Nachbarn haben eine gewisse Tradition in diesem Blog. Wer schon länger hier liest, kennt den Oberinspektor und die Ketchup-Familie, den Ghettonetto und die Entenmutti.
Auch die neue Wohnung hat eine Nachbarschaft. Sie trägt einen Großteil der Verantwortung dafür, dass ich wohne, wo ich nun wohne.
Denn zwei Stockwerke über mir residieren der Coach und seine Kreisläuferin. Sie haben mich, als sie erfuhren, dass unter ihnen etwas frei wird, mit der freien Wohnung bekannt gemacht. Danach haben sie mich direkt Giovanni vorgestellt, einem berenteten, schnauz- und backenbärtigen Lebemann aus dem Dachgeschoss.
Der Coach, die Kreisläuferin und Giovanni wussten bereits vor mir, dass ich zukünftig mit ihnen wohne werde; es gab für sie niemals Zweifel daran, dass ich einziehen wolle. Hegte ich sie, so zerstreuten sie sie mit einem freundschaftlichen Schulterkopfen, führten mich zum Tapas-Essen aus und gaben mir alles in allem das Gefühl, die Sache sei geritzt. Noch vor Erwerb der Immobilie schmiedeten die Drei Pläne, wie man das Zusammenleben gestalten könne: gemeinsame Dolce-vita-Abende und BVB-Samstagnachmittage, Grillfeiern und gegenseitiges Tomatengießen – als ich schließlich einzog, war es wie Nachhausekommen.
Die Kreisläuferin hatte von Anfang an Ideen, wie ich meinen Garten gestalten könne. Der Gemüseanbau müsse natürlich intensiviert werden. Außerdem sei eine Haustierhaltung erstrebenswert: Ein Hausschwein wäre schön. Es müsse keine ausgewachsene Muttersau sein; ein Minischwein reiche schon, solch ein Tier sei auch sehr gelehrig, wir könnten ihm Kunststücke beibringen.
Der Coach war skeptisch und votierte für eine Schildkröte als das höchste der Gefühle. Giovanni schaffte sich kurzerhand selbst acht Prachtfinken an. Aber davon ab, sagte er, Fink hin oder her: Ein Minischwein sei tatsächlich eine gute Idee; für einen Esel sei der giardino ja leider ein bisschen klein.
In den vergangenen Wochen ruhte das Thema. Ich war nicht unglücklich darüber, denn ich las, dass Minischweine 50 Quadratmeter Auslauf benötigen und überdies nicht alleine leben möchten, also Minischweingesellschaft brauchen, so dass man unweigerlich zur Minischweinezüchterin wird, wenn man die Sache denn einigermaßen ernst nimmt. Die Schweine-Idee geriet also wohlwollend in Vergessenheit – bis zum Wochenende. Da nämlich feierte ich ein kleines Fest und bekam von Giovanni, quasi als Gedächtnisstütze, geschenkt:
Wenn Sie mich fragen, genügt das erstmal als Haustier. Je nachdem, wie der Wind im Wohnzimmer steht, läuft es mir sogar hinterher.
Kommentare
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Diese mit „leichter Luft“ – oder wohl auch Helium genannt – befüllten Tierchen lassen doch gleich eine Erinnerung in mir hochkommen. Zu irgendeinem der vergangenen runden Geburtstage bekam ich auch so einen Mitbewohner geschenkt.
Als ich gleich darauf ein paar Tage verreiste, hütete meine Mutter das nette Tierchen, das aber kein Schwein war. Als sie lüftete, entfleuchte es zur Freude der Kinder, die auf der Straße liefen, aus dem Fenster und ward nie mehr gesehen. – Es war also eine sehr kurze Wohngemeinschaft.
Mein Schwein hat sich gestern auch schon über den Balkon abgemeldet. Aber die Nachbarin hat’s eingefangen.
KLASSE !!!
Da hast du aber Schwein gehabt. :-)
Gute Nachbarn sind definitiv eins der wichtigsten Zubehoere fuer eine Wohnung. Um so besser, wenn diese schon vor einem wissen, dass man dazugehoert.
Und Ihr Schwein: mit genuegend Gasentweichung wird das doch ein Minischwein – und wenn Sie sich davon eine kleine Herde zutun, dann kann die ja auch platzsparend unter der Decke wohnen. :)
Hört sich alles großartig an, nach Hause kommen im Neuen :) Giovanni erscheint mir wie der typische Italiener: weiss gut zu leben und ist dabei freundlich und beharrlich; die wenigen Italiener, die ich kenne, sind alle so.
Sollte es denn noch kommen – das lebende Minischwein – erhoffe ich mir intensivste Berichterstattung – Serviceblog eben; hier beknien mich nämlich Mann und Kinder seit Jahresanfang, ein solches Minischwein anzuschaffen. Der Mann hatte in der Nacht zuvor – von Samstag auf Sonntag – geträumt, dass wir ein Schwein hätten, berichtete davon beim Sonntagsfrühstück und der Tag war gelaufen: die drei haben den Rest des Sonntags damit verbracht, im Internet zu recherchieren und sich auszumalen, wie so ein Leben mit Schweinchen denn aussehen könnte… Da ich hochgradig allergisch auf Hunde, Katzen, Federvieh, Pferde… bin, müssen die Kinder bisher leider auf Haustiere verzichten, eine Schildkröte scheint nicht wirklich erstrebenswert, ebensowenig wie Leguane, Gürteltiere und andere Nicht-Fell-Nicht-Feder-Träger – die kann man doch nicht annährend artgerecht halten? Meine größte Angst ist bisher, dass sich das Schweinchen als ebenfalls nicht-allergikergeeignet herausstellen könnte und wir somit gezwungen sein könnten, von dem neuen Mitbewohner allzu schnell wieder Abschied nehmen zu müssen (bin in der Beziehung ein gebranntes Kind). Und mal ehrlich – ein Schwein…?
urgh, nachgelesen und dennoch ein Rechtschreibfehler: – annähernd sollte es natürlich heißen
Ich kann mir schon vorstellen, dass so ein Schwein allergikerkompatibel ist. Wenn Sie genug Auslauf haben: Warum nicht?