„Er fürchtet sich ein bisschen vor mir, genau wie du.
Er hat Bammel. Und genau so soll es sein.
Wer sich fürchtet, verliebt sich.
Frederica in „Der Schneeflockenbaum“, S.52
Nein, möchte man antworten. Liebe, das ist doch dieses umfassende Gefühl von Nähe, von Zuneigung und Zärtlichkeit. Liebe, das ist das Gegenteil von Angst. Liebe bewahrt uns vor Angst. Wenn wir lieben, sind wir frei von Furcht. Wir lassen uns fallen und vertrauen.
Ja. Und Nein. Liebe ist Bewegung. Liebe ist ein sich ständiges Neu-Anschauen, ein Neu-Entdecken, ein Sich-Neu-Auseinandersetzen.
Je größer die Angst, die ich vorab hatte: die Angst, nicht gemocht zu werden, die Angst, nicht erkannt zu werden, die Angst, entlarvt zu werden; je größer die Angst, desto größer die Anspannung; je größer die Anspannung, desto größer die Entspannung, desto größer die Erleichterung, desto größer die Liebe, die erwuchs.
So ist es zugleich das Größte und das Schwierigste, das Geheimnis und der Klebstoff der Liebe, wenn wir angespannt bleiben; wenn wir nicht alles vom anderen wissen. Auch nicht wissen wollen. Damit wir unsere Ängste kitzeln. Damit wir Abgründe vermuten können. Damit wir uns neu verlieben können. Damit wir fortwährend lieben können.
Kommentare
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Erschreckend, dieser Artikel und das Zitat zur Einleitung kamen wie auf’s Stichwort. Perfektes Timing. Erschreckend schön, vielen Dank. :-)
JEP!
Auf das richtige Verhältnis zwischen Liebe und Angst kommt es an.
Und mir ist das Wort Angst in diesem Zusammenhang zu stark … Anspannung passt, aber auch gespannte Aufmerksamkeit finde ich passender.
Ist mit der Liebe wie mit dem Sport – ist die Anspannung und die Aufmerksamkeit weg, ist alles (Liebes) Müh’n umsonst – aus die Maus.
das drückt ziemlich genau das aus, was er mir mal gesagt hat und das ich nicht so richtig akzeptieren will bzw. wollte. aber wahrscheinlich ist es tatsächlich so.
amen.
Der Artikel kommt auch für mich passend, na ja eigentlich wohl doch eher zu spät…
Das Wort Angst finde ich nicht ganz treffend, aber Anspannung und Geheimnis treffen es sehr gut. Es ist sehr schön, wenn man in einer Beziehung über alles sprechen kann. Deswegen muss man aber auch nicht wirklich über tatsächlich alles sprechen.
Seufz … Mist … verdammt … ja! …
Kann dem nur zustimmen.
Ja, man muss auch den anderen nicht ergründen wollen. Immer wissen wollen, was er macht und denkt. Man darf sein Geheimnis nicht entlarven.Man soll ihm sein Leben lassen und ihn dann lieben.
Schön gesagt haben Sie das, wunderschön.
?
frau nessy, da picksen mir aber mitten in mein kleines, wundes herz! hach!
ein „sie“ nachwirft! *schäm*
Was nützt all die Angst, die Anspannung, die Geheimnisse und die Erleichterung wenn der, dem sie gelten, all das nicht sieht?
Oder wenn er es nicht erwidert.
Nein, Liebe ist ganz anders. Liebe ist das ruhige Fahrwasser, gewonnen aus Vertrauen, Respekt und dem zarten Miteinander im rauen Alltag. Liebe heißt, den Partner leben zu lassen, im seine Meinung zu gönnen und sich dennoch nicht zu verbiegen, um des Friedens Willen. Liebe ist Frieden, ohne heißes Kribbeln, Vertrautheit ohne Blindheit, Genuss und Wohlgefühl ohne Reue und Angst.
