Sobald ich mich an einem Pool oder einem Strand niederlasse,
setzen sich in meinem Körper kleine Männchen in Bewegung, wandern aus meinem Bauch in meinen Kopf, steigen den Hals hinauf, erklimmen die Treppen zu den Augen und drehen dort an einer Kurbel. Die Kurbel senkt die Lider über meine Augen. Mein Kopf sackt nach hinten. Ich schmatze leise. Und schlafe ein. So habe ich die ersten zwei Tage meines Urlaubs zugebracht.
Dann hatte ich die Männchen im Griff, stundenweise, und habe Kakteen besucht, lange dünne, kleine dicke und große dicke. Das klingt erstmal nicht so interessant, war aber ganz prima.
Ich habe dort Kakteen entdeckt, in denen ebenso wie in mir kleine Männchen leben. Ich habe die Kakteen sogar ganz leise schmatzen gehört.
Neben Kakteen gibt es weitere Pflanzen auf Lanzarote: Palmen. Zum Beispiel in Haría. Dort wachsen sogar so viele, dass die Gegend das „Tal der 1000 Palmen“ heißt. Ich habe nicht nachgezählt, aber es mag wohl stimmen. Am besten sieht das Ganze von oben aus, wenn man vom Mirador del Haría zum Meer schaut.
Stellen Sie sich zu diesem Bild bitte vor, dass Sie in einem Backofen stehen, Umluft, ein heißer Wind umspielt Ihre Glieder. Sie sind leicht klebrig, haben heute schon drei Liter getrunken, aber nicht einmal pinkeln müssen. Während Sie ins Tal hinabblicken, fühlen Sie, wie Sie eine knusprige Kruste bekommen.
Aber ich wäre kein Checkerbunny, hätte ich nicht einen Kühlschrank gefunden.
Der Kühlschrank entstand vor vielen Jahren, selbst an Jesus war noch nicht zu denken. Damals brach ein Vulkan aus, Lava floss ins Meer, kam mit dem kalten Wasser in Berührung, irgendwas explodierte und bumms!, gab’s die Höhle. So ungefähr hat es die Höhlenführerin erklärt, die allerdings nur Spanisch sprach. Deswegen kann es sein, dass auch alles ganz anders war.
Nicht nur in der Höhle war es kühl. Auf Lanzarote lebte ein Mann, der auf der Insel ungefähr alles gestaltet hat, was es Wichtiges zu gestalten gibt: César Manrique. Er hat auch den Kaktusgarten gemacht. Außerdem hatte er ein Haus in Tahíche, was irgendwo bei Teguise ist. Mehr müssen Sie nicht wissen; wenn Sie mal dort sind, werden Sie es finden. Das Haus ist in Lavablasen gebaut, also ebenfalls fast wie eine Höhle.
Irgendwann musste ich dann doch mal pinkeln, so nach dem vierten getrunkenen Liter. Wir waren gerade auf dem Weg zu einem Kirchlein irgendwo im Nichts und fragten uns, ob es wohl gestattet sei, in der Nähe eines Gotteshauses Wasser zu lassen, mitten in die Natur, ganz ohne Klosett. Die Gelegenheit war günstig, weil niemand zu sehen war. Meine Freundin, Sauerländerin und von daher ehrfürchtig katholisch, hegte Zweifel, war aufgrund ihres Harndrangs jedoch geneigt, beim Austreten an etwas Frommes zu denken – dann sei es wohl in Ordnung.
Als ich den Kirchhof betrat, wurde unsere moralische Debatte allerdings obsolet, denn just in dem Moment, in dem ich das Törchen durchschritt, verschwand nur zehn Meter weiter, kurz vor der weißen Kirchmauer, die den Hof begrenzte, ein Mann hektisch hinter einer Palme. Gleichzeitig richtete sich eine Frau auf, die vor ihm gehockt hatte und blickte mich mit großen Augen an. Ihr Mund formte ein stummes „Oooh“, ob aus Gottesfurcht oder aus Überraschung, werden wir nie erfahren.
Was haben wir noch gesehen? Vulkane und Lava, im Timanfaya-Natinalpark gibt es jede Menge davon. Man fährt mit einem Bus hindurch. Die Fahrt dauert 40 Minuten und ist wie ein Ritt mit der Wilden Maus. Mir war nicht gut danach.
