TÜV | Es ist diese Zeit im Jahr, in der Menschen Schubladen aufziehen, in Papp-Ordnern blättern und Pinnwände absuchen, um ein kleines, weißes Stempelheft zu finden und es in eine Zahnarztpraxis zu tragen. Stets eine unangenehme Sache, eine Mischung aus TÜV und Klassenarbeit. Ist man noch tauglich? Hat man ausreichend beigetragen? Oder kassiert man eine Rüge, die ein über Monate immer wieder aufflackerndes schlechtes Gewissen nach sich zieht?
Ziel: kein Reparaturen. Bonusziel: Nicht auf die Nutzung von Zahnseide hingewiesen werden. Beides: check.
Jahresendaktivitäten | Das Jahresende wirft weitere Schatten: Ich habe Tannengrün für den Adventskranz gekauft, der bei uns seit einigen Jahren nichts Weiteres ist als ein großes Kerzenständer – Zweige, vier Blockkerzen, dazu Dekor aus dem Bestand. Ich entziehe mich den Kaufangeboten, für die man mittlerweile seinen Bankberater konsultieren muss. Diese Woche werde ich dekorieren, ich bin wild entschlossen.
Bei den Weihnachtsgeschenken liege ich deutlich vor Plan. Es ist noch nicht einmal Dezember, das Aufwändige ist bereits organisiert, Einiges gekauft, anderes bestellt, und am Samstag geht es in die Stadt zum lokalen Einzelhandel. Noch vor dem ersten Advent!
Dazu das Geschäftliche: Die Neujahrskarte ist in Druck. Dazu gibt es dieses Jahr ein Goodie.
Broterwerb | Wieder ein Bahnfahrt, nur Regionalverkehr, aber das macht es kniffliger. Den Fernverkehr schleust die Bahn durch, sie gewährt ihm Vorfahrt und tut alles tut, damit wenigstens die silbernen Züge leidlich pünktlich ankommen. Währenddessen bleibt der Regionalverkehr stehen, lässt ider ICEs vorfahren, wartet, wird frühzeitig beendet. Je höher die Nummer des Regionalexpresses, desto weniger Prio bekommt er.
Eine zweistellige Regionalverkehrsnummer – thrilling! – führte mich zum Bahnhof Duisburg. Der Bahnhof ist seit drei Jahren Baustelle, drei weitere werden folgen. Zu den Gleisen führt ein gekachelter Tunnel. Seine Seiten sind dekoriert mit Schaukästen, die in Zeitlöcher führen: Ledertaschen, Mickey-Mouse-Sweatshirts, vergilbte Plakate. Dazwischen die Fronten von Brezel- und Wurstständen. Zur Weihnachtszeit versucht man, dem Ganzen ein Hauch von Heimeligkeit einzuhauchen: Licherketten und künstliches Tannengrün säumen die Decken und zeugen von tragischem Bemühen.
Auf den Gleisen: Baustelle. Der Charme zerfallener Industrie weicht, die Gleise bekommen geschwungene Dächer. Wie Wellen werden sie sich über den Reisenden auf und ab schwingen. Wichtiger als das Design: Es regnet nicht mehr schwallartig auf die Gleise.

Auf dem Gleis versammeln sich die müden Gesichter von Menschen, die ihren Tag in Büros und auf Baustellen verbracht haben. Kinder quengeln in Kinderwägen, die Mütter – es sind allesamt Mütter – schuckeln und reichen Laugenbrezeln. Junge Männer, die Hosen tief, die Haare hoch, lassen Energy Drinks kreisen. Junge Frauen tippen mit klackernden Fingernägeln auf Handys, zeigen sich die Displays, lachen.
Gelesen | Frische Brise feiert 19 Jahre Liebe. Schön.
Gelesen | Frauen in Führung: Wozu der Stress für 300 Euro mehr? Ich denke, Frauen wägen mehr ab, sehen das Für und Wider einer Führungsposition und weniger das Prestige. Je mehr Bürokratie im Unternehmen ist, je unausgereifter die Führungskultur, je größer die Dynamik des Boys‘ Club in der Organisation, je mehr Präsenz zu Tagesrandzeiten, desto eher sagen sie: Das Geld ist es mir nicht wert. Vorausgesetzt, es gibt überhaupt deutlich mehr Geld für das Mehr an Verantwortung. Das ist dann ein weiterer Grund.
Rumgeklickt | Stadtteile in Großstädten: Welcher Stadtteil passt zu mir? Es läuft auf Hannover-Linden hinaus. Damit kann ich gut leben. Ein Teil meines Käte-Paulus-Buches ist in Hannover-Linden entstanden. Schön dort.
Leser:innenfragen | Keine neuen Themen in der Vorschlagsliste.
Schweine | Auf der Suche nach versteckten Erbsenflocken.

Kommentare