Draußen nur Kännchen Kaffeehaus mit ♥

Ein Ausflug zur Maus, Paul Spinat und litauischer Baumkuchen

10. 3. 2023 10 Kommentare Aus der Kategorie »Tagebuchbloggen«

So (einleitend) | Eine fordernde und schöne Zeit! Erst war ich viel unterwegs. Dann war ich vier Tage daheim. Die Daheimtage waren nach den vergangene Wochen dringend nötig – hauptsächlich fürs Gemüt. Denn ich bin zwar gerne auf Reisen. Aber ich bin auch gerne zu Hause.

Ich erzähle einfach mal chronologisch.


Ein Besuch in Köln | In der vergangenen Woche war ich für drei Tage in Köln beim WDR. Symbolbilder:

Ich habe ein Seminar für Programmvolontärinnen (m/w/d) gegeben. Wir haben die Grundlagen des agilen Projekt- und Redaktionsmanagements erarbeitet. Es ging um:

  • gemeinsam in einen guten Arbeitstakt kommen
  • gemeinsam Ziele verfolgen
  • sich effizient organisieren
  • Überlast und Unterlast vermeiden
  • nah am Kunden beziehungsweise am Publikum Inhalte und Produkte entwickeln.

Außerdem haben wir aktuelle Rechercheprojekte geplant, bei denen stetig neue Erkenntnisse hinzukommen – zum Beispiel für Monitor oder Westpol -, bei denen man täglich als Team schauen muss, wie es weitergeht, und die die Volontär:innen neben dem Tagesgeschäft wuppen.

Das Seminar war ein schneller Ritt durch wesentliche Elemente von Design Thinking, Scrum, Kanban und auch klassischer Wasserfall-Projektplanung. Ich habe im Seminar viel mit Simulationen gearbeitet, damit die Leute spielerisch erfahren, was es heißt, wenn sie gemeinsam dazulernen, wenn sie Feedbackschleifen einbauen oder wenn sie im Produktionsprozess unterschiedliche Aufgaben in unterschiedlichen Geschwindigkeiten erledigen.

Simulationen sind immer gut, am besten in einer Wettbewerbssituation mit zwei Teams, die gegeneinander antreten, oder indem die Gruppe einem Ziel immer näher kommt und dabei richtig Ehrgeiz entwickelt. Dann spüren die Leute den Stress, die Anspannung, die Kraft guter Abläufe und einer guten Miteinanders sehr direkt. Zum Beispiel habe ich die Volontäre Pizza backen lassen. Im Produktionsprozess waren Flaschenhälse eingebaut, in denen sich die Produktion staute (zum Beispiel vor dem Ofen, in den nur drei Stücke passten, die relativ lange backen mussten) oder beim Belegen (Schinken und Ananas schneiden und aufkleben hielt auf). Die Flaschenhälse mussten sie durch das Gestalten des Arbeitsflusses auflösen. In einer anderen Simulation waren sie mit einer unbekannten Aufgabe konfrontiert, die sie nur gemeinsam lösen konnten – je schneller, desto besser.

Wir hatten viel Spaß, das Feedback am Ende war richtig gut. Das hat mich mega gefreut, zumal die Vorbereitung Einiges an Aufwand war. Ich hatte das Seminar schon zweimal digital gehalten. In Präsenz habe ich es nun methodisch ganz anders aufgezogen.


Ein Besuch in Bonn | Am Freitagabend fuhr ich aus Köln heim nach Haltern, am Samstagmorgen fuhr ich von Haltern nach Bonn. Das war etwas unökonomisch, was allerdings nicht an mir, sondern an den Rahmenbedingungen lag: Die Bonn-Tour geschah gemeinsam mit dem Dortmunder Ladies‘ Circle . Wir fuhren auf ein Arbeitswochenende („Arbeits-„ … höhö … *zwinkizwonki). Das Arbeitswochenende (AWO) wird traditionell einmal im Jahr von der aktuellen Präsidentin organisiert und diese gibt das Ziel erst 24 Stunden vor Arbeise bekannt, so will es die Tradition. Ich konnte mich also vorab nicht so organisieren, dass ich direkt von Köln nach Bonn fuhr. Es war auch viel schöner, so wie es war. Wir fuhren in Fahrgemeinschaften, meine Fahrerin und ich sehen uns nicht oft und wir hatten entsprechend viel zu erzählen.

