Wilde Zeiten | Wieder eine wilde Woche, diesmal anders. Immerhin ist die Sache mit dem abhanden Gekommenen nun weitgehend geregelt. Das ist erfreulich.
Leser:innenfrage | Eine Frage aus der unverbindlichen Themen-Vorschlagsliste: „Bücher: Wenn Du sie ausgelesen hast, im Regal für immer aufbewahren? Wegschmeißen? Verschenken?“
Ich versuche, den Buchbestand im Hause klein zu halten, sonst würde die Sache bibliothekhafte Ausmaße annehmen und ich müsste über kurz oder lang weitere Räumlichkeiten anmieten, am besten Lagerhallen. Nur Bücher, die mich besonders bewegt haben und die ich noch einmal lesen würde, bleiben deshalb im Regal. Alle anderen Bücher, auch aktuelle Titel, wandern in den Bücherschrank im Stadtteil. Dort finden sie gute Abnahme; ich nehme mir auch oft Bücher heraus. Nur Bücher, von denen ich weiß, dass sie Verwandten oder Freunden gefallen würden, behalte ich noch Weile und gebe sie, sofern Interesse besteht, weiter.
Ältere Bücher habe ich auch schon weggeschmissen, besonders Fachbücher. Ein Lehrbuch von 1995 braucht nun wirklich niemand mehr. Die Forschung hat sich längst überholt.
Grundsätzlich habe ich auch einen Bücherei-Ausweis. Allerdings stolpere ich auf meinen Reisen über so viele Bücher, die mich interessieren, und bekomme Bücher geschenkt, dass ich meistens genug zu lesen habe.
Danke | In diesem Zusammenhang geht ein Dank an die Leserin, die mir dieses Buch von meinem Wunschzettel zukommen ließ. Ich habe mich sehr über die Überraschung gefreut!
Reisejahr 2024 | Auf Instagram flog mir heute ein „Du bist dran“-Mitmachdings in meine Storys: „6 places you travelled in 2024“, und ich dachte: „Nur sechs?“ Ich begann nachzusehen, wo ich in diesem Jahr Jahr überall war. Passenderweise saß ich im Zug und fuhr wieder irgendwohin.
In diesem Jahr übernachtete ich – in alphabetischer Reihenfolge – in Aarhus, Bad Essen, Berlin, Billund, Bonderup, Chemnitz, Damme, Den Haag, Dortmund, Duisburg, Ettlingen, Frankfurt, Grunbach, Hagen, Hamburg, Hannover, Herning, Humlum, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Lingen, Nykøbing Mors, Schriesheim, Skagen, Teltow, Uggerby, Utrecht und Wuppertal. Orte, an denen ich beruflich war, besuchte ich auch mehrmals.
Die vergangenen drei Monate waren besonders reiseintensiv: Ich verbrachte 32 Nächte in 17 verschiedenen Hotelzimmern.
(Ich freue mich auf die nächste Woche, die Weihnachtstage und die Rauhnächte. Nur zu Hause sein, Kekse backen und Bücher lesen. Super.)
In die meisten Orte fuhr ich mit der Bahn oder mit dem Fahrrad. Folgerichtig habe ich mir von meinen Bahnbonus-Punkten jetzt Fahrradzubehör bestellt: eine neue Rahmentasche, um mein Telefonino am Rad zu befestigen. Die alte Halterung verrutscht nämlich immer. Es macht mich irre, sie nach jedem Huckel wieder zurückzurücken.
Winterradeln | Dass ich eine neue Handyhalterung benötige, bemerkte ich am vergangenen Wochenende. Da fuhr ich nämlich mit dem Fahrrad von Essen nach Recklinghausen – über schlechte Ruhrgebietsstraßen. Ich war in Essen mit Freundinnen verabredet, zu einem Frühstück, bei dem sich der Tisch bog. Wir hatten uns nämlich eine ganze Weile nicht gesehen und viel zu erzählen. Weil die Sonne schien, dachte ich mir, dass es eine gute Gelegenheit sei, mit dem Fahrrad zu fahren.
Ich fuhr also mit dem Zug nach Essen und mit dem Rad zurück. Das war frisch, aber ich hatte viel an: eine Fahrradhose, eine Strumpfhose und eine Wanderhose, zwei Paar Socken, ein T-Shirt, ein Thermoshirt, eine Softshell-Jacke und eine Weste, Mütze und Handschuhe. Ich war rund und flauschig.