Alles andere ist Verliebtheit, die Sorgen bereitet, Ängste schürt, Bauchschmerzen erzeugt und Tränen fließen lässt. Diese vermeintliche Liebe ist es, nach der sich alle Menschen fälschlicherweise sehnen, die noch nicht wissen, wie sich Liebe anfühlen kann, die reich und gefestigt ist.
Liebe ist mehr als Begehren, Lust und starke Gefühle im tosenden Strudel der Leidenschaft für den anderen Menschen. Diese scheinbare Liebe nämlich zerstört, vergeht wie eine Kerzenflamme im Sturm und zerbricht Herzen. Sie ist nicht echt, manchmal jedoch die erste Stufe zur wahren Liebe.
Soweit meine 2 Cents
Liebe ganz ohne Verliebtsein? Nein, das geht nicht in der Partnerschaft, aller wohlmeinenden Worte zum Trotz. Zu viel Verliebtsein ist allerdings auch wiederum schlecht.
Stimmt :)
Diese Meinung kann ich nicht teilen. Mich verbindet eine tiefe Liebe mit meinem Freund, die so ganz anders ist als alles, was vorher war. Ich hatte nie „Angst“, er könnte mich nicht mögen, ich war nie „angespannt“, und wir wissen auch alles voneinander – soweit ich das beurteilen kann. Wie CeKaDo schon schreibt, Vertrauen, Respekt und zartes Miteinander im rauen Alltag, dieser Satz gefällt mir gut.
Immer wenn ich in der Vergangenheit die Angst hatte, „er“ könnte mich nicht so mögen wie ich ihn, oder „er“ würde mich entlarven war die „Beziehung“ schneller wieder vorbei als sie angefangen hatte. Diese Ängste hatte ich ja auch nur, weil ich mir selbst nicht wert genug war, und somit auch für andere nicht wert genug war. Mit der Veränderung meines Selbstwertgefühls hat sich auch mein „Beuteschema“ verändert.
Die Liebe, die mich mit meinem Freund verbindet, ist liebevoll, respektvoll, hilfsbereit, gut…. Sie ist ganz leise, sie poltert nicht, sie verursacht keine Schmetterlinge im Bauch, aber sie verursacht ein Gefühl der Geborgenheit und der Sicherheit, ohne Angst.
Hmm, ich weiß nicht …
Die Kette Angst -> Anspannung -> Entspannung -> Erleichterung -> Liebe gefällt mir nicht. Liebe als Ergebnis von ausbleibender Enttäuschung? Ist das nicht ein bißchen wenig?
Ich würde es eher so ausdrücken:
Liebe ist. Sie resultiert aus nichts Anderem. Sie muss auch nicht von Außen oder durch äußere Einflüsse erneuert werden. Sie erklärt und befeuert sich aus sich selbst, wenn zwei Menschen in Resonanz treten.
Wirkliche Liebe ist etwas Selbstverständliches …
Nein, ist sie nicht.
Oh, SO hab ich es ja auch nicht gemeint. In diesem Kontext verstehe ich es auch nach wie vor als ein unverdientes Wunder, mit meiner Frau zusammen zu sein. Aber eben dieses Zusammensein wird nicht von mir ständig hinterfragt oder in Frage gestellt…
Jetzt verständlich? Ich bin leider in Worten nicht so gut wie Sie.
Ich hielte Liebe eher fuer die Grundlage, die das staendige ‚Neu-‚ ermoeglicht. Der Motor, der einen das tun laesst und verhindert, dass man ermuedet dasteht und sich denkt ‚ich will nicht mehr‘.
Angst finde ich in diesem Kontext auch ein zu starkes Wort. Was sie als Praemliminarien beschreiben wuerde ich eher „emotionale Investition“ nennen. Je mehr ich davon gegeben habe, desto groesser die Erleichterung, wenn passiert, was man sich gewuenscht hat.