Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Die Freude des Mittagsschlafes, frühes Aufstehen, eine Frage zum Haustürwahlkampf und Broterwerb

11. 9. 2025 6 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Bürgermeisterkandidatur | Abends Veranstaltungen, morgens früh raus. Der Wahlkampf bringt mich dazu, verschärft ins Mittagsschlaf-Business einzusteigen.

Brötchenaktion am frühen Sonntagmorgen:

Pendleraktion heute am Bahnhof 6:30 Uhr:

Ich erwarte übrigens nicht, dass morgens um Sieben jemand mit mir redet. Es braucht sich niemand Sorgen zu machen, dass ich mich über Kommunalpolitik unterhalten möchte. Falls jemand das tun will, machen wir das. Ich fühle es allerdings sehr, wenn man nur ein Brötchen oder einen Müsliriegel haben möchte – und auch, wenn man eilig auf dem Weg zum Zug ist und wie an der Versorgungsstation beim Marathon nur rasch nach einer Tüte greift.


Leser’innenfrage | Eine Frage aus der Content-Vorschlagsliste: „Haustür-Wahlkampf: Wie gut erreicht man da die Menschen, also rein physisch? Gehen Sie zu unterschiedlichen Zeiten los? Ich bin z.B. von ca. 8.00 bis 19.45 Uhr außer Haus, in meinem Umfeld ist das eher die Regel als die Ausnahme.“

Am besten erreicht man die Leute Samstags. Sie pruscheln im Haus, räumen auf, machen Gartenarbeit oder chillen. Samstags zwischen 11 und 15 Uhr habe ich deutlich über 50 Prozent der Menschen angetroffen, ich würde fast sagen 75. Unter der Woche habe ich zwischen 16:30 und 19 Uhr an den Haustüren geklingelt. Je weiter fortgeschritten der Tag, desto mehr Leute waren daheim – zwischen 40 und 60 Prozent. Um 19 Uhr habe ich die Sache beendet. Dann bringen Menschen Kinder ins Bett. Außerdem finde ich es creepy, wenn um diese Zeit noch jemand an der Tür klingelt, den man nicht eingeladen hat oder der keinen Notfall hat.

Die Menschen waren ausnahmslos freundlich. Nur wenige haben gesagt: Nein, danke, kein Interesse. Manche haben sich total gefreut, dass ich persönlich vorbeikomme. Ich bin keinem einzigen aggressiven Menschen begegnet. Zwei Männer hatten sehr wenig an, es hatte aber nichts mit mir zu tun.

Meine Erkenntnisse beim Haustürwahlkampf:

  • Es gibt viel verdeckten Wohnraum, also Wohnungen, die leer stehen und wo es keine Bemühungen gibt zu vermieten.
  • Ein erheblicher Teil alter Menschen trifft über den Tag wenig andere Menschen. Wir haben eine erhebliche Einsamkeitsproblematik, die in den kommenden Jahren noch größer werden wird.
  • Armut sieht man nicht von außen. Armut wird einem erzählt.

Tipp | Ein interessantes und kostenfreies Webinar von meiner Kollegin Andrea Schmitt: Ein anderer Blick auf Organisationen. Termin: Montag, 15. September 2025 von 17 Uhr bis 18:30 Uhr. Darum geht es:

Wenn wir an Organisationen denken, stellen sich die meisten von uns ein Organigramm vor – bestehend aus Hierarchien mit Kästchen, die Führungskräfte und ihre zugeordneten Teammitglieder repräsentieren. Das ist eine Sichtweise auf Organisationen. Die andere ist die Frage nach dem Warum. Warum wurden die Kästchen und Hierarchien auf diese Weise gebildet? Welchem Zweck dienen sie?

Eine Antwort darauf könnte oder sollte sein: sie regeln, wer welche Entscheidungen treffen darf und wie diese dann im Unternehmen kommuniziert werden. Manchmal sind Organigramme allerdings historisch gewachsen und sie dienen gar nicht mehr dem besten Ablauf von Entscheidungsprozessen. Was dann?

Andrea feiert dieses Jahr zehnjähriges Firmenjubiläum und schenkt uns die Veranstaltung (Anmeldung). Ich habe mich angemeldet.


Ernte | Der Garten erschöpft so langsam. Aber noch geht was! Die Zucchini ist im Verborgenen zu monumentaler Größe gewachsen. Die Gurken lassen mit letzter Kraft ihre Früchte reifen. Die Tomatenpflanzen stemmen sich gegen beginnende Braunfäule.

Eine mordmäßig dicke Zucchini, ein kleiner Hokkaido-Kürbis, zwei Gurken, eine Schale mit kleinen Tomaten

Meine Tomate sendet Liebe hinaus in die Welt.