Wir waren auch am Strand von Famara und haben dort Surfer gesucht.
In meinem nächsten Beitrag erzähle ich Ihnen dann von den Calendar Girls, die mit mir im Hotels wohnten – und wie ich mit Mildred Wassergymnastik gemacht habe.
Kommentare
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Hah, die Männchen kenne ich, die machen das auch bei mir. Allerdings habe ich das Extrafeature dass die auch tätig werden, wenn ich auf dem Beifahrersitz eines Autos sitze und selbiges auf die Autobahn auffährt.
Übrigens finde ich, Sie sehen sehr schön auf dem letzten Foto aus. Und lassen Sie sich von niemandem was einreden wegen der Figur, die ist nämlich ganz toll, ehrlich!
Dankeschön. Das Foto ist ausgesprochen günstig getroffen. :-)
Die Beifahrersitzkrankheit ereilt mich in Zügen und Flugzeugen. Obwohl es in Flugzeugen massiv eng ist, schaffe ich es sogar, in den Mittelsitzen einzuschlafen.
Wunderbarer Urlaubsbericht. Nirgendwo anders würd ich sowas lesen, aber bei Frau Nessy schon.
Auf Mildred bin ich schon gespannt, aber „CHECKERBUNNY“ kriegt schon mal den Kreativpreis der Woche, das steht fest.
Mildred ist zuckersüß.
Wunderbarer Urlaubsbericht. Nirgendwo anders würd ich sowas lesen, aber bei Frau Nessy schon.
Ich bin schon gespannt auf Mildred, aber „CHECKERBUNNY“ kriegt schonmal den Kreativpreis der Woche, das steht fest ;-).
Na super, auch noch doublecomment, die WP-Anmeldungen krieg ich echt nimmer auf die Reihe…:-(.
Huch, das kenn ja alles , bis auf das Kirchlein der Sünde.
Ein ähnliches Erlebnis habe ich auch. Mit Zöglingen unterwegs in Italien, war es nötig, nach der Besichtigung der weltberühmtwunderbaren Kirche die Toiletten aufzusuchen.
Die erste Gruppe kam ganz schnell wieder.
Frau croco, Frau croco, kommen Sie ! Da wird gerade jemand umgebracht. Wir hören Schreie auf dem Klo.
Ich schob meinen Lehrkörper todesmutig und Kindelein verteidigend
Richtung Toilettengebäude, doch da kamen mir schon die Ermordete und der Mörder entgegen, sie den Rock nach unten streichend und er knallrot angelaufen.
Ja , die Kindelein waren schon achzehn Jahre alt.
Und begriffen um vieles langsamer als ich.
Das Alter hat bezüglich Blickgeschwindigkeit entscheidende Vorteile.
Toller Kaktus.
*wieher*
:D
Die Kindelein trauen Ihnen also zu, Morde zu verhindern und Gewalttäter zu überwältigen. Sie genießen hohes Ansehen.
Ich war grade lesenderweise im Urlaub – herrlich…
Ihre Schilderungen haben mich ganz nebenbei auch an meinen ersten und einzigen Ritt mit der Wilden Maus erinnert. Ich war fünf und dachte, dass es vom Augenzuhalten besser würde. Hätt ich mir stattdessen doch besser den Mund zugehalten…
Aber Sie haben ja alles wunderbar überstanden, auch die 140°. Und daraus auch noch einen der seltenen, lesenswerten Urlaubs-Blogposts gemacht, da muss ich dem Schattenpriester beipflichten.
Vielen Dank!
Oh, es waren ja sogar 410°. RESPECT!
41komma0, würd ich sagen, nur dass das Komma wahrscheinlich geschmolzen ist.
Das mit dem Extrafeature für Autobahnauffahrten hatte ich früher übrigens auch. Irgendwie ist es mir abhanden gekommen.
//*lacht
Zum Glück musste ich mich in der Wilden Timanfaya-Maus nicht übergeben. Aber ich brauchte eine halbe Stunde an der frischen Luft, bis ich wieder beigekommen war.