An der Zeche Ewald in Herten gabelte ich den Reiseleiter auf, der mir entgegen gekommen war. Wir fuhren noch bis Recklinghausen. Dann ging die Sonne unter, die Temperaturen fielen schnell gen Null. Das war dann doch etwas unangenehm. Unsere Laune fiel auch, und wir stiegen für die letzten Kilometer in den Zug.
Natürlich sah ich total doof dabei aus – mit all den Klamotten, Mütze und Helm. Aber egal, es war eine schöne Tour.
Bürgermeisterin für Haltern am See | An den vergangenen beiden Wochenenden war ich als Bürgermeisterkandidatin im Einsatz: Auf dem Adventsmarkt in Flaesheim, ein Dorf in Haltern, habe ich gemeinsam mit anderen Menschen Glühwein für den guten Zweck verkauft – an einem Samstagabend. Das lief wie geschnitten Brot; ich kam nicht einmal dazu, auf die Uhr zu schauen. Die Spendensumme ist noch nicht offiziell, es müssen noch ein paar Auslagen beglichen werden. Aber so wie ich hörte, ist ordentlich etwas dabei rumgekommen. Der Erlös geht an den Sportverein im Dorf, an die DKMS und ans Klara-Hospiz in Marl.
(Ich bin ja schon ewig als potentielle Stammzellenspenderin regististriert – allerdings über die Stefan-Morsch-Stiftung, bestimmt 25 Jahre. Als ich im Abitur war, gab es in meinem Geburtsort eine Typisierungsaktion. Ich rechne fest damit, dass irgendwann mal der Anruf kommt.)
An diesem Samstag war ich in der Halterner Innenstadt unterwegs, habe Schokoweihnachtsmänner verteilt und mich mit zahlreichen Menschen unterhalten. Alle waren ausnehmend freundlich, als ich mich als Bürgermeisterkandidatin vorstellte. Ich habe viel mitgenommen. Was den Leuten besonders am Herzen liegt: Entscheidungen auf Augenhöhe, mit Einbezug der Menschen in der Stadt. Das trifft sich gut. So arbeite ich auch in den Projekten und Prozessen, für die ich als Unternehmensberaterin geholt werde – weil es einfach nicht mehr zeitgemäß ist, über Menschen hinweg zu agieren. Vor allem, wenn sie sich in der konkreten Sache besser auskennen als ich. Gleichzeitig muss man das natürlich strukturiert tun, nach klaren, transparenten Abläufen, sonst verfranst man sich.
Und sonst | Zwei ausnehmend schöne Weihnachtsfeiern, Wichtelgeschenke, die Lichterfahrt der Trecker, Kürbis-Ravioli mit Wirsing und Nikolausmarkt mit 10er-Waffeln am Abiball-Finanzierungsstand. Außerdem: eine Tanzparty.
Die Tanzparty war eine Party zum 50sten Geburtstag und folgte einem strengen Zeitregime: 18 bis 19:30 Buffet. Danach Tische raus- und Tanzfläche freiräumen. 19:30 bis 21:30 Uhr wilder Tanz. Dann Tische wieder reinräumen. 21:30 bis 22:30 Uhr Kaffee und Kuchen. Um 22:30 Uhr spielte der DJ „Gute Nacht, Freunde“, die Party war zu Ende und alle gingen nach Hause. Die Gastgeberin erklärte das so: „Ich wollte gerne Geburtstag feiern und tanzen. Aber ich werde auch so schnell müde. Also habe ich eine Tanzparty nach meinen Regeln geplant.“
Ich fühlte mich exrem abgeholt von dem Konzept.
Gehört | Tilo Jung interviewt den Ex-Volkswagen-CEO Herbert Diess – 3 Stunden 45 Minuten. Das Interview ist insofern gut, als dass ich Herbert Diess abwechselnd sympathisch und unsympathisch in seinen Positionen finde – und Tilo Jung abwechselnd gut und schlecht in seiner Interviewführung, wobei es keinen Zusammenhang zwischen den beiden Aspekten gibt. In jedem Fall hörenswert.
Schweine | Frostschweine.
Kommentare
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Damme ist wunderschön und man kann je nach Wetter gut wandern gehen (Jakobsweg).
Ich hatte mich neulich schon gefragt, warum es nicht schlimm ist, wenn jemand abhanden kommt, wollte aber nicht indiskret sein. Bei der erneuten Erwähnung lässt es mir nun aber keine Ruhe mehr…
Für das Bürgermeisterinnenprojekt drücke ich sämtliche Daumen und bin absolut überzeugt, dass Sie das rocken werden!
Oh Gott! Ich liebe das Konzept der Tanzparty. Wenn das mal kein Plan für meinen 50. in nicht mehr allzu vielen Jahren ist.