Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Vom Märchen, dass wir immer weniger arbeiten. Außerdem: Der Garten ist fertig, das Fahrrad ist fresh und eine Abwehrmaßnahme

29. 5. 2025 2 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

Fertig | Das Projekt „Gartenumbau“ ist offiziell abgeschlossen. Im Rosenbeet sind Rosen, im Gemüsegarten wachsen nun auch Kohlrabi, der letzte Kübel ist mit Stauden gefüllt und im ertrödelten Zinkeimer leben nun spanische Gänseblümchen. Ich war leicht euphorisch, als ich sie in der Gärtnerei sah – schließlich haben sich mich im Baskenland so sehr erfreut.


Mitmachen | Wie offen sind Bürgerinnen und Bürger für Beteiligung an Verkehrsprojekten? Welche Erwartungen, Hemmnisse oder Motivationen bestehen dabei – gerade im Hinblick auf digitale Formate? Das untersucht Adelina Berkemeier, Wissenschaftlerin bei meinem Kunden in Chemnitz, der Professur für Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement.

Die Teilnahme an der Online-Umfrage dauert keine zehn Minuten. Also los, mitmachen! Die Ergebnisse sollen helfen, zukünftige Beteiligungsverfahren verständlicher, transparenter und bürgernäher zu gestalten. Auf dieser Basis soll ein digitales, praxisorientiertes Vorgehensmodell für Stadtplanende entstehen, das insbesondere bei komplexen Prozessen eine strukturierte Bürger:innenbeteiligung unterstützt.

(Die Frage nach der prozentualen Nutzung der Verkehrsmittel ließ mich etwas ratlos zurück. Prozentual im Sinne von: Anteilig an Kilometern? An Zeit, die ich für Mobilität aufwende? An Gelegenheiten, in denen ich das Haus verlasse und mobil bin? Da ich Fernstrecken fast ausschließlich mit dem Zug zurücklege – zuletzt bis nach Spanien -, aber in Deutschland eher ländlich wohne, viel Rad fahre, aber natürlich auch das Auto nutzen muss, würden die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen. Ich habe mich für ein Mittelding entschieden.)


Reifenfrisch | Da habe ich mir doch tatsächlich einen Platten gefahren. Der erste seit mehr als vier Jahren. Der Grund: ein spitzer Stein. Der weitere Grund: Die Mäntel sind porös. Nach fünf Jahren wundert mich das nicht. Sie haben schließlich auch eine Strecke zurückgelegt (und deshalb überdies kaum noch Profil). Der Reiseleiter hat Schläuche und Reifen runderneuert und gleich die Kette geputzt und geölt. Das hat mich sehr glücklich gemacht.


Krankenbesuch | Während der Mechaniker schraubte, war ich im Sauerland, genauer gesagt im Klinikum Hochsauerland, Verwandtschaft besuchen. Genauso wie bei meinem eigenen Krankenhausaufenthalt Anfang März war ich auch jetzt wieder aufs Angenehmste überrascht: sehr komfortable Zimmer, sogar mit eigener Nasszelle, Hotelstandard. Und das für Kassenpatienren. Es hat sich doch einiges getan.


Bürgermeisterkandidatur | Ich habe Termine eingetragen. Sie sind vor allem für Halterner Leser:innen von Belang. Für alle anderen nur, um zu sehen, was ich so tue, um möglichst viele Menschen kennenzulernen und zu erfahren, was sie bewegt (und natürlich auch, um bekannt zu werden). Außerdem gibt es auf meiner Kandidatur-Website nun einen Link zu meinem neuen WhatsApp-Kanal.


>:( !!! | Ich habe die Ladekabel, die ich an meinem Schreibtisch brauche, mit Kabelbinder an die Steckdose gekettet. Menschen, die mit Teenagern* zusammenleben, werden mich verstehen.

*Wobei die Maßnahme nicht nur den Teenagern gilt


Gelesen | Klaus Modick: Klack. Ein Coming-of-Age-Roman, erzählt anhand von Fotos, die Protagonist Markus mit seiner Agfa Klack gemacht hat, einem Kirmes-Gewinn. Fotos, die man als Leserin aber niemals sieht, sondern sich vorstellen muss. Markus wächst in den 1960ern zwischen Wirtschaftswunder und Kuba-Krise auf, zwischen der italienischen Gastarbeiterfamilie und den Kriegserzählungen des Vaters. Stimmungsvoll erzählt mit Freude am Detail, die Anekdoten fügen sich einem Ganzen. Gerne gelesen.

Gelesen | Rückfahrt nach Bonn, die aktuelle Ausgabe des Newsletters „Der siebte Tag“ von Nils Minkmar.

Die neue Koalition navigiert per Rückblick. Da ist beispielsweise der Arbeitsbegriff: Länger arbeiten ist wieder angesagt, die Vier-Tage-Woche und die Work-Life-Balance werden lächerlich gemacht. Klassiker der bundesdeutschen Rhetorik also. Arbeit ist bekanntlich die deutsche säkulare Religion, darauf können sich immer alle einigen. In die Hände spucken und Gürtel enger schnallen sind Ansagen, gegen die sich nie irgendjemand hierzulande wehren wird. Genau so ist das mit der Rückkehr zur Kernkraft, dem Ausbau der Autobahnen und der Drangsalierung von Migranten – irgendein Publikum findet diese ollen Kamellen immer gut. Nichts gegen politische Traditionspflege, wie sie auch die SPD mit wieder anderen Dauerbrennern (Politik für die arbeitende Mitte machen!) betreibt, aber all dies illustriert das eigentliche Problem, statt es zu lösen: den Mangel an Ideen.

Was die Mär vom Arbeiten angeht, das wir Deutschen angeblich immer weniger tun: Dabei handelt es sich um statistisches Phänomen. Das Arbeitsvolumen, das alle Deutschen gemeinschaftlich leisten, ist mit 54,7 Milliarden Stunden auf einem Höchststand. Was gesunken ist, sind die Arbeitsstunden pro abhängig Beschäftigtem. Der Hintergrund: Es sind immer mehr Frauen erwerbstätig; sie arbeiten mehrheitlich in Teilzeit, das senkt den Mittelwert pro Arbeitnehmer:in. De facto arbeiten wir also nicht weniger, sondern mehr, vor allem vor dem Hintergrund, dass zusätzlich zu den 54 Milliarden Stunden ja weiterhin umfänglich Care-Arbeit geleistet wird.

Ich war wahrlich keine Leuchte in Statistik. Aber liebe Herren von der CDU: Das ist Stoff aus der ersten Vorlesungsstunde „Empirische Sozialforschung“, das kann man intellektuell schaffen. Wenn man es will.


Schweine | Unser Best Ager, hoffnungsvoll am Futternapf.

Meerschwein, schon leicht ergraut, steht im Futternapf und reckt den Kopf vor.
Kommentare

2 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓

  1. Chris sagt:

    Das mit den Fahrradmänteln kenne ich: Ein Anzeichen dass die abgefahren sind und gewechselt werden müssen ist bei mir immer dann, wenn ich verstärkt Platten bekomme.

  2. AM_aus_DO sagt:

    Ein spannendes Forschungsprojekt, das sie da verlinkt haben. Die Frage zum „Modal Split“ hat bei mir aber dieselben Fragen und noch einige mehr zurück gelassen: So ist im ÖPNV, der Fernverkehr der Bahn z.B. gar nicht mitgemeint. Da hätte ein Blick in die Fragebögen etablierter Erhebungen der Mobilitätsforschung (wie der MID) geholfen.

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