Auswärtsspiel | Diese Woche war ich wieder auf einem Auswärtsspiel – noch einmal in Karlsruhe. Gemeinsam mit Katja Waldhauer war ich für ein Teambuilding engagiert. Wir erarbeiteten mit den Teilnehmern grundsätzliche Mechanismen in Teams, die Leute erlebten sich in der Zusammenarbeit, wir experimentierten mit Rollenzuschreibungen und besprachen Themen aus dem Arbeitsalltag.
Am Tag darauf war ich für ein Führungskräfteseminar engagiert, doch es waren so viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen erkrankt, dass ich vorschlug zu verschieben. Klar, man kann das durchziehen. Aber zum Einen lebt ein Seminar auch stark von der Diskussion und der Dynamik der Teilnehmer, zum Anderen ist es für den Kunden wirtschaftlich irgendwann keine tolle Investition mehr – spätestens wenn nur noch die Hälfte der vorgesehenen Mitarbeiter:innen profitiert. Weil ich Anfang Mai ohnehin für einen Tag in Baden-Württemberg bin, schlug ich vor, den Seminartag organisatorisch dort dranzuhängen. So passt es dann für beide Seiten. Ich fuhr also zeitiger aus Karlsruhe ab als geplant. Reiseleiter und Kinder freuten sich.
Asia Fusion | In Karlsruhe traf ich außerdem Ellen von der Klimaschutz- und Energie-Agentur Baden-Württemberg, die mich als Preis für die Gewinner Ihrer Landesauszeichnung eingekauft hat. Wir tauschten uns über die anstehende Beratung aus, teilten unsere gegenseitige Verzweiflung über die Autozentriertheit der Verkehrspolitik und konsumierten Unmengen hervorragenden, asiatischen Essens.
Für den Mai habe ich schonmal die Reisemöglichkeiten auf der Schiene recherhiert. Die Fahrt von Haltern nach Karlsruhe, 420 Kilometer, würde mich bei heutiger Buchung 27 Euro kosten – in der 1. Klasse, BahnCard 25. Ein unschlagbares Angebot! Die Fahrt am nächsten Tag von Karlsruhe nach Renningen, 65 Kilometer, kostet mich dann 33 Euro. Für die 33 Euro fahre ich 20 Minuten ICE (Karlsruhe – Pforzheim); von Pforzheim aus juckele ich danach eine Stunde mit dem Bus bis nach Renningen. Komplette Entkoppelung von Preis und Leistung.
Gehört | In dieser Woche fuhr ich mit dem Auto und hörte dabei Hörbuch:
- Stay away from Gretchen von Susanne Abel, gelesen von Vera Teltz. Susanne Abel erzählt die Geschichten von Greta Monderath, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem schwarzen amerikanischen Soldaten verliebte. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: der Gegenwart, in der ihr Sohn immer mehr Geheimnisse seiner dementen Mutter entdeckt, und die Vergangenheit. Gerne gehört: kurzweilig, nicht zu flach und nicht zu anspruchsvoll, glaubwürdige (und nicht zu viele) Charaktere, gut gelesen.
- Das glückliche Geheimnis von Arno Geiger. Der Schriftsteller Arno Geiger erzählt autobiographisch aus seinem Leben – und davon, wie er über viele Jahre Papiermüllcontainer durchwühlt. Das Gefundene, darunter viele Briefe, inspiriert ihn schriftstellerisch, hemmt ihn aber auch. Anfangs tat ich mir schwer mit dem Buch: selbstverliebtes, intellektuelles Geschwurbel. Ab der Hälfte ändert sich allerdings der Ton, und es stellt sich eine gewisse Handlung ein, die zwar zur Hälfte aus Sexgeschichten und Problemen in der Partnerschaft besteht, zur anderen Hälfte aus Selbstzweifeln und Überforderung, aber immerhin! Außerdem gibt’s ein paar durchaus hübsche philosophische Überlegungen, so dass ich zu Ende hörte.
Kommentare
8 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
Es war mir ein Fest! :)
(Route über Stuttgart schon geprüft? In Renningen hält die S6 ab Stuttgart und zwischen KA und S fährt (neben dem Fernverkehr) auch der IRE 1 in erträglicher Zeit.)
Noch nicht. Die hat der DB-Navigator nicht ausgeworfen. Werde ich checken.
Die zweistündige Fahrt mit dem Regionalverkehr vom linken Niederrhein nach Münster kostet genau so viel wie das Wochenticket für Münster.
Ich bin bisher kein ÖPNV-Crack, aber – HÄ?!
Vom linken Niederrhein ist es ja durchaus weit bis nach Münster. Erstaunlich finde ich, dass wir, deren nächste Großstadt es ist, schon 22 Euro für Hin- und Rückweg bezahlen. Einfach mal zum Wochenmarkt und dort einen Kaffee trinken, kostet für zwei Leute also 44 Euro. Und da ist der Kaffee noch nicht mit drin.
Stay Away vom Gretchen war mein Hörbuchhiglight 2021 weil ich es so wahnsinnig großartig gelesen finde von vera teltz. die fortsetzung hat mir leider nicht ganz so gut gefallen.
Das habe ich jetzt schon mehrmals gehört. Sie spricht mich auch nicht so an.
Ich bin bei Reisen nach Deutschland immer wieder überrascht, wieviel leichter bei uns in Österreich die ÖV-Nutzung geworden ist, seit es das Klimaticket (= eine Jahreskarte für alle Öffis) gibt. Kein Nachdenken mehr, wo ich da jetzt eine Karte krieg, grübeln über Zonenkarten, etc… ich hoffe, sowas macht Schule
Hier kommt ja das Deutschlandticket für 49 Euro/Monat im Abo. Allerdings kann man damit keine Fernverkehrszüge nutzen, deshalb werde ich erstmal schauen, ob es für mich attraktiv ist. Denn im Sommer fahre ich auf kurzen Strecken Fahrrad, und wenn ich die Bahn nutze, nutze ich meist den Fernverkehr.
Es ist einfach alles zu kompliziert. Wir suchten letztens nach dem günstigsten Tarif, mit dem uns zwei befreundete Paare aus Mülheim (ca. 40 Kilometer entfernt) per Bahn besuchen können. Der Regionalexpress fährt durch, es ist also einfach und bietet sich an. Allerdings führt der Weg über eine Verbundgrenze. Wir benötigten knapp 20 Minuten, um herauszufinden, dass die günstige Art ein „Schöner-Tag-Ticket NRW“ in der Ausführung für vier Personen ist – also kein reguläres Ticket für jede Person, auch keine Viererkarte, keine normale Gruppenfahrtkarte, und auch nicht die Mitnahme einer Person auf dem Monatsticket einer anderen, denn dabei muss man nochmal eine Anschlusskarte für den nächsten Verbund wählen.