In Bonn habe ich gelernt:

  • Die Häuser in der Altstadt sind so schmal, dass die Wohnungen über den Geschäften praktisch nicht bewohnt werden können. Denn: Sie haben keinen separaten Eingang. Wer dort wohnt und hinauf in seine Räumlichkeiten möchte, muss durch Geschäft im Erdgeschoss hindurch. Ebenso sein Besuch, sein Postbote, alle Möbel, die Einkäufe – und was man so in der Wohnung haben möchte (oder wieder draußen).
  • Beethoven (Bonner Stadtkind) war genervt vom Standesdünkel: Man wollte ihn am Hof haben, er war ein anerkannter Komponist, aber auf der Straße grüßte man ihn nicht, weil er nicht von Stand war. Er hatte außerdem eine Menge Gespielinnen, aber keine von ihnen durfte er heiraten – aus gleichem Grund.
  • Bonn hat durch den Regierungsumzug keine Einwohner verloren, sondern – im Gegenteil -, welche hinzugewonnen. Das kam durch die gezielte Ansiedlung von Unternehmenszentralen (Post/DHL, Telekom). Dadurch hat sich auch der Altersdurchschnitt der Bevölkerung gesenkt. Bonn war zuvor ziemlich alt.
  • Das schöne Hauptgebäude der Uni Bonn wird komplett saniert – und es wird mindestens zehn Jahre dauern. Uff.
  • Das Schloss Drachenburg in Königwinter, das wir bequem per Zahnradbahn erklommen, wurde seinerzeit in nur zwei Jahren erbaut. Chapeau! Beauftragt wurde der Bau vom Börsenanalysten Stephan von Sarter, der, nachdem man ihn in den Adelsstand erhoben hatte, eine standesgemäße Unterkunft brauchte. Der Bumms kostete ihn 1,7 Millionen Mark. Geht eigentlich.
  • Sarter wohnte dort allerdings nie, Dienstboten unterhielten das Gebäude. Das Schloss unterlag nach seinem Tod mehreren Besitzerwechseln, war erst Katholische Heimschule, dann Nazi-Ausbildungsstätte, beherbergte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Eisenbahnerschule der Deutschen Reichsbahn und stand dann lange leer und verfiel. 1971 rettete der Unternehmer, Lebemann und Exzentriker Paul Spinat (sic!) das Gebäude vor dem Verfall. Er kaufte das Schloss für eine halbe Million Mark, die er mit einem Bausparvertrag finanzierte. Als Spinat pleite war, kaufte das Land NRW das Schloss für acht Millionen Mark zurück. Chapeau!

Zartes Downton-Abbey-Gefühl beim Blick in die Dienstbotenräume von Schloss Drachenburg: Eine Tafel zeigt an, in welchem Raum die Herrschaft geklingelt hat und Service wünscht.

Die Kostenvoranschläge für Möbel und Einbauten waren damals etwas aufwändiger als heute. Man malte sie in Öl – wie den Schrank und die Vertäfelung des Frühstückszimmer mit den umgebenden Wandmalereien:

Die Buntglasfenster im Schloss sind zum Teil schon rekonstruiert, nachdem sie erst dem Krieg, dann Vandalismus zum Opfer gefallen sind. Krasse Dinger sind das, die eine sagenhafte Atmosphäre machen. Die Rekonstruktion erfolgt durch die Mayer’sche Hofkunstanstalt in München. Auf deren Website kann man sehen, welche Projekte sie darüber hinaus macht. Ich lebe ja nun in einer völlig anderen, digitaleren Arbeitswelt. Solch eine Handwerkskunst beeindruckt mich sehr. Instagram: @mayerofmunich.


Wieder daheim | Diese Woche war ich ausschließlich zuhause – und zwar tatsächlich fast ohne Unterbrechungen, denn das Wetter war grauselig. Schneeregen bei ein Grad – wer will das?! Ich ging nur einmal hinaus, um (in dieser Abfolge, als Gesamtprozess) ein Paket abzuholen, Tomaten einzukaufen und im Hallenbad zu schwimmen. Ansonsten beschränkte sich mein Kontakt mit der Außenwelt aufs Fensteraufmachen. Das war auch mal schön.

Das Schwimmen im Hallenbad war prima. Ich sagte ja schon, dass das Hallenbad hier in Haltern sehr kommode Öffnungszeiten hat. Man kann quasi immer hingehen außer Freitags und Samstags. Freitags ist Vereinsschwimmen und Samstags Familienschwimmen. Zum Familienschwimmen kann man natürlich hingehen, das ist offen für alle, ein Besuch empfiehlt sich aber nur, wenn man Lust hat, sich mit Poolnudeln gegenseitig eins überzuziehen oder von einer Hüpfburg aus ins Wasser zu rutschen. Am Dienstag war, während ich schwamm, eine Gruppe von Leuten mit geistiger Behinderung dort und bekam Schwimmunterricht. Das war laut und munter; die Leute schwammen mit Begeisterung, klatschten sich ab. Es war eine Freude zuzusehen. Überhaupt ist in diesem Schwimmbad ein gutes Miteinander, egal ob Jung, Alt, Sportschwimmer oder Blümchenbadekappe.