Eine siamesische Doppeltomate mit nur einem grünen Strunk

Broterwerb und Pause | Das Auftragsbuch für die kommenden vier Wochen ist voll. In dieser Reihenfolge: ein Beratungsworkshop in Stuttgart (IT-Branche), Moderation eines Strategieprozesses (IT), ein Seminar zum lateralen Führen bei einer NGO, ein Teamworkshop bei einem Landmaschinenhersteller, Moderation einer Komiteesitzung im kommunalen Sektor in Karlsruhe, ein Teamworkshop bei einem Medienunternehmen und ein Moderationsworkshop bei einer NGO. Und dann: Herbstferien! Bevor wir mit den Kindern wegfahren, verbringe ich fünf Tage in einem Wellnesshotel in der Pfalz. Nur ich, die Sauna, Bücher, Weinberge, jeden Morgen ausgiebiges Frühstücksbuffet und abends ein Drei-Gänge-Menü. Ziel: Mit so wenig Menschen reden wie möglich, viel schlafen, viel lesen.

Falls Sie sich das fragen: Die neue Amtsperiode für Bürgermeister’innen und Stadträt’innen beginnt am 1. November. Sollte ich gewählt werden, wechsel ich ab dem Zeitpunkt den Job. Falls nicht, geht es bei mir ganz normal in der Selbstständigkeit weiter.

Es ist mir übrigens gelungen, im Wahlkampf kostendeckend zu bleiben. Ich habe ja kein durchgehendes Festgehalt, sondern muss sehen, dass ich genug Aufträge habe und jeden Monat ausreichend viel Umsatz reinkommt. Das ist mir gelungen, und das ist super. Ich hatte damit gerechnet, dass ich ins Minus kommen würde und parallel nicht ausreichend Aufträge annehmen könnte. Ist zum Glück nicht so gekommen. Gewinne habe ich allerdings auch nicht gemacht in den vergangenen neun Monaten – monetär. Gelernt habe ich sehr viel! Betriebswirtschaftlich handelt es sich also um eine sehr praxisorientierte Weiterbildung. //*Gehirn-Emoji

(Falls Sie einen Zeitmanagement-Workshop bei mir buchen möchten – sehr gerne. Wir sprechen darin auch über all die Erwartungen, die Sie nach der Veranstaltung nicht mehr erfüllen wollen.)


Gehört | Kalt und Still von Viveca Sten, gelesen von Vera Teltz. Ein skandinavischer Krimi: Eine junge Frau wird tot im Skilift gefunden – wer war es? Die Kommissarin Hanna Ahlander ist mehr oder weniger unfreiwillig vor Ort, nachdem sie vom Job suspendiert wurde. Die Erzählung hat mich nicht vom Hocker gehauen. Die Charaktere bleiben blass, die Selbstzweifel der Kommissarin nerven – und hatte ich schonmal erwähnt, dass ich verstellte Stimmen unangenehm finde? Für eine schlichte Urlaubslektüre oder eine Mitnahme aus dem Bücherschrank ist die Geschichte aber hinreichend spannend.


Schweine | Das wilde Leben.

Geöffnete Stalltür. Ein kleines Schwein schlummert mit halb geschlossenen Augen, der Dicke sitzt neben dem Heu und guckt, das dritte Schwein sieht man im Profil. Es sitzt im Häuschen und chillt.
Kommentare

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  1. Ursula sagt:

    Ich finde das sehr wichtige und interessante Beobachtungen aus deinem Hingeh- und Hinguck-Wahlkampf. Nehme ich gerne mit, vielen Dank fürs Aufschreiben!

  2. Irene sagt:

    Danke für die rasche Antwort!
    Bei den Leerwohnungen kann ich von meinen Eltern erzählen, die ein geerbtes Haus ca. 10 Jahre lang unvermietet leer stehen ließen, weil sie es zwingend am Tag X (nach der Pensionierung meines Vaters) beziehen können mussten; andernfalls wären sie dann selber auf der Straße gestanden. Das Risiko, dass Mieter evtl nicht ausziehen war zu groß.

  3. Elisabeth sagt:

    Dass Sie es schaffen, neben Arbeit und Wahlkampf noch hier zu schreiben – ich habe den Verdacht, Ihr Tag hat mehr Stunden als die üblichen 24.
    Ich wünsche eine gewonnened Wahl, danach erst mal viel Erholung und viel Erfolg bei der politischen Arbeit. (Oder bei der „sonstigen“ – je nachdem!)

  4. Wenn man das Haus für nur 500 €/Monat vermieten würde, kämen in 10 Jahren 60.000 € zusammen. Plus Zinsen/Dividenden, wenn man das Geld auf die Seite legen kann.

    Davon könnte man locker einen allfälligen Mietprozess führen und ein oder zwei Jahre in einer Mietwohnung überbrücken. Mit so viel Ersparnissen steht man auch selten „auf der Straße“. Vor allem, wenn man vorher genau weiß, wann man das Haus benötigt.

  5. Tine sagt:

    Vielen Dank für die spannenden Einblicke in den Wahlkampf! Die Daumen für Sie sind gedrückt und würde eine der Kandidatinnen hier in Dortmund (Männer sind natürlich mit gemeint) nur halb so viel Einsatz und Lust auf das Amt zeigen wie Sie wüsste ich, wen ich wählen würde.

  6. roswitha sagt:

    ich wünsche sowas von erfolg, und dann werde ich sicher voll neid auf deine stadt schauen. so tolle ideen, zweimal war ich gemeinderätin und hab mir gegen reine männer- räte den mund fusselig geredet(vor 30 jahren). viel glück und freude, roswitha

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