Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Ein Ausflug in die Volkswirtschaft und einer zur Dönerbude

20. 11. 2025 2 Kommentare Aus der Kategorie »Allgemein«

Ausflug in die Volkswirtschaft | Je älter ich werde, desto interessanter finde ich Volkswirtschaft; desto interessanter finde ich eigentlich alles, was mir in und nach der Schule fern lag. Kürzlich stürzte ich in ein Volkswirtschafts-Rabbithole. Es begann beim Ökonom Werner Koller auf Linked.In und führte mich auf zwei Aufsätze zur Saldenmechanik. Diskutiert wurde die Frage der Generationengerechtigkeit: Sind die heutigen Schulden die Lasten unserer Kinder? Die Antwort der Saldenmechanik ist: Die Jungen sind gleichzeitig Schuldner und Gläubiger. Wo es jemanden gibt, der sich Geld leiht, gibt es auch jemanden, der es ihm gibt. Beides findet bei Staatsschulden weitgehend im gleichen System statt – ausgenommen die Schulden, die man gegenüber dem Ausland hat. Empfehlenswert dazu der aktuelle Aufsatz von Adalbert Winkler, Die große Verwirrung: Schulden, Vermögen und Generationengerechtigkeit, und der aus dem Jahr 2013 stammende Beitrag von Fabian Lindner, Zu Unrecht vergessen: Wolfgang Stützel und seine Saldenmechanik, daraus:

Der triviale und immer richtige Satz, dass das Guthaben des einen die Schulden des anderen sind, wird oft von Wirtschaftswissenschaftlern und Politikern ignoriert, wenn sie behaupten, die Staatsschulden von heute würden die gesamte zukünftige Generation belasten. Das ist, als würde man annehmen, dass es zwar in der Zukunft Schulden, aber keine Guthaben mehr gibt, die den Schulden gegenüberstehen – eine logische Unmöglichkeit. Denn wenn es in der Zukunft noch ausstehende Staatsschulden gibt und darauf Zinsen zu zahlen sind, dann wird irgendjemand in der zukünftigen Generation diese Schulden als Guthaben halten und die Zinsen kassieren. Es werden eben nicht nur die Schulden, sondern auch die entsprechenden Guthaben vererbt.

Hinzu kommt – der Ökonom bestätigte meine Sichtweise: Anders als bei der Verschuldung im Privathaushalt, kommt ein Teil des aufgenommenen Geldes als Einnahme mittelbar wieder zurück – etwa durch die Umsatzsteuer der Unternehmen, die Investitionsaufträge umsetzen; durch Gewerbesteuereinnahmen, die dank der guten Auftragslagen höher ausfallen; durch die Einkommenssteuer der Angestellten, die ihren Job behalten und möglicherweise sogar Lohnerhöhungen erhalten; durch den Konsum ebendieser, weil es ihnen gut geht und sie keine Konsumzurückhaltung pflegen und so weiter.

Das Vererben schon Schulden ist also nicht so relevant. Deutlich relevanter ist der Verteilungskonflikt, der an die Folgegeneration weitergegeben wird:

[…] man kann also sagen, dass die alte die junge Generation über die Vererbung von Forderungen und Verbindlichkeiten mit einem Verteilungskonflikt belastet. Der Konflikt verläuft zwischen jenen, die (Netto-)Forderungen erben, und jenen, die mit (Netto-)Schulden belastet werden […]


Ausflug zu einer Dönerbude | Gestern Abend fuhr ich eineinhalb Stunden zu einer Dönerbude im Süden Düsseldorfs – und eineinhalb Stunden zurück. Die Deutsche Bahn hatte den Reiseleiter dort ausgesetzt: Streckensperrung, Bahn-Kollaps, alles dicht auf den Gleisen, nichts ging mehr. Während ich an den beiden Vortagen noch irgendwie durch den Bahnkorridor kam, blieb für ihn nur eins: mit dem Auto abgeholt werden. So fuhr ich drei Stunden durch Dunkelheit und Regen. Welchem CSU-Verkehrsminister darf ich das in Rechnung stellen?


Schweine | Alles cozy nach dem Housekeeping.

Zwei Meerschweine auf Stroh im Stall: eins guckt genervt aus einem Stall, ein weites sitzt davor, sinnierend.
Kommentare

2 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Grueblerin sagt:

    Man muss bei der Bahn darauf achten, zu welcher Uhrzeit man ausgesetzt wird – das macht den Unterschied zwischen Deutschlandticket („sie haben leider Pech gehabt“ bzw. wir erstatten ihnen gerne 1,50 €, aber bitte belästigen sie uns nicht weiter egal wo sie gerade gestrandet sind“) und dem vollen Fürsorgeprogramm, wenn man sein Ziel aufgrund von mehr als 1h Verspätungenicht mehr bis Mitternacht erreichen kann. Reisen sie also nur spät genug abends! Jüngst wollte ich die letzte durchgehende RE-Verbindung von Kassel-W. zurück ins Ruhrgebiet nehmen. Der wäre sogar pünktlich gewesen, hätte er ein Gleis im Bahnhof abbekommen. Die waren alle spotan durch einen havarierten Zug blockiert. Die Masse wartete, wurde beruhigt („Der kommt gleich, der wartet nur auf ein Gleis“) bis 1h später zum „Zug entfällt“. Es bildete sich eine Schlange am Servicepoint und die Fälle wurden der Reihe nach abgearbeitet: „Hamm? Bitte nehmen sie den verspäteten ICE nach Hannover. Von dort aus werden sie Anschluss haben und vor Mitternacht ihr Ziel erreichen.“, „Detmold? Sie stellen sich bitte hier an die Seite.“, „Lippstadt? In 1,5 Studen kommt noch ein RE. Der schafft es auch vor Mitternacht“ …“ „Dortmund? Sie stellen sich bitte auch hier hin“. Die Masse tauschte sich weiter aus. „Ach, auch nach Detmold?“ „Sie auch nach Düsseldorf ?“ während die Fälle abgearbeitet wurden. Irgendwann kam der erste Taxifahrer mit einem sehr breiten Grinsen um die Ecke: „Die vier hier bitte!“ sagte die Servicemitarbeiterin. Der Chor der Wartenden: „Wie, aber wir sind doch 2x Dortmund, Detmold und Düsseldorf. Da vorne sind noch mal Detmold, und auch noch mal Düsseldorf.“ Servicemitarbeiterin „Das geht hier der Reihe nach und steht jetzt so im System.“ Zu Taxifahrer: „Hier ihr Zettel. Und ihre Reisenden.“ In meinen Erinnerungen habe ich auch noch ein „Friss oder stirb“ gegenüber den Reisenenden vernommen. Es folgte ein gemeinsamer Blick mit dem Taxifahrer auf Google Maps: Detmold: 1:30 h, Dortmund 1:45. Also ging es von Kassel über Detmold nach Dortmund (und für den letzten Fahrgast auch noch weiter bis nach Düsseldorf).“ Die Rechnung zahlt wohl auch kein ehemaliger Verkehrsminister. Ich aber zumindest auch nicht.

  2. AJ sagt:

    Sieh dir doch mal Länder mit hoher Staatsschuldenquote an, wie gut das so funktioniert und wie hohe Zinsensätze diese zahlen müssen an ausländische Gläubiger. Außerdem hättest leicht herausfinden können, das ein erheblicher Anteil der deutschen Schulden im Ausland gehalten werden. Ich habe starke Bauchschmerzen bei deiner Argumentation.

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