Am Montagabend gaben meine Kollegin Andrea Schmitt und ich ein kostenloses Webinar. Wir erzählten aus unseren Erfahrungen, wie man Meetings souverän moderiert. Es ging einserseits um die Haltung, mit der man einer Gruppe begegnet, andererseits um Methoden für mehr Beteiligung und den Umgang mit herausfordernden Teilnehmern. Backstage:

Ein Monitor mit offener Zoom-Konferenz, im Bild Andrea und ich, daneben ein Alaufplan und die Folien.

Den Rest der Woche arbeitete ich für Kunden, moderierte digital und arbeitete jede Menge E-Mails mit Organisatorischem ab.


Grmpf | Ich möchte bitte in den Garten. Es soll Frühling werden.


Und sonst | Um mich herum haben wieder viele Leute Corona. Ich hatte schweren Männerschnupfen ohne zweiten Strich und aß scharfes Thai-Curry. Das trug wesentlich zur Genesung bei.

Der Reiseleiter war in Litauen, er musste dort beruflich Dinge tun und brachte Šakotis, litauischen Baumkuchen, mit.

Normalerweise verwendet man etwa 30–50 Eier pro Kilogramm Mehl. Hinzu kommen noch Margarine oder ButterZucker oder Honig und Schmand

Wikipedia

//*brummt vergnüglich

Ein fantastisches Gebäck. Ist schon weg.


Gehört | Fachkräftemangel und Antragsstau – Ausländerbehörden am Limit

Gelesen | Please blog (via Herrn Buddenbohm)

Personal blogs educate, advocate, and entertain. They are, more than any microblog can ever be, humans behind keyboards, firmly anchored in the realities and complexities of life. […] Don’t wait for the Pulitzer piece. Tell me about your ride to work, about your food, what flavor ice cream you like. Let me be part of happiness and sadness. Show me, that there is a human being out there that, agree or not, I can relate to.

Kommentare

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  1. AM_DO sagt:

    Auf Schloss Drachenburg war ich „vor Corona“ auf einer Tagung. Dort lernte ich, dass es ein Drehort von Babylon Berlin ist. Familiensitz der Nyssens. Downton Abby ist mir da aber sympathischer.

  2. Vanessa sagt:

    Ach! Ich lernte nur, dass es der Drehort von „Bares für Rares“ ist.

  3. Petra sagt:

    Zum link von Fr. Herzbruch/Ukraine: wenn man sich über die Komplexität der Problematik Ukraine- Russland-EU informieren möchte sind die Nachdenkseiten.de sehr hilfreich. Was unsere Medien Ottonormalbürger vermitteln wollen ist meist recht einseitig und oft auch manipulativ.

    1. Silja sagt:

      Die Seite ist verschwörungstheoretischer Dreck. Geht’s noch?!

    2. Vanessa sagt:

      Ich habe Siljas Kommentar nichts hinzuzufügen. Das ist kein Journalismus, das unterliegt keinen journalistischen Qualitätskriterien, das ist Verschwörung und ideologischer Quark.

      Dass es Quark ist, zeigt sich schon darin, dass es in meinem Beitrag weder um die Ukraine geht noch ist Frau Herzbruch verlinkt. Es wird also kommentiert, was gar nicht da ist. Das scheint mir symptomatisch.

  4. Petra sagt:

    Sorry! Der link war im Beitrag vom 27.2.2023 und nicht im aktuellen. Das ist eigentlich nicht soo lange her.
    Schade, dass man gleich so runtergeputzt wird. Ich hatte von der Betreiberin der HP und ihren Followern ein anderes Niveau erwartet.

    1. Nihilistin sagt:

      Liebe Petra, keine staatliche Stelle verbietet Ihnen, demokratiefeindliche, rassistische und menschenverachtende Seiten zu verbreiten, solange Sie sich auf dem Boden der FDGO bewegen. Das nennt man Meinungsfreiheit.
      Ich darf sagen, dass ich es widerlich, widerwärtig und abstoßend finde, dass Sie demokratiefeindliche, rassistische und menschenverachtende Seiten verbreiten. Das nennt man Meinungsfreiheit.
      Frau Nessy als private Blogbetreiberin muss die Verlinkungen auf demokratiefeindliche, rassistische und menschenverachtende Seiten nicht dulden und könnte Ihnen Blogverbot erteilen. Das nennt man Hausrecht.
      Und jetzt packen Sie Ihr armseliges Bündel und lassen uns hier mit Ihrer unerwünschten Weltanschauung in Ruhe.

  5. Silja sagt:

    Heul leise, Petra. Du redest von Niveau? Wer mit Absicht eine solche verschwörungsidelologische rechte Hetzseite verlinkt, sollte den Gegenwind aushalten.

  6. Petra sagt:

    Ach Silja, haben Sie da überhaupt schon mal reingesehen?

    1. Vanessa sagt:

      Ich würde sagen: Wir haben alle schonmal auf der genannten Seite reingelesen. So kommen wir zu unserer Sichtweise.

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