus. Birgit Orths fehlte es bei ihren Ermittlungen an Pinnwänden, an Festplatten, an Speicherplatz auf dem Server, an Kolleginnen und Kollegen, an allem. Nur nicht an Motivation.
Gelesen | Frau Kaltmamsell schreibt übers Bücherbesitzen und Bücheraussortieren.
Stichwort Aussortieren | Anschließend an den Beitrag der Kaltmamsell habe ich Bücher aussortiert. Sie wandern normalerweise in den Bücherschrank im Dorf. Doch vielleicht hat jemand von Ihnen Interesse. Ich verschicke gerne. Senden Sie mir bei Interesse bitte eine E-Mail mit dem Buchwunsch und Ihrer Adresse.

Was in einer Woche nicht weg ist, geht in den Bücherschrank.
Schweine | Der alte Herr und seine bevorzugte Dame, um Futter bettelnd. Wir haben alle keine Vorstellung davon, wie quälend hungrig man als Schwein sein kann.

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