Nachbarin, euer Fläschchen! Checkerbunny!!! Made My Day. Nur eines müßten Sie aber wissen: es heißt ja dann doch wohl Cactus Nessyi… gell.
Das ist die freie y-Konjugation: nessy, nessy, nessi, nessum, nessy.
schööön! Und der Schluffikaktus ist wunderbar.
Er ist halt ein ganz ehrlicher Charakter und macht keinen Hehl daraus, dass er ein Müßiggänger ist.
Liebe Frau Nessy,
ich liebe Ihren Blog! Herrlich, einfach so auf der Arbeit mal kurz in den Urlaub abzutauchen und dort den Schluffikaktus zu treffen (das habe ich auch ab und an, vor allem nach dem Essen). Haben Sie am Strand denn einen Surfer finden können?
Hach, schön :)
Viele Grüße,
der Ponder
Kein Surfer, leider. Ich war kurzzeitig niedergeschlagen, bis ich wieder am Pool lag und den Bademeister im Blick hatte.
Ich empfehle Sardinen. Da gibt es dann sogar Kitesurfer, dass sind die coolen unter den eh schon coolen Kindern (und 41 Grad sind auch noch nicht).
Oh das war ja lecker warm.
Bei solchen Temperaturen hätte ich wahrscheinlich nur lethargisch in der Ecke gelegen. ;-)
Toller Bericht. Jetzt bin ich fast ein bißchen neidisch. ;)
Und jetzt nähern wir uns unaufhaltsam der Geschichte mit dem Bademeister.
Bin gespannt wie ein Flitzebogen.
Der Bademeister war sehr zurückhaltend.
Sie haben noch das typische Foto vom Timanfaya-Teufel vergessen, werte Frau Nessy. Aber sonst… hmmm, ja, man sollte auch mal wieder hin. Wenn’s nicht auch so viele andere tolle Ziele gäbe…
Auf Lanzarote war ich nur mal einen Tag und habe daher außer dem Timanfaya-Park fast nur den Weg mit dem Mietauto von Arecife dorthin und zurück gesehen.
ABER: Sie haben echt was verpasst, wenn sie den Kamelritt auf dem Weg zum Park nicht mitgenommen haben. Das war echt toll, man kam sich vor, als würde man mit dem Kamel über den Mond reiten.
Und die Busfahrt hab ich nicht mehr sooo schlimm in Erinnerung, aber angenehm ist in der Tat anders.
Der Kamelritt ging aus Gründen nicht – also, bei mir schon, aber bei der Freundin nicht. Und alleine lassen wollte ich sie nicht.
Für mich sind Busfahrt und Achterbahn ähnlich. Mir wird pfuischlecht dabei. Und diese Busfahrt war schon extrem, die Busfahrer todesmutige Insulaner. Sie haben ja keinen Gegenverkehr, hoffen sie.
Nein, die Kamele und ich sind noch nie warm geworden. Zu gelbe Zähne.
An dieser Stelle muss ich noch darauf hinweisen, dass das schöne Wort „Schluffikaktus“ tatsächlich eine Nessy-Wortneuschöpfung ist – toll :)
Viele Grüße,
der Ponder
Blau steht ihnen gut, Frau Nessy.
Danke.
Hach Erinnerungen… Ich war da auch schonmal, muss so 15 Jahre her sein. Der Nationalpark war unglaublich beeindruckend, wobei ich den „Wilde-Maus-Effekt“ nicht so verspürt hab. Kann aber auch daran gelegen haben, dass ich noch vom „Wildes-Kamel-Effekt“ zugedröhnt war…
Haben sie sich auch den großartigen Grill, bestehend aus einem tiiiiiiiefen Loch im Boden angesehen. Sowas will ich auch. Einfach jederzeit n Hähnchen druffschmeissen und kurze Zeit später ein erdwärmegegartes Knusperhuhn geniessen! Fand ich sehr beeindruckend…
Oh ja, der Grill. Den habe ich gesehen. Und die saftigen Hähnchenbollen auch.
Hm sehr schäner Beitrag, da bekomme ich selbst gerade Lust auf viel Urlaub und schlafen ;)
Vielen Dank!
LG Dom
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