Gelesen im März:
Friedrich Ani. Süden
Tabor Süden war Polizist; er hat in der Vermisstenstelle gearbeitet. Nach längerer, privater Zeit in Köln kehrt nach München zurück. Er sucht seinen Vater – und den Wirt Raimund Zacherl. Als Privatdetektiv macht er sich auf die Suche nach dem Gastronomen. Was ich an den Süden-Büchern mag: Es sind keine klassischen Krimis, mehr Erzählungen, und es geht immer um Menschen und ihre Entscheidungen. Dieser Band hat allerdings einige Längen; die Geschichte um Südens Vater hat mich genervt.
Beverly Jensen. Die Hummerschwestern
(Deutsch von Beate Brammertz)
Ein Buch, das stark anfängt, um dann stark nachzulassen: Die Schwestern Avis und Idella wachsen gemeinsam mit ihrem Vater an der Steilküste New Brunswicks auf. Ihre Mutter ist bei der Geburt einer dritten Schwester gestorben. Das Buch erzählt ihr Leben und steigt stark ein: Der Alltag der Kinder an der Küste, unter Männern, ist gut zu lesen. Dann ziehen die Schwestern fort und die Geschichte verliert an Drive. Im letzten Drittel verwässern die Charaktere. Trotzdem eine nette Urlaubslektüre.
Karl Ove Knausgard. Lieben
(Aus dem Norwegischen von Paul Berf)
Ein viel gelobtes Werk des Norwergers Knausgard. Er erzählt autobiographisch aus seinem Leben, in diesem Band besonders aus seinem Liebesleben und der Beziehung zu seiner Partnerin und seinen Töchtern. Ich habe so meine Schwierigkeiten mit dem Buch – allen voran, weil der Protagonist keinerlei Entwicklung durchmacht. Das Werk ist eine einzige Introspektive, aufgrund des In-sich-selbst-Gefangenseins des Erzählers leider ohne Erkenntnisgewinn. Die gänzliche Abwesenheit einer tatsächlichen Handlung – im Sinne von tatsächlichem Aktivwerden der Personen oder dem Eintreten von Ereignissen – hat es mir schwer gemacht, meine negativen Gefühle gegenüber dem Erzähler Ove zurückzuhalten; ein Unsympath. Der Kinderdoc hat das Buch auch gelesen.
Favel Parrett. Jenseits der Untiefen
(Aus dem Englischen von Antje Rávic Strubel)
Die drei Brüder Joe, Miles und Harry wachsen an er Küste Tasmaniens auf. Ihre Mutter lebt nicht mehr, der Vater ist unberechenbar. Die Geschichte begleitet die Jungen ein Stück in ihrem Leben. Es erzählt sehr ruhig. Langsam offenbart sich ein Geheimnis. Das Ende ist wuchtig und kommt mit Gewalt. Ein zunächst unscheinbares, dann aber gutes Buch.
John Williams. Stoner
Anfang des 20. Jahrhunderts: William Stoner verlässt die Farm seiner Eltern und beginnt ein Agrarstudium. Recht bald entdeckt er jedoch seine Liebe zur Literatur und wechselt das Studienfach. Er beginnt eine Universitätskarriere und entkommt damit zwar dem kargen Dasein auf der elterlichen Farm; er wird jedoch auf andere Weise Gefangener seines Lebens. Eine gute, durchdachte, niemals bevormundende, sehr leise Geschichte, die schon 1965 geschrieben wurde. Unbedingt empfehlenswert. Anke Gröner hat das Buch auch gelesen, der Kinderdoc ebenso.
Im April werde ich Rezensionsexemplare lesen, die dann in Einzelbeiträgen erscheinen.
Kommentare
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Danke, dass Sie sich durch den Knausgard gekämpft haben (Min Kamp … usw.), ich kann Ihre Kritik absolut unterschreiben, ja, das ist alles so. Interessant fand ich die Nabelschau trotzdem. Aber mehr als ein Buch seiner Reihe pro Jahr werde ich wohl dennoch nicht ertragen. Für Sie ist wohl Schluß mit Knausgard?
Recht so: Es gibt genug andere „gems“ zu entdecken.
Ein Kampf war es nun nicht. Die Nabelschau fand ich auch interessant und lehrreich. Wenn der Protagonist nur derart unsympathisch, fast narzisstisch ist – uff. Dann wird’s schwierig.
Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich mich noch an einen zweiten Knausgard wage.