Wir haben einen neuen Hallenwart: Werner.
Werner ist ein Mann vom Typ „Riesengartenzwerg“: freundlich, rotwangig, mit stattlicher Figur. Er ist zwischen 50 und 60 Jahren alt, vielleicht auch älter – es ist schwierig, das zu schätzen. Werner macht seinen Job seit knapp einem Monat, und schon jetzt wird deutlich: Er ist für diese Aufgabe geboren.
Denn Werner hält gerne Schwätzchen; wortreich erzählt er uns von seinem Schrebergarten neben dem alten Stahlwerk. Nach dem Training hilft er uns, die Bänke und Matten fortzuschleppen. Er freut sich, dass er nützlich sein kann, dass er unter Leuten ist, dass er Teil des Vereins sein darf. Während der Übungen sitzt er oft hinter dem Panoramafenster im Technikraum und blickt aufs Spielfeld – oder auf einen kleinen, tragbaren Fernseher, auf dem er die EM guckt. Fällt ein Tor, tritt er breitbeinig zu uns in die Halle, ein Papa Miracoli ohne Schürze, stemmt die Hände in seine nach außen gewölbte Taille und ruft in einem Duktus zwischen Jürgen Drews und Ausbilder Schmidt: „Eins zu null!“
Diese Woche hat Werner uns etwas mitgebracht. Wir kommen gerade vom Joggen zurück in die Halle, ein fünf-Kilometer-Warmlaufen vor dem Training; wir sind verschwitzt und schon ein bisschen fertig, ziehen unsere Laufschuhe aus und unsere Hallenschuhe an – da steht er plötzlich da, lächelnd, gartenzwergig, vor dem Bauch einen großen Holzkorb mit frischen Erdbeeren. „Für euch“, sagt er, „aus meinem Garten.“ Die Erdbeeren sind prall und saftig, die rotesten Erdbeeren, die das Ruhrgebiet je gesehen hat.
Wir sind aus dem Häuschen, beschließen aber, die Beeren erst nach dem Training zu essen, damit sie uns während des Sports nicht in den Bäuchen herumhüpfen. Werner nickt und stellt sie in sein Kämmerchen neben den Fernseher. Gleich spielt Ronaldo; einige Sportskamerdinnen sind aufgeregt: So ein schöner Mann, der darf nicht ausscheiden. Werner hält sie auf dem Laufenden.
Nach eineinhalb Stunden Zirkeltraining kommen wir in die Kabine. Wir sind total am Ende: Erst laufen, dann Hallentraining – wir kriegen kaum mehr die Beine hoch. Und in der Kabine stehen, gewaschen und vom Strunk befreit, auf acht Papptellern liebevoll angerichtet: Erdbeeren – dicke, pralle, rote Erdbeeren. Lustvolle Erdbeeren, Erdbeeren, von denen man nachts träumt.
Wir fallen über sie her. Danke, Werner.
Kommentare
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Hach!
Wir haben gerade einen neuen Hausmeister bekommen. Und auch er scheint zu der nicht mehr oft gesehenen Gattung Mensch, der seine Arbeit gerne tut zu gehören. Das macht glücklich!
Es gibt viele coole Hausmeister, die Spaß an ihrem Job haben. Unter Hallenwarten gibt es aber auch viele Meckerköppe. Da geht um 21.30 Uhr auch schonmal vorsorglich das Licht aus, obwohl die Hallenzeit bis 22 Uhr reicht.
Da geht einem das Herz auf.
Und der Bauch. Mjamm.
Erfahrung sagt, dass die Beziehung zu Hallen-, Haus- und saemtlichen anderen Warten, die das Universum so bevoelkern eine der wichtigsten ist, die man so als durchschnittlicher Vereinsvertreter hat.
Wenn man dann noch das Glueck hat, so ein hervorragendes Exemplar zu bekommen – toll. Wenn man das mit der neuen Gaststaette zusammenwirft scheint Ihre Turnhalle ja auf einer gluecklichen Erdstrahlung zu stehen. :)
Und was wirklich wichtig ist das man solche guten Exemplare pflegen muss. Dann sind sie nämlich gar nicht grantig, wie die meisten Leute behaupten, sondern man kann problemlos mit ihnen Pferde stehlen gehen oder Sonderregelungen in der Halle treffen.
Sekretärinnen, Netzwerkadministratoren und Hallenwarte: immer warmhalten!
Jetzt verstehe ich, wozu diese Geraete da sind. Zum Netzwerkadministrator warmhalten. :)
Aus Fließbandarbeitszeiten bei einem großen Automobil-Hersteller kann ich noch ergänzen: Gabelstaplerfahrer. Immer warm halten! Ohne die läuft nüscht!
Wer braucht einen Ronaldo wenn man so einen Werner hat ?
Naja … also … optisch … nichts gegen Werner …. und Ronaldo mag ich auch nicht, aber … mmmh.
wie süß *__*
so jemanden muss man doch wirklich lieb haben…
Oh ja!
Mehr von dieser Art Menschen, bitte. ♥
Ich find den CR7 überhaupt nicht hübsch, er hat ein Gesicht wie ein Weichei.
Wollt ich nur mal so anmerken.
Ronaldo ist zu geleckt und dadurch einfach uninteressant.
Frau Nessy, einige der Mitsportlerinnen waren ja auch quasi noch in der Pubertät. Da suchen sich viele Mädchen Schwärmereien aus, die nicht so arg nach Mann aussehen. Von denen geht nicht so viel Gefahr aus ;)
Ui, das ist aber lieb von Werner!
Mehr solcher Werners!
Ich kenne auch einen, bei dem es sichlohnt, im Leben seinen Weg gekreuzt zu haben. So viel Lebenserfahrung passt normalerweise nicht in ein einziges…
Weil Männer toll sind,,,deswegen gibt es so einen wie Werner! ;-)
Kleine Geste, große Wirkung ! Sehr schön ! :-)
[…] Erdbeeren für Heldinnen « Draußen nur Kännchen23. Juni 2012 … Wir haben einen neuen Hallenwart: Werner. … Werner macht seinen Job seit knapp einem Monat, und schon jetzt … Draußen nur Kännchen … […]