Eine lange Reihe | Vergangene Woche hatte ich mich noch gefragt, ob ich mir ein Hotelzimmer nehmen soll. Aber das fand ich dann doch ein bisschen drüber. Ich in Dortmund, der Kundenworkshop in Essen, also nur 38 Kilometer entfernt: Ein Hotelzimmer sei Unsinn, dachte ich.
Es wäre kein Unsinn gewesen. Denn ich habe heute Morgen mehr als zwei Stunden für die 38 Kilometer gebraucht. Um 6:45 Uhr fuhr ich los. Um 8:50 Uhr war ich da. Zehn Minuten vor Workshopbeginn. Das war natürlich zu spät. Mit eineinhalb Stunden hatte ich gerechnet. Mit mehr als zwei Stunden nicht.
Der Rückweg dauerte 1 ¼ Stunden. Ich habe heute also 3 ¼ Stunde auf der Autobahn verbracht, den Kofferraum voller Workshopmaterialien, und war Teil von 400 Kilometer Stau in Nordrhein-Westfalen. Der Verkehr in diesem Bundesland ist am Ende – interessiert aber keinen.
Für die Nacht von morgen auf Mittwoch habe ich mir ein Hotelzimmer genommen. In Wuppertal; das liegt 48 Kilometer entfernt. Zu einem Preis, den ich nicht niederschreiben möchte, sonst bekomme ich Schläfenkopfschmerz. Aber egal. Ich werde am Mittwoch pünktlich und ausgeschlafen beim Kundenworkshop sein. Das Gastgewerbe freuts.
Zzzzz | Keine weiteren Themen. Nur müde.
Gehört | Hörbuch, natürlich – wegen: siehe oben. Simon Beckett: Die ewigen Toten. Ging so. Zu okay, um vorzeitig abzubrechen; aber die Story ist zu mau, um begeistert zu sein.
Kommentare
9 Antworten: Bestellung aufgeben ⇓
„Der Verkehr in diesem Bundesland ist am Ende – interessiert aber keinen.“
Wen soll es denn interessieren? In erster Linie die Betroffenen, die Autofahrer. Wer von den vielen Staustehern könnte den ÖPNV benützen? Wer vielleicht auf eine Fahrt verzichten?
Nicht gemeint sind natürlich die Menschen, die so viel Gepäck im Auto haben, dass sie es nicht schleppen können …
Der ÖPNV im Ruhrgebiet ist auch überlastet. Zur Hauptreisezeit mit dem RE1, RE6 oder RE11, in der S1 oder einer anderen S-Bahn fahren – das ist der gleiche Spaß wie auf der Autobahn. Die Leute nehmen schon den Nahverkehr. Ich will nicht wissen, wie es darin aussähe, wenn nochmal 50 Prozent der Autofahrer zusteigen würden. Den Platz gibt’s nämlich gar nicht.
Heute Morgen war zudem eine S-Bahnstrecke lahmgelegt, weil die Wochenendbaustelle zu lange gedauert hat.
Es macht mich müde, wenn die einzige Lösung darin besteht zu sagen: „Selbst schuld. Sollen sie halt den ÖPNV nehmen.“ Es ist ein strukturelles Problem.
Warum sind denn Hotelzimmer noch dazu unter der Woche in Wuppertal so teuer ?
Ich musste 4 Hotels abtelefonieren. Alles voll.
Ich schätze: Einzugsgebiet Düsseldorfer Messe. Derzeit ist Medica.
Bor Wahnsinn, woran liegt das bei euch? Zuwenig Straßen? Zuviele Baustellen? Blöde Verkehrsführung?
Gute Frage. Zu viele Menschen auf zu kleinem Raum, die sich gleichzeitig bewegen wollen – hohes Pendleraufkommen. Dazu alle acht Kilometer eine Brückenbaustelle (gefühlt), dazwischen andere Baustellen (Bergbauschäden, neue Kanäle oder Kabel), ein ÖPNV am Limit mit zu vielen einzelnen Verkehrsbetrieben, Kirchturmdenken und dadurch Inkompatibilität von Taktungen, Spurweiten, Tarifen.
Oh je! Ich weiß genau, was Du meinst. Ich hatte gestern Abend eine Verabredung in Volmarstein. Von Dortmund raus zu kommen und über die A1 nach Volmarstein war auch ein Erlebnis. Aber ich habe „nur“ 1:10 gebraucht. Habe zwischendurch überlegt, nie mehr Auto zu fahren und das Auto zu verkaufen. Ist aber auch keine Option, wenn man nicht nur noch Menschen treffen will, die in Dortmund wohnen. Ich bin da grad echt dankbar, dass ich zu Fuß zur Arbeit gehen kann und dieses Chaos nicht regelmässig erleben muss. Aber grundsätzlich könnte sich mal jemand um das Thema kümmern…
Dir trotzdem noch eine gute Woche!
1 Stunde 10 von Dortmund nach Volmarstein – ja, das ist schon im oberen Erlebnisbereich. Aber mit dem ÖPNV abends nach Volmarstein ist halt auch keine Option. I feel you.
Ich pendele nach Düsseldorf rein, ich könnte freilich einstimmen in diesen Chor – erst recht zu Messezeiten. Geschmeidige Anfahrt läuft zum Teil über abstruse Umwege, aber dann Nerven schonend: Meine Nerven sind mir lieb und teuer.
Als seit Jahrzehnten überzeugte, leidenschaftliche Autofahrerin mit sehr jungen, aber erwägenswerten Erfahrungen im ÖPNV ertappe ich mich tatsächlich öfters bei den Gedanken, dass a) ich bereit bin, mich von meinem KFZ zu trennen, so ich wirklich praktikable Alternativen finde und b) nur ein Umdenken der Gesellschaft weg vom Individualverkehr die Straßen entlasten kann.
Aber was und wie, keine Ahnung – es wird möglicherweise radikale Veränderungen in Lebens- und Arbeitsmodellen bedeuten respektive nur damit einhergehen können?
Ein Beispiel: Eine meiner Kolleginnen wohnt in Düsseldorf, hat zwei kleine Kinder, die sie vor der Arbeit zur Schule und in die KiTa bringt. Sie regt sich seit Kurzem über den Stau auf, der wegen der Umweltspur innerstädtisch sehr zugenommen hat. Auf die Idee, diese selbst mit dem Fahrrad zu nutzen, käme sie nie. Und sagt, mit dem ÖPNV kenne sie sich nicht aus. Sie wird nicht die Einzige sein, die so denkt und weiter fluchend im Stau steht.
Da sind zu viele Stellschrauben, denke ich, dass das gebündelt aus einer Hand kommen könnte.